Overthrow - Söldner des Schreckens - F. De Angelis (1987)

Söldner, Mutanten und Kriegshelden

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Overthrow - Söldner des Schreckens - F. De Angelis (1987)

Beitrag von jogiwan »

Overthrow - Söldner des Schreckens

Bild

Originaltitel: Colpo di stato

Alternativtitel: The Overthrow

Herstellungsland: Italien / 1987

Regie: Fabrizio De Angelis

Darsteller: Lewis Van Bergen, Roger Wilson, John Phillip Law, Katia Betancourt

Story:

Der amerikanische Sportreporter John ist gemeinsam mit dem Fotografen Bob auf dem Weg zu einem Sport-Event in Rio, als dieser auf dem Transfer-Flughafen von Santa Domingo den Ex-CIA-Agenten Shaw erblickt, der dafür bekannt ist, in politischen Krisenherden zusätzliches Feuer zu entfachen. Spontan entscheidet John daher Rio zu canceln und dafür in dem krisengebeutelten und unsicheren Land zu bleiben, wo er in Kürze eine Revolution mit entsprechenden Schlagzeilen erwartet. Und tatsächlich scheint John mit seiner Vermutung recht zu haben, es kommt zu Anschlägen und Aufruhr und ehe sich die beiden Männer versehen sind sie auch schon mitten im Krieg zwischen Soldaten, Rebellen und Drogendealern…
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jogiwan
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Re: Overthrow - Söldner des Schreckens - F. De Angelis (1987)

Beitrag von jogiwan »

Eigentlich ist „Overthrow – Söldner des Schreckens“ schon ein sehr seltsamer Film und Fabrizio De Angelis präsentiert hier irgendwie auf den ersten Blick ein völlig naiv erscheinendes Buddy-Movie mit zwei Journalisten-Knallchargen, die frohen Mutes im politischen Krisengebiet auf die große Explosion warten und sich dabei immer darauf verlassen, dass ihnen als Amerikaner ja ohnehin nix passieren kann. Tut es dann aber doch und der Zuschauer wird Zeuge, wie die beiden Männer abwechselnd von Regierungsbeamten, Rebellen, Drogendealern und sonstigen Zeitgenossen hops genommen, beschossen, verschleppt und/oder gefoltert werden. Dazwischen ist aber natürlich immer genug Zeit für ein Bier, Männergespräche und eine Zigarette, ehe man immer weiter in politische Intrigen vordringt und sich selbst in immer größere Gefahr bringt. Dabei weicht der leichtfüßige, sommerliche und draufgängerische Ton mit zunehmender Laufzeit immer mehr dramatischen Ereignissen und am Ende wird es dann auch tatsächlich ziemlich düster. Jedenfalls hätte ich mir nach dem fast schon komödiantischen Anfang nicht erwartet, dass Herr De Angelis dann doch noch eine andere Richtung und einen anderen Ton einschlägt und dabei auch auf etwaige Zuschauererwartungen wenig gibt. Insgesamt betrachtet liegen hier auch Licht und Schatten, Ernsthaftigkeit und Trash, Komödie und Drama ziemlich nah beieinander und wer außer den Italienern bekommt das schon so halbwegs unter einen Hut, ohne dass dabei der Unterhaltungsfaktor und das Kopfschütteln zu kurz kommt.
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Salvatore Baccaro
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Re: Overthrow - Söldner des Schreckens - F. De Angelis (1987)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Letzte Woche im Rahmen eines exzessiven Filmabends in einer norddeutschen Hafenstadt gesichtet, nachdem mir bei meinem Gastgeber die Ramsch-DVD-Auswertung dieses unbekannteren Ludman’schen Lichtspiels in die Hände fiel und ich mich daran erinnerte, dass ich den schon immer mal sehen wollte. Der deutsche Untertitel SÖLDNER DES SCHRECKENS ist freilich blanker Unfug, denn im gesamten Film habe ich von einem "richtigen" Söldner nicht die Nasenspitze zu Gesicht bekommt, und auch die einzige nennenswerte Folterszene (eine Assemblage aus männlichen Genitalien und elektrischem Strom) wird in De Angelis‘ Politthriller nicht ansatzweise derart exploitativ ausgeschlachtet, wie das marktschreierische DVD-Cover dies vermuten ließe. Stattdessen fällt OVERTHROW sogar, (immer betrachtet im Kontext einer Spät-80er-B-Movie-Produktion!), überraschend seriös aus: Sicher, unsere beiden Helden, ein verkrachter Sportjournalist und sein Kameramann, verbreiten sich in ihren Dialogen hauptsächlicher darüber, wo sie die nächste Kippe, das nächste Bier, die nächste Frau herbekommen, doch insgesamt halten sich die trashigen Einsprengsel doch arg in Grenzen, ist die Story, die unsere Freunde nacheinander in die Hände von kommunistischen Guerillas, Killerkommandos, Regierungstruppen fallen lässt, verblüffend kohärent und schlüssig erzählt, und hundsmiserabel schlecht schauen nicht mal die regelmäßig in die Luft fliegenden Gebäudeminiaturen aus, (darunter ein Kino, in dem gerade irgendein NIGHTMARE-ON-ELM-STREET-Teil läuft), vielmehr gelingen De Angelis zuweilen gar Bildkompositionen, die sich über die ansonsten zweckdienliche Mise en Scene hinauslehnen, wenn beispielweise Erschießungen per mondo-esquer Handkamera durch die Gitterstäbe eines Fensters gefilmt werden. Das tragisch-existenzialistische Ende mit seiner Italo-Western-Atmosphäre setzt dem Ganzen noch ein Krönchen auf und tröstet auch über die eine oder andere geschwätzige Passage hinweg, (namentlich die beiden ellenlagen Ausflüge ins Büro eines US-amerikanischen Botschafters, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich in Urlaub fahren und seine angeschlagene Galle richten lassen zu können.) Briefmarkenporto, um die Kunde von diesem Film bis in die Heimat zu tragen, würde ich zwar nur ungern ausgeben, aber von waschechter Gülle (Trademark) ist das Ganze nun doch auch meilenweit entfernt...
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