Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Phantom of the Opera

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Weil sie den Avancen des lüsternen Barons Hunyadi nicht nachkommt, sorgt dieser dafür, dass das Debüt der Opernsägern Elena in seinem Opernhaus in Budapest vor den Augen ihres Dirigenten-Gatten Sandor Korvin zum Fiasko wird. Nach desaströsen Kritiken stürzt sich Elena in die Fluten und stirbt, während ihr verzweifelter Gatte dem Komplott auf die Spur kommt, durch einen tragischen Säure-Unfall entstellt wird und von dem Bühnenarbeiter Lajos in den Gängen wieder gesund gepflegt wird. Fortan macht Sandor als Phantom die Oper unsicher und als vier Jahre später steht mit Maria Gianelli eine neue hoffnungsfrohe Sängerin auf der Bühne, hilft er der jungen Frau, die seiner verstorbenen Gattin verblüffend ähnlich sieht, zu neuen Ruhm. Doch als das Phantom zunehmend Besitzansprüche stellt und sich auch der neue Regisseur des Hauses in die talentierte Maria verguckt, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu…

Die Geschichte über „Das Phantom der Oper“ ist ja hinlänglich bekannt und im Laufe der Filmgeschichte bereits mehrfach in unterschiedlicher Qualität verfilmt worden. In diesem Fall von Regisseur Robert Markowitz, der in der 1983 entstandenen TV-Verfilmung zwar mit ein paar bekannten Gesichtern aufwarten kann, ansonsten aber eher nur systemerhaltende Genre-Ware der eher harmlosen Art abliefert. Der Handlungsort dieser Adaption wird kurzerhand von Paris nach Budapest verlegt und die ohnehin bekannte Geschichte leicht variiert und im Schnelldurchlauf erzählt. Da Brutalitäten weitgehend ausgespart werden, verlegt sich Markowitz auf eher unwichtigere Szenen wie dutzende Proben und dem ambivalenten Charakter seiner jungen Künstlerin, die gleichermaßen über Attraktivität, Talent und Ehrgeiz verfügt. Trotz der TV-Optik lässt sich der Streifen aber immer noch gut gucken, was vorwiegend an Maxi Schell liegt, der hier als Phantom mit undankbarer Rolle auch die besten Auftritte im Film hat. Die gruselige und blutrote Fratze des deutschen Covers sucht man im Film zwar vergebens, aber ansonsten hat man großen Wert auf eine hübsche Ausstattung gelegt, was dem „Phantom von Budapest“ auch sehr entgegenkommt. Wer also schon immer wissen wollte, wie sich „Dr. Quinn“, die „Ärztin aus Leidenschaft“ als ambitionierte Opernsängerin schlägt und dabei von einem dauerbewellten Michael York aus den Fängen des Phantoms gerettet wird, ist in diesem netten und durchschnittlichen Werk trotz liebloser DVD-Umsetzung jedenfalls an der richtigen Adresse.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Küken kommen

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Nachdem sie 15 Monate beim Panzerbataillon gedient haben, ist für die eigentlich sehr unterschiedlichen Freunde Thomas, Brummi, Anarcho Kid, Casanova Baby, Bulle und Tristan endlich der große Tag des Abrüstens gekommen. Während ihr Kommandant und Offizier vom Tag bei der großen Abschlussrede noch zu mehr Disziplin mahnt, haben die Jungs bereits nur Schabernack im Sinn. Gemeinsam wollen sie mit dem Zug nach München, um dort die Stadt unsicher machen und dabei mit vielen Mädels und noch mehr Alkohol ordentlich auf den Putz hauen. Doch einer der selbsternannten „Küken“ alarmiert auch die Freudinnen der Jungs, die da natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden haben und sich den feierfreudigen Abrüstern auf die Fersen heften. Die Jungs lassen sich jedoch nicht von ihren Plan abbringen und nachdem sie in München angekommen sind, ist das auch der Auftakt zu sehr turbulenten Stunden und die Jungs geraten von einem Schlamassel in das Nächste…

Zu dem filmischen Output von Eckhart Schmidt hab ich ja doch ein etwas zwiespältiges Verhältnis und obwohl diese einerseits voll spaßigem Zeit- und Lokalkolorit sind und sich auch netter popkultureller Zitate bedienen, präsentiert uns der Regisseur und Drehbuchautor in seinen Filmen oftmals die haarsträubendste Geschichten und Ereignisse, die selbst den wohlwollenden und aufgeschlossenen Deutschploitation-Fans ziemlich hart auf die Probe stellen. „Die Küken kommen“ ist ja auch so ein Beispiel und präsentiert in einer vollkommen humorfreien Lisafilm-Teenie-Komödie sechs verhaltensauffällige Knallchargen, die nach München kommen und andere zu nerven und die Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen. Inhaltlich bewegt sich der Streifen hart an der Grenze zur Unschaubarkeit und ich hab es nach einigen Minuten bereits aufgegeben, mich über die Figuren und Ereignisse zu wundern, die mit einem vermeintlichen Augenzwinkern von Diebstahl, Nötigung, Stalking, Verharmlosung des Milieus bis hin zu ständigen Gewaltandrohungen und Übergriffen dem Zuschauer auch kaum etwas auslassen. Dieses turbulente Werk wirkt wie ein verfilmter Bravo-Fotoroman mit viel flotter Disco-Musik von Lee Marrow, C.C. Catch bis hin zu Modern Talking und so etwas kann man dann wohl wie "Das Wunder" und "Wie treu ist Nick?" auch nur wertfrei über sich ergehen lassen. Was daraus hätten werden sollen, lässt sich ja nur erahnen und ich frage mich ernsthaft, ob derartige Figuren in den Achtzigern tatsächlich als geeignete Identifikationsfiguren für das junge Publikum angedacht waren? Superdoof statt subversiv! Von dem famosen, duften und oberaffengeilen Charme anderer Werke aus dem Hause Lisafilm ist hier jedenfalls keine Spur und ich fand die Abenteuer der Hirnis und ihren Ischen dann sogar eher ziemlich ätzend und knorke.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Auge der Tiefe

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Hanno Behrendt ist ein Mann in seinen Fünfzigern, der gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn nach vielen Jahren wieder in seine norddeutsche Heimat in ein Ferienhaus am Plöner See zurückkehrt. Doch statt Ruhe und Entspannung holen den Mann an dem idyllischen See längst verdrängte Erinnerungen an eine vergangene Liebe wieder ein. Vor knapp zwanzig Jahren entwickelte sich eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau, die wenig später im See Selbstmord beging. Als die Erinnerungen wieder aufflammen scheint das für den Mann und auch sein Umfeld immer tiefschürfendere Konsequenzen zu haben, während sich bei seinem Sohn und einem Urlaubsflirt während des Aufenthalts dieselbe Geschichte nochmals zu wiederholen scheint.

Der deutsche Spielfilm „Das Auge der Tiefe“ hat zwar eine DVD-VÖ, aber weder einen IMDB-Eintrag noch habe ich irgendwelche Rezensionen oder weitere Informationen auf deutschsprachigen Seiten gefunden, sodass natürlich gleich meine Neugier geweckt wurde. Dabei ist der von der Jan Harloff gedrehte Streifen sicherlich keine unterschätzte Perle oder Überraschung, aber eine eigentlich recht passable Mischung aus Psychodrama mit Mystery-, Heimat- und Familienfilm-Einschlag, der auch Themen wie Existenzkrise und Burn-Out aufgreift. Dabei bedient sich Harloff auch des Material eines in den Sechzigern gedrehten Streifens mit dem Titel „Die graue Farbe der Hoffnung“ mit ihm in der Hauptrolle zurück, das hier in Rückblenden verwendet wird und verknüpft die Handlung des damaligen Films über eine Dreiecksbeziehung mit der Geschichte eines Mannes, der sich am Plöner See auf unfreiwillige Weise seiner Vergangenheit stellen muss und dabei auch sein Umfeld mitzieht. Herausgekommen ist ein im Familienverband Harloff entstandener Streifen, der am Cover zwar mit reißerischen Floskeln beworben wird, aber dabei eher ruhig um die Ecke biegt und die Erwartungen des Genre-Publikums wohl nur begrenzt erfüllt und in seinen Dialogen und Entwicklungen teils auch etwas gekünstelt wirkt. Auf der anderen Seite habe ich nun mal ein Herz für unterrepräsentierte Filme aus deutscher Produktion und das Ergebnis wirkt auch dank dem mitgelieferten „Making Of“ immer sehr sympathisch und okay, dass Fans von deutschsprachigen Werken auch angesichts des günstigen Preises durchaus einen Blick riskieren können.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Otto - Der Film

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Otto ist ein hoffnungsfroher Ostfriese, der nach einer entbehrungsreichen Kindheit sein Glück in der großen Stadt suchen möchte. Da Otto zwar über große Träume, aber über wenig Kohle verfügt, führt ihn einer seiner ersten Wege in das Büro eines dubiosen Kredithais, der dem angehenden Firmengründer einen Kredit mit Wucherzinsen andreht. Wenig später sitzt Otto in seinem Büro und wartet auf Aufträge, die aufgrund seiner ebenfalls etwas seltsamen Geschäftsgebarung nur sehr spärlich eintrudeln. Ein Monat später steht der Kredithai wieder vor seiner Türe und fordert eine immense Summe und da trifft es sich gut, dass der quirlige Mann kurz zuvor Jessica, die Tochter einer stinkreichen Familie, auf einer Baustelle vor dem sicheren Tod gerettet hat. Doch auch Ottos Plan mit der ihm versprochenen Prämie seine Schulden zu begleichen, entpuppt sich wenig zielführend und Ottos Probleme fangen erst so richtig an…

Über „Otto – Der Film“ muss man ja eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren und als erfolgreichster deutscher Kinofilm aller Zeiten hat der Streifen des ostfriesischen Komikers aus dem Jahr 1985 auch Generationen von Zuschauern geprägt und popkulturell große Spuren hinterlassen. Man denke nur das das tausendste Schaf Harald oder Elisabeth Wiedemanns legendärer Ausspruch über Rio de Janeiro, welche aus dem deutschen Sprachgebrauch auch gar nicht mehr wegzudenken sind. Seinerzeit führte ja auch absolut kein Weg an Otto vorbei und seine Platten und Bücher machten im Schulhof die Runde und auch den dazugehörigen Kinofilm hat wohl jeder dutzendfach gesehen. So einen Lieblingsstreifen aus der Kindheit heutzutage auch objektiv zu bewerten ist natürlich schwer und natürlich verknüpft der Streifen lediglich bekannten Gags aus seinem Bühnenprogrammen mit einer losen Rahmenhandlung und Liebesgeschichte, die hundertprozentig auf seinen Hauptdarsteller und eine möglichst große Zielgruppe zugeschnitten ist. Inszenatorisch ist der Streifen ebenfalls solide, glänzt mit bekannten Gesichtern und auch wenn sich der persönliche Humor über die Jahre natürlich gewandelt hat, so ist „Otto – Der Film“ doch auch wie ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten, den man zwar vielleicht über die Jahrzehnte aus den Augen verloren hat, aber bei dem man auch gleich wieder an alte Erinnerungen anknüpfen kann. In diesem Sinne: „Was ist unsichtbar und riecht nach Hase“?
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Undine

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Raoul ist im Auftrag seines Bruders Frank in der Nähe eines idyllischen Gebirgssees damit beschäftigt den Weg zum Gipfel zu vermessen und ist immer wieder mit einem hübschen Mädchen konfrontiert, dass ihn bei seiner Arbeit beobachtet und wenig später offen nachstellt. Der smarte Geologe ahnt jedoch nicht, dass Frank nicht nur eine Forststraße im Auge hat, sonder die ganze Gegend mit einem gigantischen Hotelprojekt nachhaltig verändern möchte. Als seine Arbeit immer wieder sabotiert wird, entdeckt er, dass das mysteriöse Mädchen dahintersteckt, die sich ihm wenig später auch als Wassergeist Undine offenbart und vor seinen Augen als Nixe im Bergsee verschwindet. Obwohl Raoul weiß, dass Undine ihn von seinem Vorhaben abbringen soll, hat sich der Geologe längst in Undine verliebt und auch das Mädchen empfindet zunehmend mehr für den jungen Mann. Als jedoch Frank für seine Pläne zunehmend kriminelle Energien offenbart und auch dafür sorgt, dass Raouls Ex-Freundin Anja auf der Bildfläche auftaucht, wird die noch frische Liebe des ungleichen Paares bereits gewaltig auf die Probe gestellt.

Eckhart Schmidt ist ja meines Erachtens kein sonderlich großer Geschichtenerzähler und „Undine“ ist erwartungsgemäß auch der eher mittelprächtige Versuch eines modernen Heimatfilms, der auch eher mit seinen Bildern punkten kann. Die Geschichte verknüpft das beliebte Ganghofer-Motiv zweier ungleicher Brüder im Kampf gegeneinander mit Themen wie Tourismus-Kritik, dem unweigerlichen Fortschritt und der Bergwelt-Sagen-Mythologie um Wassergeister, die in Form von jungfräulichen Nixen erscheinen. In „Undine“ prallen ja eigentlich auch auf durchaus interessante Weise sehr unterschiedliche Welten aufeinander und dennoch liegt das Hauptaugenmerk des Streifen leider nur auf der etwas schwülstig erzählten Liebesgeschichte des ungleichen Paares, während alle anderen Themen nur am Rande auftauchen und nicht weiter verfolgt werden. Die Figuren wirken teils arg stereotyp, wobei ich hier etwas bezweifeln möchte, dass diese von Schmidt bewusst so überzeichnet wurden und wie schon in zahlreichen anderen Schmidt-Filmen handeln diese dann auch nicht sonderlich rational. Obwohl mir „Undine“ als Mischung aus modernen Heimat- und Genrefilm durchaus zugesagt hat, wird man als Zuschauer das Gefühl aber nicht los, dass hier neben den schönen Bildern einer unberührten Natur und der schwimmenden Nixe im kristallklaren Bergsee doch auch mehr möglich gewesen wäre, als die etwas vorhersehbar und märchenhaft inszenierte Liebesgeschichte, die sich bisweilen zu sehr auf Groschenheft-Niveau begibt. Andererseits: wer kann schon einer barbusigen Nixe am Cover widerstehen?

Unborn but forgotten

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Während es privat für die Reporterin Han nicht sonderlich gut läuft und sie die Affäre mit ihrem Kollegen verheimlichen muss, ist sie beruflich jedoch einer guten Story auf der Spur. Gemeinsam mit dem Polizisten Choi verfolgt sie eine unheimliche Mordserie, in der junge Frauen scheinbar an den Folgen einer Geburt sterben, obwohl diese augenscheinlich nicht einmal schwanger waren. Choi entdeckt, dass alle Frauen vor ihrem Tod die Webseite einer bestimmten Klinik aufgerufen haben und fünfzehn Tage später verstorben sind. Als auch Han die Seite aufruft und sie dort ihren eigenen Tod sieht, bleiben ihr also nur noch fünfzehn Tage um das Rätsel zu lösen und den Fluch zu brechen.

Der südkoreanische Streifen „Unborn but forgotten“ ist eigentlich eine kunterbunt-zusammengewürfelte Mischung aus J-Horror-Elementen, Mystery und Kriminalgeschichte im Fahrwasser von „The Ring“ und „Ju-On“, die jedoch nie richtig in die Puschen kommt und dabei auch weder gruselig oder spannend ausgefallen ist. Die Geschichte über tote Frauen, eine mysteriöse Webseite und die Reporterin, die gerade privat eine schlechte Zeit durchlebt ist eigentlich ein ziemlicher Käse und die Geistererscheinungen und bösen Vorahnungen entpuppten sich als mindestens so lahm wie die damit verknüpfte Kriminalgeschichte im Umfeld der Reporterin. Alles zusammen will ja so überhaupt nicht funzen und obwohl die düsteren Bilder und Darsteller durchaus okay gehen, runzelt sich spätestens bei der finalen Auflösung ganz ordentlich die Stirn und bereits davor wirkt „Unborn but forgotten“ stets eine Spur zu unausgegoren, wirr und willkürlich. Von all den zahlreichen Filmen aus der Ecke ist dieser südkoreanische Beitrag wohl so ziemlich der Uninspirierteste und beweist, dass die Essenz aus Dingen, die in anderen Genre-Filmen aus der Ecke gut funktionieren in konzentrierter Form nicht unbedingt besser daherkommen und auch entbehrlich ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Es

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„Stranger Things“ ist zwar keine Stephen-King-Adaption, aber atmet fast in jeder Sekunde dessen Geist, sodass ich danach große Lust auf eine ausgedehntere Retrospektive bekommen habe, die dieses Mal auch seine bislang von mir eher vernachlässigten Serien-Produktionen fürs TV umfassen soll. Mit „Es“ habe ich zum Start ja dann auch gleich mit dem Highlight angefangen, dass seit dem Jahr 1990 die Fans begeistert, selbst wenn das dreistündige Werk doch auch erheblich vom über tausendseitigen Wälzer abweichen soll. Das Buch kenne ich ja nicht, aber die Serie ist auch nach einem Vierteljahrhundert noch immer super und vor allem die erste Hälfte mit den Kindheitserinnerungen im Backflash ganz große Erzählkunst. In den ersten neunzig Minuten wird auch alles richtig gemacht und die Geschichte der „glücklichen Sieben“ im Kampf gegen eine unbekannte Macht in Form des bösartigen Clows ist packend und spannend erzählt und vereint gemeinsamen Kindheitserinnerungen zu einem Ganzen, dass den Aufhänger für die zweite Hälfte bietet. Die erste Hälfte ist angefangen von den Settings, der packenden „Coming-of-Age“-Story bis hin zu den jugendlichen Darstellern auch sehr gut gemacht, während sich die zweite Hälfte mit den erwachsenen Darstellern dann oftmals etwas in Wiederholungen verzettelt und das – zugegeben – sehr hohe Level der ersten Hälfte nicht ganz halten. Das Finale wirkt für heutige Verhältnisse tricktechnisch vielleicht etwas angestaubt, aber im Großen und Ganzen hat man sich auch hier große Mühe gegeben und nach TV-Produktion sieht das Ganze trotz dem Fehlen plakativer Momente ebenfalls so gar nicht aus. „Es“ zählt jedenfalls nicht nur im Bewusstsein vieler Horrorfans meiner Generation zu den gelungenen King-Verfilmungen, sondern funzt meines Erachtens auch gänzlich ohne die eigenen und oftmals etwas verklärten Kindheitserinnerungen als spannender Gruselstreifen noch immer sehr gut.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Rasenmäher-Mann

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Dr. Angelo ist ein genialer Wissenschaftler und forscht im Auftrag der Regierung mit einer intelligenzfördernden Droge, die in der „virtuellen Realität“ die Gehirnkapazitäten und auch das Aggressionspotential des Probanden fördert. Als der zu Versuchszwecken dafür genutzte Schimpanse kurzerhand aus der Forschungsanstalt ausbricht und dabei wie in seiner Simulation ein paar Menschen aus dem Weg räumt, flüchtet das verletzte Tier geradewegs in die Arme des zurückgebliebenen und von allen verspotteten Jobe, der ansonsten für das Mähen der örtlichen Rasen zuständig ist und in dem Tier einen seiner Superhelden aus den Comic-Heften sieht. Als das Projekt daraufhin auf die lange Bank geschoben wird, beschließt Angelo die Versuche auf Intelligenzförderung eingeschränkt mit Jobe im heimischen Keller fortzuführen und der sogenannte „Rasenmähermann“ zeigt in der virtuellen, als auch in der tatsächlichen Realität erstaunliche Fortschritte. Als sich die Ergebnisse aber nicht mehr verheimlichen lassen, beschließt der Geldgeber des Projects ohne das Wissen von Angelo auch die aggressionsfördernde Komponente der Droge zu testen, was natürlich nicht ohne entsprechende Konsequenzen bleibt.

„Der Rasenmäher-Mann“ ist bei den King-Verfilmungen ein mittlerweile vielfach gescholtenes Werk, was aber wohl hauptsächlich an den nicht mehr zeitgemäßen Computer-Effekten liegt, die im Jahr 1992 aber „State of the Art“ waren. Der mit 140 Minuten auch viel zu lang geratene Streifen verkauft sich ja auch quasi als High-Tech-Thriller und warnt mit erhobenem Zeigefinger vor den Gefahren der virtuellen Realität in falschen Händen. Wie visionär der Streifen tatsächlich war, zeigt uns ja mittlerweile „Pokemon Go“ - doch statt intelligenzfördernd ist diese Technologie ja mittlerweile am anderen Ende des Bildungsspektrums angekommen. Abgesehen davon ist die Verfilmung der Kurzgeschichte aber auch eher eine etwas dröge Angelegenheit, die sich abseits von computergenerierten Bildern auch eher altbacken gibt. „Der Rasenmäher-Mann“ braucht auch relativ lange, bis überhaupt Bewegung in die Sache kommt und erst nach knapp 45 Minuten wird die Story über den zurückgebliebenen Jobe, der sich dank Experimente zu einem Übermenschen mit Allmacht-Fantasien entwickelt überhaupt erst interessant. Der Rest des Streifens ist dann eine Art „Dorf der Verdammten 2.0“ und bietet den Aufhänger für ein paar ganz grottige Computereffekte aus den Anfangstagen von CGI, die der geplanten Atmosphäre nicht ganz zuträglich sind. Dennoch ist der Streifen besser als sein Ruf und wie der Bux sehe auch ich in ihm mittlerweile eher ein Zeitdokument, als ein ernstzunehmender Beitrag zum Horror-Genre, der sich aber mit der richtigen Erwartungshaltung bzw. in vorheriger Kenntnis was einen erwartet aber trotzdem durchaus gucken lässt.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Otto - Der neue Film

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Otto wird wegen chronischen Geldmangel aus seiner Wohnung delogiert und möchte sich gerade auf leisen Sohlen davonschleichen, als er zuerst von der Hausmeistertochter Anna und danach vom Hausmeister Schmieriak aufgehalten wird. Während Erstere heimlich in ihn verliebt ist, hält Zweiterer jedoch herzlich wenig von dem arbeitsscheuen Taugenichts und da Otto auch noch drei Monatsmieten schuldig ist, soll er diese als eine Art Haussklave mit körperlicher Arbeit abdienen. Einer der ersten Aufträge führt Otto geradewegs in die Wohnung der frisch eingezogenen Gabi, die jedoch nur für den Filmstar Amboss schwärmt, sowie in die Ordination des Tierpsychologen Professor Edelsen, der Otto beauftragt auf eine exotische Katze aufzupassen, während sich dieser auf einen Kongress befindet. Wie üblich nimmt Otto seine Aufgaben aber nicht sonderlich ernst und während er fortan versucht, das Herz von Gabi zu gewinnen, lassen auch andere Komplikationen nicht lange auf sich warten...

Nach dem großen Erfolg von „Otto der Film“ als erfolgreichster deutscher Kinofilm aller Zeiten war ein zweiter Teil wohl nur eine Frage der Zeit und so entstand zwei Jahre später der abermals von Xaver Schwarzenberger und Otto Waalkes gemeinschaftlich inszenierte Nachfolger. Im Gegensatz zum durchaus unterhaltsamen Vorgänger wirkt „Otto – Der neue Film“ inhaltlich aber wie ein Schnellschuss und die zahlreichen Kalauer auf eher niedrigem Niveau werden von einer arg episodenhaften Rahmenhandlung zusammengehalten, die jedoch im Gesamten nicht sonderlich harmonisch erscheint. Einige Ideen, wie die Sache mit „Amboss“ als Satire auf Superhelden, oder die hier im Forum ja sehr beliebte und sommerliche Langnese-Werbung kurzerhand in eine Eishalle zu verlegen wirken zwar schon originell, scheitern aber etwas an der Art ihrer Ausführung, die sich stets Ottos ständiger Präsenz und teils sehr infantilen Humor unterordnet. Auch von den Figuren her und dem ständigen Product-Placement für Jever, Bauknecht und Levis u.a., wirkt „Otto – Der neue Film“ weit weniger sympathisch und scheint über die Jahre auch wesentlich schlechter gealtert, als sein durchaus unterhaltsamer Vorgänger. Während das Wiedersehen mit dem Vorgänger ja mit kleineren Einschränkungen ja auch heute noch gut funktionierte, war das Auffrischen der spärlicheren Erinnerungen an den Nachfolgers dann auch eher ernüchternd.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Stephen King's Tommyknockers

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Als der Schriftsteller Jim nach einer missglückten Lesung zu seiner Freundin Bobbi in die verschlafene Stadt Haven fährt, findet er diese in einem seltsam euphorisierten Zustand vor und die hübsche Frau erzählt dem Alkoholiker von einer mysteriösen Entdeckung im Wald. In den folgenden Tagen ändert sich das Verhalten von Bobbi und sie scheint magisch von dem riesigen und metallenen Ding im Wald angezogen zu sein. Gleichzeitig scheint sich auch der Rest der Bevölkerung des Ortes durch den Fund zu verändern und während die Einwohner sich gegenseitig in Punkto seltsame Erfindungen übertreffen fühlen sie sich auch immer mehr als Einheit und entwickeln aus ansonsten recht seltsame Verhaltensweisen. Wenig später kippt jedoch die Stimmung und während sich Bobbi und die restlichen Bewohner auch körperlich verändern und ein zunehmend aggressives Verhalten zeigen, verschwinden mehrere Menschen auf spurlose Weise…

„Tommyknockers“ ist ja neben „Es“ nicht nur eines der dickeren King-Bücher, sondern wurde ebenfalls Anfang der Neunziger fürs Fernsehen als Zweiteiler verfilmt. Während „Es“ aber gemeinhin als sehr gelungene Verfilmung gilt, hat „Tommyknockers“ aber weiter weniger Fans auf seiner Seite, was nach der erneuten Sichtung auch nachvollziehbar ist. So richtig kommt das knapp dreistündige Werk ja nie auf Touren und obwohl die Geschichte über einen seltsamen Fund in einer verschlafenen Kleinstadt durchaus okay geht, wirkt die Handlung in dem TV-Film unnötig gestreckt und verzettelt sich in seinen zahlreichen Nebenhandlungssträngen. Statt sich auf die fantastischen Elemente zu konzentrieren bietet Regisseur John Powers in der ersten Halbzeit und bei den Nebenrollen auch viel zu soapige Entwicklungen und klischeehafte Kleinstadt-Figuren, die der Gruselstimmung eher nicht zuträglich sind und meines Erachtens auch nur mäßig interessant sind. Die zweite Halbzeit macht da schon etwas mehr Spaß und als die Stimmung in dem Ort schlussendlich kippt, ist man als Genre-Fan wieder gerne dabei. Der Schluss wirkt dann aber ebenfalls etwas überhastet inszeniert und statt das Potential der Auflösung als Höhepunkt zu nutzen, bekommt der Zuschauer auch hier nur ein maues Finale serviert. Eigentlich schade, dass man aus der Geschichte und den Darstellern nicht mehr gemacht hat, als dieses spannungsarme, unterdurchschnittliche und viel zu lange Teil, dass seine Herkunft als TV-Film auch zu keiner Sekunde verleugnen kann.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Schlafwandler

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Die gestrige Sichtung bestätigt die bisherigen und positiven Eindrücke und Mick Garris hat mit „Schlafwandler“ einen sympathischen Genre-Beitrag abgeliefert, der auf hübsche Weise den Vampir-Mythos variiert und sich dabei auch hübsch zeigefreudig präsentiert. Die Geschichte wird relativ zügig erzählt und statt sich mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten aufzuhalten bekommt der Zuseher ein etwas schräges Szenario über ein bizarres Mutter-Sohn-Katzenmenschen-Gespann präsentiert, die hinter der Lebensenergie von Jungfrauen her. Um sich und ihr Geheimnis bewahren agieren die auch nicht sonderlich zimperlich und auch ansonsten sorgen auch noch äußerer Umstände und Zufälle dafür, dass man nie lange auf den nächsten blutigen Moment warten muss. Und neben gorig-unangenehmen Momenten, der originellen Geschichte, und der knackig-kurzen Laufzeit (insbesondere für King-Verfilmungen) gibt es auch noch Gastauftritte von John Landis, Joe Dante, Tobe Hooper, Clive Barker und Stephen King himself. Mick Garris ist ja als Initiator der „Masters of Horror“-Reihe ja ohnehin ein Guter und von Mädchen Amick hätte man auch gerne danach noch etwas mehr gesehen. Unterm Strich ist „Schlafwandler“ schon eine schöne Sache für den Horror-Fan, die auch alle paar Jahre immer wieder gerne in den Player wandert und nicht enttäuscht.

Lost after Dark

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Acht mehr oder minder bemittelte bzw. befreundete Schüler einer High-School kapern einen Schulbus um das Wochenende in der Hütte von Adriennes Dad zu verbringen. Doch der Diebstahl bleibt nicht unbemerkt und das Gefährt bleibt ebenfalls ein paar Kilometer mangels Benzin zum Erliegen. Während da die Stimmung der jungen Menschen noch halbwegs gut ist, kippt diese endgültig als man in einem nahen Haus statt der erwarteten Hilfe auf einen kannibalischen Psychopathen trifft, der auch nichts unversucht lässt, die hilflos und panisch agierenden Teenies zu dezimieren. Während diese kein Fettnäpfchen auslassen um sich dem Killer anzubiedern, macht sich aber auch der verhasste Schuldirektor auf den Weg um seinen Schäfchen eine Lektion zu erteilen.

Lahme Slasher aus den Achtzigern, die nach „Schema F“ den Zuschauer eher langweilen denn unterhalten gibt es ja eigentlich wie Sand am mehr und daher besteht auch überhaupt keine Notwendigkeit auch heutzutage noch derartige und vollkommen Ironie-freien Werke zu produzieren. Hätte man das ja besser mal Ian Kessner und seiner cineastischen Ressourcen-Verschwendung erzählt, der mit „Lost after Dark“ eine vollkommen entbehrliche Slasher-Hommage abliefert, als hätte es die letzten 30 Jahre erst gar nicht gegeben. Die Geschichte und ihre Figuren sind absolut austauschbar und Überraschungen gibt es lediglich in der Reihenfolge des Ablebens - ansonsten hat der Streifen genau 0 (in Worten: nichts) was ihn aus der Masse vergleichbarer Werke aus den Achtzigern herausstechen lässt und von nervigen Dummbratzen angefangen, über das TCM-Killerhaus bis hin zum scheinbar unverwundbaren Killer als Schlussgag ist alles vorhanden, was man aus der Kiste eigentlich nicht mehr sehen möchte. „Lost after Dark“ wirkt dann auch mit seiner absolut lieblosen deutschen Synchro auch insgesamt eher wie eine Beleidigung des mündigen Zuschauers und wer heutzutage noch den „Missing Reel-Gag“ bringt, dem ist ja ohnehin nicht mehr wirklich zu helfen. „Lost after Dark“ ist ein vollkommen innovationsfreies und uninspiriertes Retro-Werk für absolute Genre-Neulinge, für das man sich sogar beim Schrottwichteln schämen müsste, auch haarscharf am absoluten Ärgernis vorbeischrammt und mir persönlich fehlt jegliches Verständnis dafür, eine derartige Grütze überhaupt auch nur ansatzweise abzufeiern.
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