Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari (1978)

Söldner, Mutanten und Kriegshelden

Moderator: jogiwan

untot
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Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari (1978)

Beitrag von untot »

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Originaltitel: Quel maledetto treno blindato

Herstellungsland: Italien

Erscheinungsjahr: 1978

Regie: Enzo G. Castellari

Darsteller:
Bo Svenson, Peter Hooten, Fred Williamson, Michael Pergolani, Jackie Basehart, Michel Constantin,
Debra Berger, Raimund Harmstorf, Ian Bannen, Flavio Andreini, Peter Boom, Vito Fornari...

Inhalt:
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges soll eine Gruppe von amerikanischen Deserteuren in Frankreich ins Militärgefängnis gebracht werden.
Als der Convoy unter deutschen Beschuss gerät, können die Männer fliehen.
Sie versuchen, sich Richtung Schweiz durchzuschlagen und kommen dabei in Kontakt mit französischen Partisanen, mit denen sie sich auf einen gefährlichen Auftrag einlassen: den Deutschen soll eine V2-Rakete gestohlen werden.

Fazit:
Kultfilm von Enzo G. Castellari, der ja schon mit einigen filmischen Schwergewichten, wie Keoma, Tag der Cobra oder Racket zu begeistern wusste.
So hat er auch hier einen absolut launigen Augenschmeichler auf die Leinwand gezaubert, mit Humor, jeder Menge Schießereien, Explosionen und überraschenden Wendungen, die Spannung reißt nicht ab und man kommt gar nicht erst dazu sich zu langweilen.
Der Score geht auch gut ins Ohr, sehr sehenswertes feines Stückchen Film!

7,5/10
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Jeroen
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von Jeroen »

Ein netter kleiner Söldner-Happen von Papa Enzo. Fand den jetzt im direkten Vergleich mit anderen Castellaris nicht sooo genial, aber das liegt auch daran, dass Enzo einen ganzen Schwung echter Kracher auf dem Kerbholz hat. Alles in allem ein immer noch locker überdurchschnittliches Spektakel mit einer Top-Besetzung und einigen schönen Einfällen. Natürlich werden wieder mal die obligatorischen Minitur-Bauten gesprengt ... verklemmten Jungs wie mir imponieren aber natürlich besonders die nackten Bräute mit den Ballermännern, die da völlig sinnfrei eingestreut wurden :sabber: .

Leider hat Tarantino ja nicht die Eier, solche Sleazigkeiten in seine B-Film/Grindhouse-Hommagen einzubauen. Sein Inglourious Basterds hat bekanntlich nix mit diesem hier zu tun, von daher ist es auch ziemlich peinlich, dass der Film seit einiger Zeit nur noch mit Covermotiven im Design des Tarantino-Films und ohne den deutschen Kinotitel aufgelegt wird.

Zur den DVDs:
Das Motiv in untots Beitrag ist das Cover der sehr hübschen Erstauflage aus dem Hause Koch, die noch den alten Titel trug und einen schicken Schuber hat - die Silouetten der Hauptdarsteller sind glänzend auf mattem Hintergrund, die Schrift metallisch-rot. Sehr, sehr hübsch wie ich finde, bin froh mir die damals direkt geholt zu haben! Koch hat auch eine sehr interessante Dokumentation produziert. Darin kommen zwar weder Castellari noch die Hauptdarsteller zu Wort, sondern Stunt- und Effekte-Leute sowie der Sohn von Komponist Francesco deMasi, die aber ihrerseits auch viele nette Anekdoten parat haben.

Geraume Zeit nach der Koch-DVD erschein der Film als 3-Disc-Set in den USA mit viel Bonus-Material und einer CD mit den erhaltenen Fragmenten des Soundtracks. Für die neuen deutschen Auflagen hat Koch von diesem Set noch das Interview zwischen Castellari und Tarantino übernommen, um noch ein Stückchen mehr auf der Tarantino-Welle reiten zu können. Ach so, ein Booklet aus dem Hause Chr. Keßler gab es bei der Erstauflage auch noch, keine Ahnung ob das bei den Neuauflagen noch dabei ist.
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sid.vicious
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von sid.vicious »

Ein Transport der amerikanischen Truppe, ist auf dem Weg durch das besetzte Frankreich, um 5 Gefangene in ein Straflager zu überführen. Der Transport wird von deutschen Truppen angegriffen, was den 5 Gefangenen die Flucht ermöglicht. Diese wollen nun in die Schweiz flüchten. Auf diesem Weg bekommen sie Ärger mit den deutschen, den amerikanischen Truppen, sowie auch mit den Partisanen. Das Ganze mündet darin, das die 5 ungleichen Männer eine Mission für die Partisanen erfüllen sollen.

Castellaris Kriegsfilm bietet einiges an Schießereien, massig Toten und eine gute Portion sarkastischen Humor. Natürlich ist der Film vom damaligen amerikanischen Kriegsfilm-Trend in Form der Filme, Agenten sterben einsam oder Stoßtrupp Gold beeinflusst, geht allerdings inmitten dieser Vorlagen durchaus eigene Wege. Einen dümmlichen Plot kann man Castellari in keiner Weise vorwerfen, denn der Film ist durchgehend unterhaltsam und die Auswahl der Darsteller sehr passend.

Allein Fred Williamson in der Rolle des Fred Canfield sorgt hierbei für die ein oder andere unterhaltsame Situation. Als dem Farbigen z.B. gesagt wurde, dass man ihn wohl kaum für einen deutschen Soldaten halten wird, nimmt er die Aussage mit einen sarkastischen Lächeln zur Kenntnis. Im italienischen Originalton, hört man die deutschen Offiziere in faschistischer Manier dermaßen Herumschreien, das man das Ganze schon gar nicht mehr für voll nehmen kann. Dieses hat auch seine Richtigkeit, denn Ein Haufen verwegener Hunde kann und darf man einzig als einen Film sehen, der Situationen überspitzt und unterhaltsam an den Zuschauer vermittelt.

Fazit: Eine unterhaltsame und actionreiche italienische Kriegspersiflage, die sich vor den amerikanischen Vorbildern nicht verstecken und die mit Sicherheit keinen Tarantino brauchte.


7,5/10
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DrDjangoMD
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von DrDjangoMD »

Ich frag mich ob Koch für die Neuveröffentlichung ihrer Scheibe den Englischen Titel aus einem bestimmten Grund statt dem Deutschen genommen hat :?

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Einer der wenigen Mockbuster der Jahrzehnte vor dem Gemockbustertem rauskam...Aber sie sollten aufpassen, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht. Ich hätte die DVD fast nicht gekauft, weil ich dachte es handelt sich um die Tarantino-Version. :D
Zuletzt geändert von DrDjangoMD am Di 28. Jun 2011, 22:04, insgesamt 1-mal geändert.
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DrDjangoMD
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von DrDjangoMD »

...und dann sah ich die nackte Lady mit dem Maschinengewehr und dachte mir "Hoppla, das muss der italienische Film sein" :thup:
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Blap
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von Blap »

Ein älterer Kurzkommentar:


Ein Haufen verwegener Hunde - Inglorious Bastards

Frankreich 1944. Die US-Army will den Bodensatz der eigenen Truppen in ein Gefangenlager überführen. Doch auf dem Weg dorthin, wird der Transport von einem deutschen Jagdflugzeug attackiert. Deserteure, Kriminelle und sonstiges Gesindel können entkommen. Zunächst wollen die Burschen in die Schweiz flüchten, doch schon bald bekommen sie die Chance zu beweisen, dass sie doch kein unnützer Abschaum sind...

Eine tolle, kurzweilige Mischung aus Krieg, Komödie, Action, Abenteuer und Trash hat Enzo G. Castellari 1977 mit "Quel maledetto treno blindato" auf die Beine gestellt. Angenehm überdreht, unterhaltsam und mit vielen kultigen Köpfen besetzt. So gibt es als Bo Svenson als Anführer der Bande zu sehen, Raimund Harmstorf in einer Nebenrolle, Fred Williamson, jüngeren Zuschauern wohl aus "From Dusk till Dawn" bekannt, ist ebenfalls mit von der Partie.

Sehr angenehm.

Dicke 8/10

***

Nachtrag: Wer den Film auf seiner Wunschliste stehen hat, sollte auf jeden zur Blu-ray greifen. Ich habe die Koch-DVD und Koch-BD hier, die BD bietet ein deutlich besseres Bild!
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DrDjangoMD
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von DrDjangoMD »

Anfangs hätte ich mich euren Lobgesängen über diesen Film angeschlossen, aber der Schluss hat mich ziemlich abgeturnt. Also hier meine Gedanken:

Er beginnt schon mal gut: Fünf Deserteure können am Weg zu ihrer vermeintlichen Hinrichtung türmen und planen sich in die Schweiz durchzuschlagen. Alle fünf sind zwar clichéhafte aber interessante Charaktere, mit denen wir gerne einen ganzen Spielfilm verbringen wollen. Bo Svenson ist enorm cool und in seiner Coolness ziemlich witzig, das Gleiche gilt für Fred Williamson, den Standart-liebenswerten-aber-etwas-grobschlächtigen-Farbigen wie man ihn so häufig zu Gesicht bekommt, der diesmal aber besonders sympathisch ist. Jackie Basehart gibt den üblichen Weichling, der langsam die Schnauze voll von dem ganzen Geballer hat und von dem wir hoffen, dass er überlebt,
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Des weiteren ist da unser witziger Nebencharakter des Abends, Nick, gespielt von Michael Bergolani, auch eine Stereotype, die Bergolani aber mit viel Witz und Energie zu spielen weiß. Und zu guter oder schlechter letzt haben wir noch Peter Hooten als Tony das Arschloch, das wir nicht mögen und welches am Ende hoffentlich zu Freuden des Publikums einen schmerzhaften Tod erleiden wird.
Diesen fünf Folgen wir durch viele kleine episodenhafte Abenteuer, hier mal eine Schießerei, hier gesellt sich mal Raimund Harmstorf zu ihnen, dann ist er wieder weg und dann gibt’s wieder mehr Schießereien. Dadurch kommt einfach nie Langeweile auf. Die ganze Spieldauer ist gespickt mit non-stop-action. Einzige durchgehende Handlung in der ersten Hälfte ist eben das Ziel der fünf verwegenen Hunde in die Schweiz zu kommen. Manchmal kommen mir diese Episoden nur ein wenig zu sehr aus dem Nichts und verziehen sich genauso schnell wieder dorthin. Zum Beispiel eben diese berühmte Szene mit den nackten Frauen mit den Maschinengewehren. Schöne Szene an der ich überhaupt nichts auszusetzen habe und die ich mit Begeisterung verfolgt habe, nur kaum haben die Frauen ein paar Schüsse abgegeben, machen die Männer ein paar Schritte nach Hinten, werden von den Frauen nicht verfolgt oder so, reden nie wieder von ihnen und wir bekommen keinen kleinen Hinweis darauf wer diese Mädels waren. Das ist zu wenig! Unzusammenhängende Szenen sind ja gut und schön, besonders wenn sie solch nette Inhalte haben, aber ein paar Erklärungen oder Reaktionen auf das Geschehene hätten den Film jetzt auch nicht zum kippen gebracht.
Apropos kippen, wir sind bei der Hälfte angelangt und der Streifen bekommt plötzlich eine Handlung. Die fünf sollen nämlich gemeinsam mit einem Trupp Partisanen einen Zug überfallen in dem die Nazis eine neumodische Waffe aufbewahren, deren Pläne man sich beschaffen soll. Der Teil ohne Handlung war zwar noch kurzweiliger als dieser, aber trotzdem geht es spannend weiter. Kurz vor Schluss geschieht einiges Bedeutungsvolles und dann ist der Film plötzlich aus. Und damit hatte ich dann ein paar Probleme, die alle schlimme Spoiler beinhalten. Also…
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Was ich aber wiederum positiv fand, ist das es in Harmstorf auch einen netten Deutschen gibt. Ich hasse es immer, wenn der Feind nicht als Menschen, die teilweise zu ihren Taten gezwungen wurden, dargestellt werden, sondern nur als ein Haufen Bösewichter. Hier ist das Gott sei dank anders, zumindest anfangs, denn kaum ist Harmtorfs Figur verschwunden, verschwinden auch die positiven Eigenschaften der Deutschen und jeder einzelne von ihnen wird entweder böse oder nicht genauer charakterisiert.
Fazit: Kriegsfilm mit Stereotypen-Hauptfiguren, die aber sehr unterhaltsam und sympathisch sind. Trotz der episodenhaften Handlung muss ich den Film loben, dass er durchgehend spannend bleibt. 8 Punkte wären drin gewesen, aber dann endete der Film ohne eine bestimmte Figur sterben zu lassen und das hat mich so dermaßen aufgeregt, dass das Endergebnis wie folgt lautet:
6/10, na ja woll’n wir nicht so sein: 6,5/10
Zuletzt geändert von DrDjangoMD am Mi 6. Jul 2011, 13:43, insgesamt 1-mal geändert.
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CamperVan.Helsing
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von CamperVan.Helsing »

DrDjangoMD hat geschrieben:das Gleiche gilt für Fred Williams,
Fred WilliamsON :opa:
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
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DrDjangoMD
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von DrDjangoMD »

ugo-piazza hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:das Gleiche gilt für Fred Williams,
Fred WilliamsON :opa:
Danke, ausgebessert, war wohl so in Gedanken bei Svenson, dass ich nicht noch einen -son schreiben wollte :oops:
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Blap
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Re: Ein Haufen verwegener Hunde - Enzo G. Castellari

Beitrag von Blap »

Immer diese unverschämte Gier, dieses Verlangen danach, der Film möge so verlaufen wie man es sich persönlich wünscht.

Frage nicht was die Filme für dich tun können, sondern was du für die Filme tun kannst!

:mrgreen: :basi:
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