Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Deliria över Düsseldorf
Sonne, Sand und heiße Schenkel überraschend gut und interessant. mit ein paar Längen, dafür aber viel J&B.

Das Syndikat des Grauens leider eingeschlummert.

Asphalt-Kannibalen Wow, starker Film zwischen den Genregrenzen in sehr guter Qualität.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Blap
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Blap »

karlAbundzu hat geschrieben: Di 7. Okt 2025, 10:05 Das Syndikat des Grauens leider eingeschlummert.
Deshalb war dein Kopf leicht zur Seite geneigt. Ich ging von Begeisterung, Ehrfurcht oder Entsetzen aus. :lol:

Mir ging es bei den Kannibalen ähnlich, was aber keinesfalls am Film lag. Ein paar Minuten fehlten. Im Alter baut man merklich ab. :kicher:
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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Lobbykiller
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Lobbykiller »

Erste reine OmUploitation-Woche Pts 1-7 aka die es gibt keinen deutschen Ton Situation: :mrgreen:

La Mano che nutre la morte aka The Hand that feeds the dead (ITA/TRK 1974) R: Yilmaz Duru,
Sergio Garrone

-> Kinski als Mad Scientist. Double Take zweier Horrorstreifen von Sergio Garrone mit Kinski, die es beide nur OmU gibt, der andere "Le Amanti del mostro", der direkt hinterher gedreht wurde. Beide sollte man aus exploitativer Sicht mal gesehen haben. (4/5)
Un Urlo Dalle Tenebre aka Naked Exorcism (ITA 1975) R: Angelo Pannacciò, Luca Damiano
-> Exorzist Rip-Off mit groovigem Soundtrack von Giuliano Sorgini, erschienen auf Digitmovies und Sonor. Zudem mit dem unvergleichlichen Franco Garofalo als Hexenmeister. (4/5)
Nude For Satan (ITA 1974) R: Luigi Batzella
-> Soundtrack von Alberto Baldan Bembo leider unreleased. (4/5)
Satanico Pandemonium (MEX 1975) R: Gilberto Martínez Solares
-> Mexican Nunsploitation, der Film, nach dem Quentin Tarantino die Rolle von Salma Hayek in FROM DUSK TILL DAWN benannte. (4,5/5)
Midnight (USA 1982) R: John A. Russo
-> Kommt daher wie Texas Chainsaw Massacre ohne Chainsaws, aber Schlitz. Auch atmosphärisch ansprechend. Geheimtipp. (4,5/5)
Emma, Puertas Oscuras (SPA 1974) R: José Ramón Larraz
-> Das dürfte auch ein Tarantino-Influencer-Movie sein, Psychopathendrama mit plötzlichen Gewaltausbrüchen. Der Score des eher unbekannten Composers Casto Darío beinhaltet auch einen Cinematic Funk Groover in der Mitte, leider aber unreleased. (4,5/5)
Nurse Sherri (USA 1977) R: Al Adamson
-> Auch dieser Film psyched ganz gut hier und da. Cinematic Funk Grooves, wie sonst so oft bei Al Adamson Filmen sind hier allerdings eher die Seltenheit, wobei die Musik im Intro schon auch verwendbar ist. (3,5/5)
Score Dust: Soundtrack Grooves, Library Funk & Rare Breaks Worldwide
Score Dust Book
Score Dust Group
Synchronsprecher Nuggets aka The Heinz Petruo Files
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karlAbundzu
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Climax (2018)
Blu
Eine Gruppe Tänzer*innen beendet ihre Proben in einem abgelegenen Gebäude, um darauf durch die Nacht zu feiern.
Noé führt uns erst auf eine kleine falsche Fährte: Beginnt der Film doch mit den Casting Videos der Tänzer*innen. So das die Zusehenden denken könnten, wir bekommen hier den klassischen Musik-Tanz-Film mit Proben, Ehrgeiz, Streitigkeiten, Liebeleien, Eifersüchten bis zum großen Finale, also Fame, Flashdance, A Chorus Line. Dem ist aber nicht so: Im Prinzip zeigt er uns eine Performance über die ganze Spielzeit, deren Erzählung uns zwar sagt, dass es verschiedene Brüche gibt, doch eigentlich die ganze Zeit in der Performance bleibt. Außer in der Anfangsszene mit der Frau im Schnee, den Casting-Videos, dem Ende, als Menschen in das Haus kommen. Denn die Performance ist eben nur innen. Wir beginnen mit der Schlussszene der Performance: Eine Mischung aus modernem Tanztheater, MTV- Style mit Hip Hop- und Laufsteg-Anteilen, dazu immer wieder schnelle, aggressive Signature Moves. Nichts, was man in modernen Aufführungen und/oder in Musikvideos/Bühnenshows hochdotierter Popstars noch nicht gesehen hat, aber durchaus mitreißend. Danach geht aber die Performance im Prinzip weiter, wir bleiben im Prinzip im gleichen artifiziellen Duktus, auch wenn es jetzt eine Art Geschichte durch die Nacht erzählt wird (was ja der Performance nicht widerspricht), nur halt zum Teil jetzt auch mit Dialogen. Die aber meist nur zeigen, dass alle anwesenden höchst unsympathisch sind, und leider auch uninteressant: junge Menschen, die Sex wollen. Selten gibt es mehr. Noé saust da durch die Figuren, landet immer wieder bei den Tanzenden, es gibt immer wieder die bezeichnenden Moves. Klar, die Stimmung schlägt irgendwann um, man glaubt, unwissentlich Drogen in einem Getränk bekommen zu haben, es wird aggressiv. Konkrete gesellschaftliche Probleme werden angedeutet: Rassismus, Homophobie, Sexismus, Ausbeutung durch Macht, Streben nach rein persönlichen Motiven, dabei (bei Noé ja nicht ungewöhnlich) ein Menschenbild, das dem Untergang geweiht ist. Und wohl auch Größeres: Vielleicht ein Abbild der französischen Gesellschaft: auf die „große Nation“ wird oft verwiesen.
Das wird tatsächlich nach einer Weile anstrengend, da wenig passiert und die Charaktere wie gesagt uninteressant sind (Am Ende interessierte es mich tatsächlich kaum, wer jetzt Sex hatte, wer Tod war, oder beides). Dazu kommt, das die Performance nichts außergewöhnliches ist (und die kurze Einbindung von rhythmischer Sportgymnastik sogar unfreiwillig komisch: wahrscheinlich war eine der Darstellerin in dem Bereich tätig und brachte das mit ein). Nun, schon gut, aber über die ersten 45 Minuten doch lang. Was mich dran hielt, war die Kameraarbeit, das Fliegen wie ein Geist durch den Raum, dem mal diesen und dem folgen, das war einfach filmisch/kameraführungstechnisch toll. Und Sofia Boutella mit einem super Spiel, da vermutete ich mehr hinter der Figur, da war immer mehr drin als bei den anderen, wenn sie im Fokus stand.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, Noé will einen Tanzfilm machen, und da dies ihm schon weird genug ist, verlässt er sich sonst auf seine eigenen Standards. Eben diese Kamera, die sozusagen herumwandert in einem klar definierten Raum, Szenen, die wir aus Irreversibel oder noch mehr Enter the Void kennen könnten. Dazu wird auch gerne bei seinem Lieblingen zitiert. Zulawskis Possession. Und auch Dawn of the Dead. Irgendwie Romero mit Jean Paul Sartres Geschlossener Gesellschaft (den Originaltitel Huis Clos, was eher „Unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ heißt finde ich ja passender, weil es diese Assoziation zu einer freiwilligen Feierlichkeit nicht hat): Die Hölle, das sind die anderen. In jedem schlummert potentiell ein Zombie, die Gefahr für den anderen und eben auch einem selbst für die anderen. Also: Die Hölle, das bin immer auch ich, der andere für die anderen. Und die Verbindung, die Noé hier zwischen Sex und Tod anlegt, allerdings noch getrennt als zwei Lösungswege, werden bei Sartre auch als Scheitern gesehen.
Vielleicht hätte ich mir hier eine Zusammenarbeit mit starken experimentierfreudigen Choreographen und/oder mit erfahreneren Tänzer*innen gewünscht, die das ganze in dem Bereich aufregender, weiter treibender gestalten hätten können.
Im Kino hat der allerdings bestimmt geballert: Der treibende Soundtrack (bis auf den misslungenen Stones-Einsatz zur finalen Auflösung), die wilden, nicht still stehenden Bilder: Allein im Dunklen Raum natürlich viel mitreißender. Ich sah auf der Blu ein nicht vollständig gelungenes Konzept Noés. Vielleicht lag es an einer Überheblichkeit: Er versucht den ungewöhnlichen Tanzfilm, ihm fehlen aber in gewissen Bereichen Skills und Wissen. Da versucht er mit verteilten Anspielungen (sinnvoll oder nicht: die Bücher und Videos am Anfang, das LSD Buch...), mal mit dem Hammer, mal heimlich sehr versteckt, eine Art Mehrwert durch Wissen zu Bauen. Was bei mir auch nicht gelingt.
Klingt jetzt insgesamt negativer als ich ihn sah: Bis auf eine kurze Zeit nach circa 30 Minuten war ich gut unterhalten und mitgenommen. Gut Guckbar.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Tödliche Ferien (1970)
DVD
Robert Fuest hatte einen guten Run: Zweimal Dr. Phibes, Devil's Rain, mehrere Tara king Avengers Folgen. Alle zeichneten sich durch etwas überbordenes, exzentrisches als auch poetisches aus.Umso überraschter war ich von diesem sehr reduziertem Thriller, den er kurz vorher drehte.
Zwei Engländerinnen machen eine Radtour in Frankreich, die eine an Landschaft, die andere an Männer interessiert. So kommt es zum Streit. Und die eine wird entführt, die andere begiebt sich auf die Suche.
Und wir sind hier nicht in einer Stadt, sondern im Hinterland. Im Prinzip also ein Backwoods Thriller, mit schrägen Landbewohnern, die Sprachbarriere verstärkt die Kommunikationsschwierigkeiten. Jede*r ist verdächtig. Ob der taube Kriegsveteran oder die Englischlehrerin. Sind aber nicht so viele, der Reigen der Landbewohner nicht groß ist. Sie bekommen aber alle ihre eigenen Merkwürdigkeiten.
Toll gespielt, gerade von den beiden Hauptpersonen Pamela Franklin als suchende Freundin, und Sandor Elès, der ab und an bei Hammer spielte, ein Ungar, der im britischen TV gerne als Franzose besetzt wurde. So wie hier als vermeindlicher Landespolizist.
Die Stimmung ist von Anfang an sexualisiert bedrohlich, der klasse Soundtrack von Laurie Johnson wechselt schnell von fröhlich in unheimlich. Das ist gut erzählt. Spitze fand ich auch die Kamera, es gab immer wieder Perspektiven mit etwas unbedeutendem im Vordergrund, oder als ob die Perspektive aus einem Versteck kommt: aus der Fahrerabine eines Schrottautos, mit einem Heuwagen im Vordergrund, der ein Großteil der Szene verdeckt.
Wirklich sehr guter Backwood-Thriller, der mich überraschte.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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