Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Verfluchtes Amsterdam

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„Verfluchtes Amsterdam“ ist ja schon eine sehr unterhaltsame Sache, die Krimi-Spannung, Action, holländische Gelassenheit und Humor angenehm miteinander verbindet und als Auftakt und/oder Abschluss eines Amsterdam-Trips zum Pflichtprogramm gehört. Die Stadt, insbesondere „die Wallen“ haben sich seit 1987 zwar augenscheinlich etwas verändert, aber die meisten Locations kommen einen dann doch sehr bekannt vor. Dick Maas augenzwinkernde Hommage an die wunderbare Grachtenstadt hat ja gleich ein paar böse Momente und ist dennoch eine selbstironische Sache, bei der die eher mäßige Auflösung der Krimihandlung auch gar nicht so stört. Ich mag den Film immer noch sehr!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Cabin Fever

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Schon irgendwie interessant, dass Eli Roth ja gerade mal fünf Filme in vierzehn Jahren gedreht hat und trotzdem irgendwie ständig präsent und in aller Munde zu sein scheint. In seinem Langfilm-Debüt aus dem Jahr 2002 mixt Herr Roth ja bekannte Elemente aus Horrorklassikern zu einem eigenen Süppchen zusammen, das zwar seine Momente hat, aber insgesamt schon darunter leidet, dass die ganze Sache irgendwie doch nicht so recht rund wirken mag. Die Charaktere sind vorwiegend doof und verhalten sich stets komplett irrational, der schwarze Humor ist spätpubertär und bis im Finale geschmoddert wird, braucht „Cabin Fever“ auch einfach etwas zu lange um überhaupt erst einmal in die Gänge zu kommen. Ich fand den Streifen bei der Erstsichtung vor vielen Jahren schon eher durchschnittlich bzw. durchwachsen und die gestrige Sichtung hat bewiesen, dass der Streifen über die Jahre eher nichts dazugewonnen hat. Irgendwie schon verwunderlich, dass dieses eher maue Sammelsurium aus ab- und durchgenudelten Teenie-, Backwood- und Horror-Klischees sogar noch zwei Nachfolger und in Bälde ein Remake nach sich ziehen konnte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Knock Knock

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Eli Roth ist ja eigentlich ein großer Spielverderber und egal ob es der Trip in den Wald („Cabin Fever“), der Saufausflug ins Ausland („Hostel“) oder politischer Aktivismus („The Green Inferno“) – in Falle des Regisseurs lauern hinter harmlosen Dingen immer ganz furchtbare Dinge. In „Knock Knock“ ist es der außereheliche Seitensprung, der die hip-biedere und heile Welt des braven Familienvaters und Architekten Evan zusammenbrechen lässt, als sich die zwei jungen und willigen Mädchen als anarchistische Psychobräute entpuppen, die Evan und sein Leben nachhaltig zerstören wollen. Leider funzt der Streifen aber überhaupt nicht und ist in der ersten Hälfte eher lahm ausgefallen und wird zunehmend ärgerlich, wenn seine unglaubwürdigen Figuren nach dem gekippten Szenario haarsträubende Sätze zum Besten geben. Erotik ist im Fall von Herrn Roth auch eine sehr biedere Angelegenheit und das angebliche Katz-und-Mausspiel in „Knock Knock“ offenbart auch stark die mangelnde Fähigkeit abseits von Schmodder irgendeine Spannung aufzubauen oder Figuren zu kreieren, die dem Zuschauer auch am Herzen liegen. Insgesamt schrammt der überraschend harmlose Streifen auch nur haarscharf am Ärgernis vorbei und ist eher als unfreiwillig komisches Statement zu einer lustfeindlichen und anmaßenden Neid- und Ego-Gesellschaft, der mit hämischer Schadenfreude wohl dem Zuschauer wohl eindringlich zeigen soll, dass ein einziger und unbedachter Moment ein komplettes Leben zerstören kann.

Cigarette Burns

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John Carpenters „Cigarette Burns“ ist meines Erachtens nicht nur das absolute Highlight der beiden „Masters of Horror“-Staffeln, sondern eine sympathische und herrlich selbstreferenzielle Sache über Film- und Kinoleidenschaft. Die Geschichte eines getriebenen Sammlers, der sich auf die Suche nach einer 35mm-Kopie eines mysteriösen Films macht, ist der Ausgangspunkt einer spannenden Schnitzeljagd in die Welt des Genrefilms und egal ob Handlungsorte, Plakate oder Rollennamen – hier wird bis zum bitteren Ende ausgiebig der Welt des Horrorfilms gehuldigt. Wenn das einer richtig kann, dann Carpenter und ich finde es ja noch immer noch sehr schade, dass man aus der Geschichte nicht gleich einen Spielfilm gemacht hat. So fristet diese tolle Episode noch immer ein kleines Schattendasein und wurde für manche VÖ in Deutschland auch noch verstümmelt. Auch wenn der Rest der „Masters of Horror“-Serie sehr viel Durchschnittliches zu Tage gebracht hat – „Cigarette Burns“ ist eine blutige Liebeserklärung an die Welt des Horrors, die man sich auch nicht entgehen lassen sollte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Baskin

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„Baskin“ würde ich ja gerne ganz gut finden und wie oft bekommt man schon mal einen türkischen Horrorfilm vor die Linse, der unkonventionell und derbe ausgefallen ist? Was wie ein typischer Tarantino-esker Streifen mit Polizisten-Laberlaber in einer kleinen Spelunke beginnt, wird ja auf Dauer immer abgründiger und nicht nur das wuchtige Sound-Design und Frösche als Unheilsbringer bereiten den Zuschauer darauf vor, dass im Verlauf des Streifens noch ganz Schreckliches passieren wird. Leider verlässt sich Regisseur Can Evrenol meines Erachtens danach aber immer etwas zu sehr auf seine ansprechenden Bilder, die im Finale an „Hellraiser“ oder die Höllen-Sequenz aus „Event Horizon“ erinnern. Der Rest ist leider etwas weniger beeindruckend und die sehr mystisch gehaltene und etwas kompliziert erzählte Geschichte über eine Truppe Polizisten, die zu einem Einsatz in ein verlassenes Haus gerufen werden, ist ja eher nicht so der Bringer und es wird im Verlauf des Streifens auch ständig der Handlungsfluss unterbrochen und das Tempo herausgenommen. Visuell ist „Baskin“ sicherlich ansprechend und erinnert teilweise an bessere Zeiten, wenn komplette Szenen und Häuser in mondblaues und blutrotes Licht getaucht werden, aber inhaltlich lässt einem das bunte Sammelsurium aus Hinterhof-Okkult, Aberglaube, Vorsehung und schwarzer Messe aber zwiespältig und seltsam unberührt zurück.

Pro-Life

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Alles was Carpenter in „Cigarette Burns“ richtig gemacht hat, wird in „Pro-Life“ unter ähnlichen Voraussetzungen leider größtenteils in den Sand gesetzt. Passable Darsteller, eine durchaus gute Grundidee und selbstreferenzielle Zutaten wie das Monster-Design aus „The Thing“ oder der Belagerungszustand aus „Das Ende“ werden hier zu einem eher mauen Cocktail zusammengemixt, der nie so wirklich funzen mag und auch mit seinem Aufeinandertreffen sehr unterschiedlicher Glaubens- und Lebenseinstellungen langweilt. Ich muss aber auch zugeben, dass ich derartige Figuren wie die der rechtskatholischen Familie, die sich als verlängertes Sprachrohr Gottes sehen und glauben, ihre Prinzipien mit Waffengewalt durchsetzen zu müssen, auch so überhaupt nicht mag. Die restlichen Figuren bleiben farblos, das Setting der Abtreibungsklinik hat den Charme einer aufgepimpten Zahnarztpraxis und statt Atmosphäre und Grusel wird der Härtegrad in die Höhe geschraubt. Abgesehen von der Tatsache, dass das Thema Carpenter überhaupt nicht zu liegen scheint, wirkt „Pro-Life“ insgesamt auch eher wie eine lustlose Fingerübung und/oder Auftragsarbeit, die mit einem Mindestmaß an Kreativität und Herzblut erledigt wurde.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Midnight Meat Train

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U-Bahn-Filme haben bei mir ja immer einen Stein im Brett und natürlich finde ich auch die kühl beleuchteten Undergrund-Locations von Kitamuras „The Midnight Meat Train“ ganz außerordentlich gelungen. Überraschend auch die grimmige Härte, die dieser Film ausstrahlt und dabei im Directors Cut wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Mainstreams nimmt. Die Kamera nimmt ja im Verlauf des Streifens immer wieder recht extravagante Positionen ein und vor allem im Zweikampf bei dem sich die Kamera innerhalb und außerhalb eines Wagons rund um die beiden Darsteller dreht ist schon zweifelsfrei sehr gelungen. Auf der anderen Seite meint es der japanische Regisseur mit seinen artifiziell wirkenden CGI-Splatter-Momenten fast ein bisschen zu gut und auch die finale Auflösung kann nicht so ganz mit der bis dahin aufgebauten Spannung des Streifens mithalten. Insgesamt würde ich „The Midnight Meat Train“ aber aufgrund seiner Kompromisslosigkeit sicher zu den besseren Horrorstreifen der jüngeren Zeit zählen und es würde mich interessieren, wie viele Bradley „Hangover“ Cooper-Fans hier ihr blutig-blaues Wunder erlebt haben. „Bitte treten sie vom Fleisch zurück!“ ;)

Jenifer

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Dario Argentos erster Beitrag zur „Masters of Horror“-Serie ist ein eher mäßiges Horror-Vergnügen, dass man als Fan wohl nur in einer Szene mit den Genius früheren Werken des Regisseurs in Verbindung bringen würde. Die Geschichte über einen beherzten Polizisten, dessen Leben nach der Rettung eines entstellten Mädchens durch deren animalische Triebhaftigkeit kurzerhand komplett auf den Kopf gestellt wird, krankt ja imho auch etwas an ihrer Unglaubwürdigkeit. Die Figuren wirken oberflächlich gezeichnet und der unvermeidliche, soziale Abstieg des Polizisten geht so ratzfatz, dass man glaubt, die Geschichte wird einem im Schnelldurchlauf erzählt. Ehe man sich versieht, erklärt sich am Ende dann auch die Eingangsszene, damit das Schicksal erneut seinen Lauf nehmen kann. Dabei wirkt alles inklusive dem amerikanischen Handlungsort etwas lieblos inszeniert und obwohl die eher unbekannten Darsteller ihre Sache recht gut machen und zumindest auch das Schmodderherz zufrieden gestellt wird, erwarte zumindest ich mir beim Namen Argento immer noch etwas mehr als diese leicht unterdurchschnittliche Horrorkost auf TV-Niveau ohne nennenswerte Höhepunkte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Lemora: A Child's Tale of the Supernatural

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Die dreizehnjährige Lila Lee ist die Tochter eines von der Polizei gesuchten Mörders und lebt in der Obhut eines Priesters, der sich um das Seelenheil des engelsgleichen Mädchens kümmert. Eines Tages erhält sie einen Brief, in dem sie erfährt, dass ihr im Sterben liegender Vater um Vergebung bittet und Lila macht sich auf eigene Faust auf den Weg zum Haus einer mysteriösen Frau namens Lemora, in dem ihr Vater auf Sie warten soll. Doch schon die nächtliche Anreise als einziger Gast eines klapprigen Busses ist höchst seltsam und als das junge Mädchen den Ziel ihrer Reise erreicht, entpuppt sich das abgelegene Haus Lemoras als Heimstätte einer blutrünstigen Vampir-Schar, die die Ankunft des Mädchens bereits sehnlichst zu erwarten scheint…

Richard Blackburns dunkles Märchen für Erwachsene ist einerseits ein „Coming-of-Age“-Drama über das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens in Form eines Symbol-geschwängerten und sexuell-aufgeladenen Vampir-Films im Südstaaten-Ambiente, in dem allerlei seltsame und unerklärliche Dinge passieren. Eine entrückte und abgründige Stimmung zieht sich ja durch den ganzen Film, der trotz zurückhaltender Inszenierung einerseits an Jean Rollin erinnert, aber auf der anderen Seite sehr eigenwillig und ungewöhnlich daherkommt. Die Geschichte lässt sich vermutlich auch auf vielseitige Weise interpretieren und erzählt von den Gefahren des Erwachsenwerdens und vom Ende einer kindlichen Unschuld. Ein geringes Budget sieht man dem originellen Werk ja ebenfalls an, aber Herr Blackburn macht das Beste heraus und lässt seine jugendlich wirkende Darstellerin durch kunstvoll ausgeleuchtete Häuser und Wälder wandern, wo sie auf bleiche Menschen und andere Monster trifft. Leider ist der Streifen hierzulande eher unbekannt und auch wenn ich den Klang der euphorischen Kritiken hierzulande nicht ganz einstimmen mag, so ist dieses wunderbar mysteriöse, morbide und melancholische Werk zweifelsfrei doch etwas ganz Besonderes.

America's deadliest Home Video

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Als der Video-Freak Doughie von seiner Frau Debbie betrogen wird, begibt sich der gehörnte Gatte alleine mit seiner Videokamera auf einen Roadtrip durch Amerika, den er in einer Art Videotagebuch festhält. In einem Steinbruch wird er überraschend Zeuge, wie der gewaltbereite Clint und seine aus Vezna und Gloria bestehenden Gang ein Auto über die Klippen jagt und wird daraufhin als Geisel genommen. Während Vezna dem Filmfan am liebsten gleich eine Kugel in den Kopf jagen möchte, ist Clint ganz angetan von der Idee, seine Taten auf Video für die Nachwelt festzuhalten und er zwingt Dougie an ihren Überfällen und Raubzügen teilzunehmen um diese fortan auf Video zu bannen...

Kurzweilige Mischung aus „Mann beißt Hund“, „Last Horror Movie“ und „Natural Born Killers“ in Form eines Heimvideo-Films, der zu einer Zeit entstanden ist, als Found-Footage noch nicht in aller Munde war. Jack Perez Streifen dürfte somit zu den Wegbereitern des Genres zählen, aber war wohl lange Zeit selbst in seinem Entstehungsland nicht verfügbar und hat jetzt erst vor kurzem den Weg auf DVD gefunden. Zwar ist „America’s Deadliest Home Video“ auch eher eine pechschwarze Komödie, aber auch in Punkto Gewalt gibt es in dem 1993 entstandenen Streifen durchaus etwas zu sehen und Dougie hält auch immer brav die Kamera drauf, wenn Tankstellen und Supermärkte ausgeraubt werden. Dass dieses auch nicht ohne Kollateralschaden abläuft liegt auf der Hand und zwischendurch spricht der durchgeknallte Clint auch immer brav in die Kamera um seine Ansichten dem Zuschauer mitzuteilen. Dabei ist der zur Gänze auf Video gedrehte und bitterböse Streifen nur auf dem ersten Blick auf Heimvideo-Niveau gestaltet und verzichtet dankenswerterweise größtenteils auf zu wackelige Bilder oder Tonprobleme. Insgesamt betrachtet schon ein etwas obskurer, unterbewerteter und bislang unterschlagener Beitrag zur Filmgeschichte, der sich auch gut gucken lässt und hoffentlich jetzt der Gerechtigkeit halber die Anerkennung erlangt, die er eigentlich schon seit 23 Jahren verdient hätte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

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„Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ war ja seinerzeit der große Durchbruch für den spanischen Regisseur und der Weg vom grellen Underground-Queer-Cinema hin zur breiten Masse. Der Streifen ist auch sehr gelungen und präsentiert zwei Tage aus dem turbulenten Leben der Synchronsprecherin und Werbefigur Pepa, deren Madrider Penthouse sich immer mehr mit Personen füllt, die ebenfalls nicht gerade die beste Zeit ihres Lebens durchmachen. Dabei ist der 1987 gedrehte Streifen eine knallbunte Komödie, die Situationskomik und die Achtziger förmlich zelebriert und dennoch nicht in seiner Zeit verhaftet ist und daher auch heutzutage noch großen Spaß bereitet und auch mit jeder Sichtung noch besser funktioniert. Die Geschichte über Kommunikationsprobleme zwischen Mann und Frau ist ja immer aktuell und im Falle von Pedro Almódovar bedeutet das auch, dass Pepa dieses traurige Ereignis zum Anlass nimmt um ihr Leben umzukrempeln und wieder selbst in die Hand zu nehmen. Neben popkulturellen Zitaten gibt es jede Menge skurrile und dennoch grundsympathsiche (Frauen-)Figuren, die aber entsprechend ernstgenommen werden und im großen Finale gibt es dann ohnehin kein Halten mehr. Ganz großartiger Streifen!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dr. Black and Mr. Hyde

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Dr. Henry Pride ist ein angesehener und integrer Arzt, der sozial schlechter gestellte Menschen in einer Gratis-Klinik behandelt und sich seit dem schicksalhaften Tod seiner Mutter der Forschung verschrieben hat. Als er eines Tages ein mit seiner Partnerin entwickeltes Serum, das Leberschäden beseitigen soll, an sich selbst testet, hat die Spritze jedoch ungeahnte Nebenwirkungen: Pride verwandelt sich in ein weißhäutiges Hulk-Monster, das Jagd auf Prostituierte macht und diese auf grauenvolle Art ermordet.

Die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde fasziniert die Menschen ja schon seit vielen Jahrzehnten und mittlerweile gibt es ja auch unzählige und teils sehr schräge Adaptierungen der beliebten Geschichte, die davon lebt, dass sich eine geschätzte und integre Person nach einem Selbstversuch in das komplette Gegenteil verwandelt und mordend durch die Gegend zieht. In dem Blaxploitation-Streifen „Dr. Black and Mr. Hyde“ verwandelt sich ein sympathischer Arzt und Forscher nach einem Selbstversuch in eine Art Albino-Hulk und mordet sich durch die Straßen von Los Angeles, ehe ihm von einer selbstbewussten Prostituierten und der Polizei das Handwerk gelegt wird. William „Blacula“ Crains Streifen ist dabei eher ruhig ausgefallen und statt Action und Schmodder konzentriert sich „Dr. Black and Mr. Hyde“ auch eher auf die tragische Figur des eigentlich recht sympathischen Forschers, der mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen hat und trotz guter Absichten zum mordenden Monster wird. Natürlich gibt es in dem leicht trashigen Streifen aber auch wieder die typischen Figuren wie den „Pusher“ und den „Pimp“ und neben bunten Heim-Interieur und turmhohen Afros gibt es auch eine Prise Funk für die Ohren. Die geheimen Stars des Streifens sind dann auch die mir bislang unbekannten Watts Towers in Los Angeles, die im "King Kong" inspirierten Finale auch eine nicht unerhebliche Rolle spielen und hübsch in Szene gesetzt werden. Insgesamt ein durchaus solider Streifen, der in den deutschen Fassungen inhaltlich wohl komplett entstellt wurde und trotz amerikanischen Handlungsort auch noch den Titel „Das Monster von London“ (?) bekommen hat. Also nicht unbedingt von den teils schlechten Kritiken im deutschen Raum verunsichern lassen und sich das Teil als Blaxploitation-Fan tunlichst im Original anschauen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Submission of a Woman

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Die hübsche Luisa freut sich nach einem erotischen Werbeauftrag erst einmal auf ein ruhiges Wochenende am Lande mit ihrem Gatten Giorgio und ihren Baby und lässt sich davon auch nicht von ihrem störrischen Wagen und ein paar anonymen Anrufen abbringen. Als es Nacht wird geschehen in dem abgelegenen Haus jedoch ein paar seltsame Dinge und während Giorgio spurlos verschwindet und das Telefon auf einmal nicht mehr funktioniert, steht auf einmal ein anderer Mann vor dem Haus, der Luisa ohne Umschweife mitteilt, dass er ganz schreckliche Dinge mit ihr vor hat. Während Luisa das Haus verriegelt und verzweifelt ihr Baby in Sicherheit bringt, beginnt der Mann mit Seelenruhe in das Haus einzubrechen und es beginnt ein grausames Katz- und Mausspiel, an dessen Ende nur einer überleben wird…

Alessandros Lucidis Exploitation-, Terror- und „Home Invasion“-Nachzügler „Al calar della sera“ aus dem Jahr 1992 steht zwar eindeutig in der Tradition von ähnlichen Werken aus vergangenen Jahrzehnten, krankt aber etwas daran, dass sich der Streifen anfänglich zu sehr mit Nebensächlichkeiten aufhält und danach auch nicht sonderlich spektakulär, brutal oder provokativ daherkommt. Erst nach knapp einer Stunde erscheint der Psychopath endlich auf der Bildfläche und schwingt sein großes Messer, während er sein Vorhaben eher nicht mit entsprechenden Taten untermauert. Im letzten Dritteln entwickelt sich dann an dem abgelegenen Schauplatz auch nur ein eher maues Katz- und Mausspiel, das neben einer unbeholfenen Protagonistin und farblosen Killer auch noch unter ein paar unglaubwürdigen Momenten leidet. Neben dem eingängigen Soundtrack, der sich sehr stark an der Titelmelodie von „Twin Peaks“ orientiert und dem blutroten Himmelsfarbfilter, den Joe D’Amato gerne benutzt hat, gibt es in dem routiniert in Szene gesetzten Werk außer der sympathischen Hauptdarstellerin Daniela Poggi für den erfahrenen Italo-Fan auch herzlich wenig Neues zu entdecken. Da haben sich die Regisseure in den Siebzigern weit mehr getraut und so ist der für die internationale DVD-Auswertung auch eher etwas unpassend titulierte „Submission of a Woman“ eine eher mittelprächtige und harmlose Angelegenheit, die sicherlich niemanden vom Hocker reißt.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Human Lanterns

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Die beiden wohlhabenden Geschäftsleute Lung und Tang führen seit Jahren einen Kleinkrieg, bei der die beiden Konkurrenten keine Gelegenheit auslassen, um den anderen schlecht dastehen zu lassen. Als ein bevorstehendes Laternenfest alte Gräben wieder aufreißt, ersucht Lung den ehemaligen Samurai und Handwerker Chao ihm eine ganz besondere Laterne zu basteln, mit der diesen den alljährlichen Wettbewerb der schönsten Laterne gewinnen kann. Obwohl Chao von Lung vor Jahren im Kampf um eine Frau gedemütigt und besiegt wurde, willigt dieser ein und verspricht Lung eine ganz besondere Laterne zu gestalten. Wenig später verschwindet zuerst Tangs Geliebte und weitere Frauen spurlos und während sich Tang und Lung gegenseitig verdächtigen und es zu weiteren Konfrontationen kommt, wittert eine dritte Person die Möglichkeit der Rache, die auch äußerst grausam ausfallen wird…

Holladrio… nach „The Boxer’s Omen“ und „Corpse Mania“ schon der nächste Überkracher aus dem Hause „Shaw Brothers“, der einem die Kinnlade nach unten klappen lässt. Zwar ist hier erstmals für mich auch ein erheblicher Martial-Arts-Anteil vorhanden und ich dachte eigentlich, dass Eastern eher nicht so meine Baustelle sind, aber dieser wunderbar inszenierte und eigentlich sehr herbe Streifen ist inhaltlich mit Zottelmonster, Häutungsszenen und durch die Gegend fliegenden Schwertkämpfer so herrlich neben der Spur, dass man die ganze Sache wohl mit eigenen Augen gesehen haben muss. Die hübsch moralische Geschichte über zwei erbitterte und maßlos arrogante Konkurrenten und einem lachenden Dritten ist wunderbar „künstlich“ im Studio in Szene gesetzt und eine bunte Ausleuchtung, eine überkandidelt-wirkende Ausstattung und massig Trockeneis-Nebel lassen die ganze Sache abermals herrlich entrückt wirken. Zwar dauert „Human Lanterns“ im spektakulären Finale vielleicht einen Tick zu lange und ein Sympathieträger hätte vielleicht auch nicht geschadet, aber ansonsten wird hier auf zumindest für mich unkonventionelle Weise Martial-Arts, Horror, trashige Ernsthaftigkeit und Kitsch in einem Topf geworfen und so lange umgerührt, bis am Ende etwas herauskommt, bei dem man sich nur noch verwundert die Augen reiben kann. Für mich als Eastern-Jungfrau eine vollkommen neue Welt und anscheinend gibt es den Streifen ja auch sogar auf Deutsch, sodass „Chun Fang – Das blutige Geheimnis“ jetzt auch zum Anlass genommen, noch weiter in die spannende Welt der „Shaw Brothers“ einzutauchen.
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