Following - Christopher Nolan (1998)

Moderator: jogiwan

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purgatorio
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Following - Christopher Nolan (1998)

Beitrag von purgatorio »

FOLLOWING

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Deutscher Titel: Following
Originaltitel: Following

Regie: Christopher Nolan
Produktionsland: Großbritannien (1998)

Darsteller: Jeremy Theobald, Alex Haw, Lucy Russell, John Nolan, Dick Bradsell, Gillian El-Kadi, Jennifer Angel, Nicolas Carlotti, Darren Ormandy, Guy Greenway, Tassos Stevens, Tristan Martin...

Story:
Allein ohne Freunde hat Bill (Jeremy Theobald) nichts Anderes zu tun, als den ganzen Tag wildfremden Menschen durch die Londoner Großstadt zu folgen. Nachdem er anfangs noch vorgab, diese Verfolgung aufgrund von Recherchen durchzuführen, überkommt ihn mit der Zeit die Neugier, wie die anderen Menschen ihren Tag gestalten.
Als ihn eines Tages einer dieser Menschen, Cobb (Alex Haw), darauf anspricht, erzählt dieser ihm, dass auch er einer ungewöhnlichen Tätigkeit nachgeht: Er überfällt Wohnungen, nur um das Gefühl zu genießen, anderer Leute Eigentümer zu durchwühlen.
Nach und nach ist Bill von der Arbeit Cobbs so begeistert, dass er ihm bei den Einbrüchen Gesellschaft leistet. Doch er ahnt nicht, in welches gefährliche Milieu er sich da gewagt als, als er sich auch noch in die Geliebte (Lucy Russell) eines Gangsters verliebt...
(via ofdb)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
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purgatorio
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Re: Following - Christopher Nolan (1998)

Beitrag von purgatorio »

klingt nach einer spannenden Sache! Nolans erster längerer Spielfilm (vor diesem gab's wohl schon einen Kurzfilm, sagt die ofdb)
ich zitiere mal aus dem Online-Angebot von TV-Today
(...) Ein Jahr lang drehte Christopher Nolan am Wochenende mit Freunden, Geld gab der Regiedebütant nur für einige Rollen 16-mm-Film aus. Fans werden Elemente späterer Nolan-Hits erkennen: Wie "Memento" und "Prestige" ist der originelle Thriller nicht in der "normalen" Reihenfolge erzählt, Cobb steigt wie der gleichnamige "Inception"-Held ins geheime Leben fremder Leute ein, und an Bills Tür klebt ein "Batman"-Logo.
via http://www.tvtoday.de/programm/?format= ... rinttvt=on
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jogiwan
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Re: Following - Christopher Nolan (1998)

Beitrag von jogiwan »

Der erfolglose, arbeitslose und unproduktive Autor Bill beginnt eines Tages für die Figurenzeichnung seines neuesten Romans wahllos auf der Straße Leute zu verfolgen um so als stiller Beobachter mehr über ihr jeweiliges Leben zu erfahren. Eines Tages verfolgt er einen Mann mit Tasche, der ihn wenig später in einem Cafe zur Rede stellt und unverblümt erzählt, dass er Einbrecher ist und den überrumpelten Bill einlädt, ihn bei seinem nicht unähnlichen Treiben zu begleiten. Leute werden beobachtet, Wohnungen ausgekundschaftet und wenig später eingebrochen um in persönlichen Sachen zu stöbern, die Lebenssituation zu analysieren und ein paar Wertgegenstände zu entwenden, die später verhökert werden. Eine Zeit lang geht das auch gut und der Nervenkitzel beflügelt Bill, bis er sich eines Tages in eines seiner Opfer verliebt und weiteres Unheil seinen Lauf nimmt.

Christopher Nolas erster Spielfilm aus dem Jahr 1989 hat schon eindeutige Parallelen zu seinem Nachfolger „Memento“ und erzählt die Geschichte eines abgehalfterten Schriftstellers, der sich etwas zu sehr für das Leben anderer Menschen interessiert. Dabei ist der Streifen mit seinen schwarzweißen Bildern einer heruntergekommenen Großstadt ebenfalls nicht linear erzählt und präsentiert die Ereignisse bruchstückhaft und sprunghaft, wobei die Erzählweise hier jedoch nicht als sonderlich fordernd entpuppt. Ehe man sich versieht, ist man auch mitten drin in seltsamen Ereignissen, die sich gegen Ende zunehmend als Sache mit größeren Hintergrund entpuppen. Inhaltlich erinnert der Film dabei angenehm an Autoren- und Paranoia-Filme aus den Siebzigern, wie auch Film-Noir und experimentelles Mitternachts-Kino aus den Staaten, deren Einflüsse auf kurzweilige Weise miteinander verbunden werden. Das schmale Budget merkt man „Following“ ja nicht wirklich an und die originelle Geschichte mit kurzer Laufzeit von knapp 70 Minuten ist auch sehr spannend und ohne Durchhänger erzählt. Inhaltlich hoch interessant ist der Streifen lustigerweise wohl auch so ziemlich das Gegenteil vom Effekt-lastigen Big-Budget-Kino mit großen Namen, das Nolan mittlerweile macht und irgendwie seltsam, dass mir der überall sehr positiv aufgenommene Film nicht schon früher vor die Linse gekommen ist. Tipp!

PS: Arkschi, karlschi... übernehmen Sie! ;)
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fritzcarraldo
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Re: Following - Christopher Nolan (1998)

Beitrag von fritzcarraldo »

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Weird Xperience.
Cinema Ostertor.
Christopher Nolans Debütlangfilm ist ein verschachtelter Neo Noir, der schon lange vor seinen Blockbustern mit verschiedenen (Zeit-)Ebenen spielt. In Teilen nimmt er daher irgendwie MEMENTO und vor allen Dingen INCEPTION vorweg, wobei es gerade in letztgenannten nicht um Zeit geht, sondern um verschiedene Traumebenen. Aber irgendwie gibt es in vielen weiteren Filmen von ihm diese Bezüge. Sei es nun TENET oder auch (klar) INTERSTELLAR. Dahingehend variiert Nolan dieses Thema auch gerne.
In FOLLOWING geht es auch eher darum, wann den Zusehenden was von der Story präsentiert wird bis hin zur Auflösung des ganzen. Diese Story ist dann auch wirklich interessant, aber man wird auch das Gefühl nicht los, dass sie eigentlich zu kompliziert ist für das eigentliche Vorhaben. "Zu konstruiert" sagt man wohl dazu.
Aber das passt wiederum zum Film Noir Bezug. Auch ganze Einstellungen sind ganz klar eine Hommage an den Film Noir. Dazu gilt es noch das Batman Zeichen zu entdecken und im Hintergrund hängt dann noch ein Foto aus SHINING. Klar, Nolan ist ja auch großer Kubrick Fan.
Und ein Protagonist heißt auch noch "Cobb", also genauso wie Leonardo DiCaprio in INCEPTION.

Update: Auf einer Kreditkarte steht dann auch noch "D. Lloyd". Das bezieht sich wohl auch auf SHINING.
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karlAbundzu
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Re: Following - Christopher Nolan (1998)

Beitrag von karlAbundzu »

Im Kino Omu
Ein Mann folgt gerne Menschen, trifft dabei auf einem Einbrecher, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Dabei geraten sie in die Wohnung einer Blondine und einer größeren Verwicklung.
Nolans erster Langfilm (naja, 70 Minuten), mit Freunden an den Wochenenden gedreht, und er selbst an der Kamera, Drehbuch von ihm und bei Schnitt und Produktion machte er auch mit.
Und, alle Achtung, das macht er richtig gut und seine Freunde sind halt auch keine Amateure, sondern zumeist inzwischen gut beschäftigte Profis.
Der Film ist hier noch mehr als spätere am klassischen Noir angelehnt, gerade was die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander angeht, der Mann, der tragisch Spielball wird, die femme fatale, der Manipulateur. Auch in seiner sehr starken Kamera lehnt er sich in einigen Einstellungen dem alten Genre an.
Auch hier schon die non-lineare Erzählweise, wir erfahren stückchenweise die Geschehnisse in nicht chronologischer Reihenfolge. Das ist zwar nicht Story motiviert, führt aber für ein stärkere Annäherung des Zuschauers an die Geschichte und die Charaktere. Und ist mit einfachen Mitteln auch klar zugeordnet, durch Frisur, Kleidung und Verletzungen.
Ich war wirklich mittendrin, mich hat er gepackt. Wunderbar.


PS: Jogis Auftrag nach Jahren ausgeführt!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Following - Christopher Nolan (1998)

Beitrag von Arkadin »

Eine gut besuchte Weird-Xperience-Vorstellung zur Oscar-Nacht. Christopher Nolans Erster. Und schon gleich ein typischer Nolan, der alle Elemente beinhaltet, die auch sein weiteres Werk prägen sollten. Dazu gehört auch, dass eine im Grunde recht simple Story durch das Runterbrechen auf mehrere Zeitebenen weitaus komplizierter und cleverer erscheint, aber auch gerade dadurch einen besonderen Reiz entwickelt. Dafür, dass seine Darsteller noch keine gestandene Profis waren, machen sie ihre Sache sehr gut und wirken gerade dadurch auch natürlich. Toll und sehr rau gefilmt, mit Anleihen beim Noir. Macht Spaß und ist weit mehr als nur eine Fingerübung.
Früher war mehr Lametta
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