Deliria-Italiano

Meine diesjährige Osterlektüre ist der "Edinburgh Companion" zur "Italian Gothic", herausgegeben 2023 von Marco Malvestio und Stefano Serafini, gewesen: Gegliedert ist das Buch in drei Abschnitte, von denen die Artikel des ersten sich verschiedenen "Epochen" der "italienischen Gotik" vom 18. Jahrhundert, dem Beginn der Gothic-Literatur in England, bis in die unmittelbare Gegenwart widmen, der zweitere sich aus Texten zusammensetzt, die sich auf unterschiedliche Medien fokussieren, in denen sich Gothic innerhalb der italienischen Kultur manifestiert (Kino; Comics; Musik), der dritte wiederum noch einmal spezifisch ausgewählten Themen seine Aufmerksamkeit schenkt, unter anderem der Darstellung von Weiblichkeit oder kriminologischen Aspekten.

Alles in allem ist der Band freilich sehr positivistisch ausgerichtet, gibt primär einen Überblick darüber, was es alles wann und wie gab, sodass fundierte Analysen eigentlich erst im dritten Abschnitt stattfinden, (in dem dann auch ein Artikel von Herausgeber Malvestio zu "Ecogothic and Folk Horror" mit seinen innovativen Lesarten von Filmen Fulcis oder Pupi Avatis positiv hervorsticht): Meist klappern die einzelnen Beiträge ihren Korpus fast wie anhand einer Stichpunktliste ab - und selbst dem verdienten Roberto Curti, der natürlich etwas zum Italian Gothic Cinema beisteuert, bleibt nicht viel Raum zur Entfaltung, sodass es dabei bleibt, dass household-names wie Mario Bava und Riccardo Freda oder Filmtitel wie LA MASCHERA DEL DEMONIO und I VAMPIRI fallen.

Auch die über allem stehende, mich selbst auch umtreibende Frage, weshalb denn Italien - im Gegensatz zu Großbritannien oder Deutschland - nie eine eigenständige Gothic-Tradition entwickeln konnte, (und das, obwohl die literarischen Gothic-Klassiker wie Horace Walpoles THE CASTLE OF OTRANTO, Ann Radcliffes THE MYSTERIES OF UDOLPHO oder Matthew Gregory Lewis' THE MONK ausnahmslos auf italienischem Grund und Boden spielen), wurde nicht ganz befriedigend beantwortet - wenn es auch im historischen Abschnitt einige pointierte Zitate von Schriftstellern des Verismo gibt, die sich von allem abkanzeln, was auch nur zart nach affektorientiertem Übernatürlichem duftet.

Immerhin hat mich der entsprechende Artikel von Fabio Camiletti zu "Comics and the Gothic" auf mehrerlei aufmerksam gemacht: a) wie eng historisch, motivisch, teilweise gar personell verzahnt italienische Horrorcomics mit unserem über alles geliebten Genrekino sind, und b) wie wenig ich selbst über italienische Comics - geschweige denn über welche, die mit sexbesessenen Vampiren und Ähnlichem operieren - weiß.

Deshalb - nach zugegeben ellenlanger Einleitung - meine Frage an die Comicexperten in der Runde: Gibt es irgendeine Publikation, irgendeine Netzseite, irgendeine Doku, oder was auch immer, die man mir als Newbie auf diesem Gebiet zur Einführung empfehlen könnte?

Lieben Dank!