Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Wunschlos tot
„Erstochen und erwürgt – doppelt hält besser…“
Kurt Junek ist einer der wenigen Regisseure, die in ihrer Karriere hauptsächlich für die öffentlich-rechtliche „Tatort“-Krimireihe gearbeitet haben: Elf Episoden gehen auf sein Konto, so auch „Wunschlos tot“, zu der er auch das Drehbuch verfasste. Es handelt sich dabei um den vierten vom ORF produzierten österreichischen „Tatort“ um Oberinspektor Pfeifer (Bruno Dallansky, „Und Jimmy ging zum Regenbogen“), der es insgesamt auf acht Einsätze brachte. Die ersten drei wurden jedoch lediglich im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt; der am 21. September 1987 erstmals gesendete „Wunschlos tot“ war der erste, der auch im deutschen Bundesgebiet über den Äther ging.
„Können Sie sich nicht auf ein menschliches Mittelmaß einigen?“
In Wien wird Frau Springer, eine ältere Dame, ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Polizei rätselt über das Motiv und stößt im Zuge ihrer Ermittlungen unter anderem auf Springers Neffen Robert Hauser (Heinz Weixelbraun, „Die Rattenfänger“), der heroinabhängig ist. Über ihn führt eine lose Spur zu Josef Peischl (Heinrich Schweiger, „Frau Wirtin hat auch einen Grafen“), einer großen Nummer im Rotlichtmilieu. Als auch noch Robert Hauser das Zeitliche segnet, steht die Polizei um Oberinspektor Pfeifer und seinen jungen neuen Kollegen Inspektor Passini (Christoph Waltz, „Wahnfried“) unter massivem Ermittlungsdruck – denn auch wenn es danach aussehen sollte: Ein Suizid ist sehr unwahrscheinlich…
„Ich mag keine Schießeisen!“
Die erste Zeugin belastet Frau Springers Nachbarn Herrn Spanntaler (Karl Krittl, „Ein echter Wiener geht nicht unter“), einen Trinker, doch dieser Verdacht bestätigt sich nicht. Immerhin sorgt er aber für reichlich Wiener Lokalkolorit, bei dem man als Norddeutscher bei Weitem nicht jedes Wort versteht, aber Frau Springers Wohnsituation auch sozial einordnet: Nein, sie war kein vermögende Witwe, die in einer vornehmen Villengegend gelebt hätte. Christoph Waltz als Harald Passini bringt mit seinem analytischen Geist wohl so etwas wie frischen Wind den Ösi-„Tatort“, fasst aber Robert Hauser auch ungewöhnlich hart an. Dieser geht schließlich stiften und bald darauf vollends verlustig. Als Passini inkognito im Bordell ermittelt, wird er zusammengeschlagen und muss sogar eine lancierte Rufmordkampagne über sich ergehen lassen.
Der semi-gemütliche Fernsehkrimi wird fortan recht dialoglastig, verzichtet weitestgehend auf weitere Action-Einlagen und verstolpert seine Dramaturgie, indem er zunehmend unfokussiert vorgeht. Er stellt indes die Macht des Rotlichtmilieus heraus und deutet Korruption bis in höchste Polizeikreise hinein an. Roberts Mutter (Helli Servi, „Charleys Tante“) ist eine Prostituierte, die Passini an ihre jüngere Kollegin Jenny (Angelika Meyer, „Der Leihopa“) vermittelte, welche nun vornehmlich traurig in die Kamera linsen darf. In diesem an hörenswerter Musik armen „Tatort“ bescheren ihre Auftritte immerhin lauschige Ambientklänge. Gastauftritte der Münchner Kollegen Lenz (Helmut Fischer) und Schneider (Georg Einerdinger) im letzten Drittel werten den Fall auf und versetzen den Helmut-Fischer-Fanclub Hamburg-Altona in Verzückung.
Wenn gegen Ende zwar nicht alles, aber zumindest einiges aufgedröselt wird, arbeitet Junek mit Rückblenden; das Geständnis des Mörders Roberts jedoch wird lediglich im Dialog behauptet, aber nicht gezeigt. Die, nun ja, „Pointe“ des Falls ist dann das Wiener Polizeiversagen, das hier aber weniger als bissiger Kommentar à la früher „Kottak“ rüberkommt, sondern vielmehr eine ziemliche Enttäuschung darstellt. Passini jedenfalls hat keine Lust mehr und möchte zukünftig lieber in Herrenmode machen. Pfeifer fühlt sich dadurch an der Bullenehre gepackt und nimmt die Ermittlungen im Mord an Frau Springer wieder auf, die durch den einsetzenden Abspann jäh beendet werden.
Ein seltsamer, unbefriedigender „Tatort“, der nicht dazu beigetragen haben dürfte, die Akzeptanz der Piefkes für die Ösi-Variante ihres allsonntäglichen Krimivergnügen herzustellen.
„Erstochen und erwürgt – doppelt hält besser…“
Kurt Junek ist einer der wenigen Regisseure, die in ihrer Karriere hauptsächlich für die öffentlich-rechtliche „Tatort“-Krimireihe gearbeitet haben: Elf Episoden gehen auf sein Konto, so auch „Wunschlos tot“, zu der er auch das Drehbuch verfasste. Es handelt sich dabei um den vierten vom ORF produzierten österreichischen „Tatort“ um Oberinspektor Pfeifer (Bruno Dallansky, „Und Jimmy ging zum Regenbogen“), der es insgesamt auf acht Einsätze brachte. Die ersten drei wurden jedoch lediglich im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt; der am 21. September 1987 erstmals gesendete „Wunschlos tot“ war der erste, der auch im deutschen Bundesgebiet über den Äther ging.
„Können Sie sich nicht auf ein menschliches Mittelmaß einigen?“
In Wien wird Frau Springer, eine ältere Dame, ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Polizei rätselt über das Motiv und stößt im Zuge ihrer Ermittlungen unter anderem auf Springers Neffen Robert Hauser (Heinz Weixelbraun, „Die Rattenfänger“), der heroinabhängig ist. Über ihn führt eine lose Spur zu Josef Peischl (Heinrich Schweiger, „Frau Wirtin hat auch einen Grafen“), einer großen Nummer im Rotlichtmilieu. Als auch noch Robert Hauser das Zeitliche segnet, steht die Polizei um Oberinspektor Pfeifer und seinen jungen neuen Kollegen Inspektor Passini (Christoph Waltz, „Wahnfried“) unter massivem Ermittlungsdruck – denn auch wenn es danach aussehen sollte: Ein Suizid ist sehr unwahrscheinlich…
„Ich mag keine Schießeisen!“
Die erste Zeugin belastet Frau Springers Nachbarn Herrn Spanntaler (Karl Krittl, „Ein echter Wiener geht nicht unter“), einen Trinker, doch dieser Verdacht bestätigt sich nicht. Immerhin sorgt er aber für reichlich Wiener Lokalkolorit, bei dem man als Norddeutscher bei Weitem nicht jedes Wort versteht, aber Frau Springers Wohnsituation auch sozial einordnet: Nein, sie war kein vermögende Witwe, die in einer vornehmen Villengegend gelebt hätte. Christoph Waltz als Harald Passini bringt mit seinem analytischen Geist wohl so etwas wie frischen Wind den Ösi-„Tatort“, fasst aber Robert Hauser auch ungewöhnlich hart an. Dieser geht schließlich stiften und bald darauf vollends verlustig. Als Passini inkognito im Bordell ermittelt, wird er zusammengeschlagen und muss sogar eine lancierte Rufmordkampagne über sich ergehen lassen.
Der semi-gemütliche Fernsehkrimi wird fortan recht dialoglastig, verzichtet weitestgehend auf weitere Action-Einlagen und verstolpert seine Dramaturgie, indem er zunehmend unfokussiert vorgeht. Er stellt indes die Macht des Rotlichtmilieus heraus und deutet Korruption bis in höchste Polizeikreise hinein an. Roberts Mutter (Helli Servi, „Charleys Tante“) ist eine Prostituierte, die Passini an ihre jüngere Kollegin Jenny (Angelika Meyer, „Der Leihopa“) vermittelte, welche nun vornehmlich traurig in die Kamera linsen darf. In diesem an hörenswerter Musik armen „Tatort“ bescheren ihre Auftritte immerhin lauschige Ambientklänge. Gastauftritte der Münchner Kollegen Lenz (Helmut Fischer) und Schneider (Georg Einerdinger) im letzten Drittel werten den Fall auf und versetzen den Helmut-Fischer-Fanclub Hamburg-Altona in Verzückung.
Wenn gegen Ende zwar nicht alles, aber zumindest einiges aufgedröselt wird, arbeitet Junek mit Rückblenden; das Geständnis des Mörders Roberts jedoch wird lediglich im Dialog behauptet, aber nicht gezeigt. Die, nun ja, „Pointe“ des Falls ist dann das Wiener Polizeiversagen, das hier aber weniger als bissiger Kommentar à la früher „Kottak“ rüberkommt, sondern vielmehr eine ziemliche Enttäuschung darstellt. Passini jedenfalls hat keine Lust mehr und möchte zukünftig lieber in Herrenmode machen. Pfeifer fühlt sich dadurch an der Bullenehre gepackt und nimmt die Ermittlungen im Mord an Frau Springer wieder auf, die durch den einsetzenden Abspann jäh beendet werden.
Ein seltsamer, unbefriedigender „Tatort“, der nicht dazu beigetragen haben dürfte, die Akzeptanz der Piefkes für die Ösi-Variante ihres allsonntäglichen Krimivergnügen herzustellen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
„Tatort Dortmund“: Wiedersehen mit Ex-Kommissar nach sieben Jahren
Daniel Kossik (Stefan Konarske) taucht plötzlich wieder auf
Der WDR dreht aktuell den 26. Fall für das Dortmunder „Tatort“-Team. Die Folge mit dem Titel „Abstellgleis“ hält ein überraschendes Wiedersehen mit einem ehemaligen Kommissar bereit: Daniel Kossik (Stefan Konarske), der sich vor sieben Jahren von der Dortmunder Mordkommission zum LKA nach Düsseldorf verabschiedet hatte.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/tator ... ben-jahren
Daniel Kossik (Stefan Konarske) taucht plötzlich wieder auf
Der WDR dreht aktuell den 26. Fall für das Dortmunder „Tatort“-Team. Die Folge mit dem Titel „Abstellgleis“ hält ein überraschendes Wiedersehen mit einem ehemaligen Kommissar bereit: Daniel Kossik (Stefan Konarske), der sich vor sieben Jahren von der Dortmunder Mordkommission zum LKA nach Düsseldorf verabschiedet hatte.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/tator ... ben-jahren
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
„Tatort“: Edin Hasanović und Melika Foroutan werden neues Frankfurter Ermittlerteam
Fokus auf Cold Cases und ungeklärten Mordfällen
Ende 2023 wurde bekannt, dass das langjährige „Tatort“-Ermittlerduo aus Frankfurt, verkörpert von Wolfram Koch und Margarita Broich, aufhört. Jetzt steht fest, wer in ihre Fußstapfen treten wird: Ab 2025 ermitteln in Frankfurt Melika Foroutan und Edin Hasanović.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/tator ... ittlerteam
Fokus auf Cold Cases und ungeklärten Mordfällen
Ende 2023 wurde bekannt, dass das langjährige „Tatort“-Ermittlerduo aus Frankfurt, verkörpert von Wolfram Koch und Margarita Broich, aufhört. Jetzt steht fest, wer in ihre Fußstapfen treten wird: Ab 2025 ermitteln in Frankfurt Melika Foroutan und Edin Hasanović.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/tator ... ittlerteam
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Alle 41 "Tatort"-Episoden um die Hamburger Ermittler Stoever und Brockmöller erscheinen voraussichtlich am 11.07.2024 bei Fernsehjuwelen als 21-DVD-Box:
Extras:
- Digitales Booklet (online abrufbar)
- Trailer. weitere Highlights
- Schuber, Wendecover
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/19515, ... Helgoland/
Extras:
- Digitales Booklet (online abrufbar)
- Trailer. weitere Highlights
- Schuber, Wendecover
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/19515, ... Helgoland/
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Gegenspieler
„Ich werde Sie jetzt erschießen!“
Ohne viel Tamtam nahm Helmut Fischer mit diesem „Tatort“ aus dem Jahre 1987 – seinem siebten als Kriminalhauptkommissar Lenz – seinen Hut und verabschiedete sich aus der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Wie der vorausgegangene Fall „Die Macht des Schicksals“ wurde auch „Gegenspieler“ nach einem Drehbuch Ulf Miehes und Klaus Richters vom gebürtigen Salzburger Reinhard Schwabenitzky („Ein echter Wiener geht nicht unter“) inszeniert. Die Erstausstrahlung erfolgte am 13. September 1987.
„Ein sogenannter perfekter Mord!“
Der arbeitslose Jürgen Koch (Horst Kummeth, „Hans im Glück“) stiehlt seiner Freundin, der eine Gastwirtschaft betreibenden Elli Reisinger (Elfi Eschke, „Büro, Büro“), eine stattliche Summe aus der Kasse, um es beim Pokern im von seinem Bekannten Dieter Wenig (Max Tidof, „Loft“) betriebenen illegalen Spielclub zu vermehren – schließlich träumt er von der gemeinsamen Eröffnung eines Ristorante. Gegen den gut bluffenden Pokerprofi Hans Werner Hartung (Karl Michael Vogler, „Frau Wirtin hat auch eine Nichte“) hat er jedoch keine Chance und verzockt die gesamte Summe. Um diese wiederzubeschaffen, nimmt er Wenigs Tipp an, einen Autohändler zu überfallen. Mit diesem kommt es zu einem Schusswechsel, doch Jürgen hat das Geld des lediglich von einem Streifschuss verletzten Händlers – satte 28.000 DM. Dann kommt jedoch alles ganz anders, denn es gibt einen heimlichen Mitwisser – und plötzlich sieht sich Jürgen von der Polizei mit Raubmordvorwürfen konfrontiert: In Grünwald wurde der alte Wehrmachtsoberst a.D. von Bredow (Richard Lauffen, „Der Tiger von Eschnapur“) erschossen und um 30.000 DM erleichtert. Und der Täter floh mit Jürgens Wagen. Jürgen verstrickt sich in Widersprüche und befindet sich nun in der absurden Situation, beweisen zu müssen, den Autohändler statt von Bredow überfallen zu haben…
Direkt zu Beginn wird der „Kriminal-Tango“ Piero Trombettas und Kurt Feltz‘ prominent in Ellis Gastwirtschaft auf der Tonspur platziert. Die Elli Reisinger spielende Elfi Eschke kennt man bereits aus „Die Macht des Schicksals“; Regisseur Schwabenitzky, der sie bereits von seinen „Büro, Büro“-Dreharbeiten gekannte hatte, schien direkt noch einmal mit ihr drehen zu wollen – was man ihm nur schwerlich verübeln kann. Die Pokerpartie mit vorhersehbarem Ausgang findet in klassischer Hinterzimmer-Atmosphäre statt und nach der realistisch anmutenden Inszenierung des ein wenig unbeholfenen Überfalls durch Jürgen macht die Handlung keinen Hehl aus der Identität des zweiten, wesentlich verschlageneren und professioneller vorgehenden Täters. Kein Whodunit? also, woraus ein enormer Wissensvorsprung des Publikums gegenüber der Polizei resultiert, doch erscheint der Täter ebenso rätselhaft wie größere Teile seines Motivs – dieses geht nämlich übers Monetäre hinaus.
Daraus bezieht Lenz‘ Schwanengesang seine Spannung, entspinnt sich doch eine relativ komplexe, aber stets nachvollziehbar und leichtfüßig inszenierte Geschichte um Beziehungskisten, Abhängigkeitsverhältnisse und bis in Kriegszeiten zurückliegende Ereignisse. Und stets schwingt die Frage mit, wie Jürgen aus dieser Sache, die ihm eindeutig ein paar Nummern zu groß ist, wieder herauskommt, zumal die Polizei lange an dessen – wahrheitsgetreuer – Darstellung zweifelt. In diesem Zuge offenbart sich zudem ein Klassengegensatz, auch ohne, dass gleich ein sozialdramatischer Krimi daraus würde. Arbeit und Alltag der Mordkommission sind hingegen wie gewohnt mit sympathischem, eher dezentem Humor inszeniert, wenngleich auch der Zeitgeist Einzug hält: Als eine Art Running Gag zieht sich durch den Fall, dass Lenz Algenkekse isst, weil diese gegen die Strahlung aus dem Tschernobyl-Super-GAU helfen sollen. Neben Lenz und Schneider (Georg Einerdinger) Dritte im Bunde ist nun Kriminalassistentin Susanne Kern (Ursula Wolff, „Büro, Büro“), die bereits in „Die Macht des Schicksals“ ihren Einstand feierte (und offenbar ebenfalls auf Empfehlung Schwabenitzkys kam), hier aber wesentlich mehr zu tun bekommt und tatkräftig mit anpackt, indem sie den flüchtigen Jürgen festnimmt. In weiteren Rollen finden sich Ellen Frank, Johanna von Koczian und Ellen Umlauf. Und das Ambiente? Viel bayrische Idylle – man kann es nicht anders sagen. Auch das macht die Lenz-„Tatorte“ ja ein gutes Stück weit mit aus.
Schade, dass sie mit „Gegenspieler“ enden, zumal hier nichts auf das Ende dieses „Tatorts“-Asts hindeutet. Der Helmut-Fischer-Fanclub Hamburg-Altona bedauert dies ausdrücklich, hat aber bereits die nächsten Serien mit dem guten Mann auf dem Zettel…
„Ich werde Sie jetzt erschießen!“
Ohne viel Tamtam nahm Helmut Fischer mit diesem „Tatort“ aus dem Jahre 1987 – seinem siebten als Kriminalhauptkommissar Lenz – seinen Hut und verabschiedete sich aus der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Wie der vorausgegangene Fall „Die Macht des Schicksals“ wurde auch „Gegenspieler“ nach einem Drehbuch Ulf Miehes und Klaus Richters vom gebürtigen Salzburger Reinhard Schwabenitzky („Ein echter Wiener geht nicht unter“) inszeniert. Die Erstausstrahlung erfolgte am 13. September 1987.
„Ein sogenannter perfekter Mord!“
Der arbeitslose Jürgen Koch (Horst Kummeth, „Hans im Glück“) stiehlt seiner Freundin, der eine Gastwirtschaft betreibenden Elli Reisinger (Elfi Eschke, „Büro, Büro“), eine stattliche Summe aus der Kasse, um es beim Pokern im von seinem Bekannten Dieter Wenig (Max Tidof, „Loft“) betriebenen illegalen Spielclub zu vermehren – schließlich träumt er von der gemeinsamen Eröffnung eines Ristorante. Gegen den gut bluffenden Pokerprofi Hans Werner Hartung (Karl Michael Vogler, „Frau Wirtin hat auch eine Nichte“) hat er jedoch keine Chance und verzockt die gesamte Summe. Um diese wiederzubeschaffen, nimmt er Wenigs Tipp an, einen Autohändler zu überfallen. Mit diesem kommt es zu einem Schusswechsel, doch Jürgen hat das Geld des lediglich von einem Streifschuss verletzten Händlers – satte 28.000 DM. Dann kommt jedoch alles ganz anders, denn es gibt einen heimlichen Mitwisser – und plötzlich sieht sich Jürgen von der Polizei mit Raubmordvorwürfen konfrontiert: In Grünwald wurde der alte Wehrmachtsoberst a.D. von Bredow (Richard Lauffen, „Der Tiger von Eschnapur“) erschossen und um 30.000 DM erleichtert. Und der Täter floh mit Jürgens Wagen. Jürgen verstrickt sich in Widersprüche und befindet sich nun in der absurden Situation, beweisen zu müssen, den Autohändler statt von Bredow überfallen zu haben…
Direkt zu Beginn wird der „Kriminal-Tango“ Piero Trombettas und Kurt Feltz‘ prominent in Ellis Gastwirtschaft auf der Tonspur platziert. Die Elli Reisinger spielende Elfi Eschke kennt man bereits aus „Die Macht des Schicksals“; Regisseur Schwabenitzky, der sie bereits von seinen „Büro, Büro“-Dreharbeiten gekannte hatte, schien direkt noch einmal mit ihr drehen zu wollen – was man ihm nur schwerlich verübeln kann. Die Pokerpartie mit vorhersehbarem Ausgang findet in klassischer Hinterzimmer-Atmosphäre statt und nach der realistisch anmutenden Inszenierung des ein wenig unbeholfenen Überfalls durch Jürgen macht die Handlung keinen Hehl aus der Identität des zweiten, wesentlich verschlageneren und professioneller vorgehenden Täters. Kein Whodunit? also, woraus ein enormer Wissensvorsprung des Publikums gegenüber der Polizei resultiert, doch erscheint der Täter ebenso rätselhaft wie größere Teile seines Motivs – dieses geht nämlich übers Monetäre hinaus.
Daraus bezieht Lenz‘ Schwanengesang seine Spannung, entspinnt sich doch eine relativ komplexe, aber stets nachvollziehbar und leichtfüßig inszenierte Geschichte um Beziehungskisten, Abhängigkeitsverhältnisse und bis in Kriegszeiten zurückliegende Ereignisse. Und stets schwingt die Frage mit, wie Jürgen aus dieser Sache, die ihm eindeutig ein paar Nummern zu groß ist, wieder herauskommt, zumal die Polizei lange an dessen – wahrheitsgetreuer – Darstellung zweifelt. In diesem Zuge offenbart sich zudem ein Klassengegensatz, auch ohne, dass gleich ein sozialdramatischer Krimi daraus würde. Arbeit und Alltag der Mordkommission sind hingegen wie gewohnt mit sympathischem, eher dezentem Humor inszeniert, wenngleich auch der Zeitgeist Einzug hält: Als eine Art Running Gag zieht sich durch den Fall, dass Lenz Algenkekse isst, weil diese gegen die Strahlung aus dem Tschernobyl-Super-GAU helfen sollen. Neben Lenz und Schneider (Georg Einerdinger) Dritte im Bunde ist nun Kriminalassistentin Susanne Kern (Ursula Wolff, „Büro, Büro“), die bereits in „Die Macht des Schicksals“ ihren Einstand feierte (und offenbar ebenfalls auf Empfehlung Schwabenitzkys kam), hier aber wesentlich mehr zu tun bekommt und tatkräftig mit anpackt, indem sie den flüchtigen Jürgen festnimmt. In weiteren Rollen finden sich Ellen Frank, Johanna von Koczian und Ellen Umlauf. Und das Ambiente? Viel bayrische Idylle – man kann es nicht anders sagen. Auch das macht die Lenz-„Tatorte“ ja ein gutes Stück weit mit aus.
Schade, dass sie mit „Gegenspieler“ enden, zumal hier nichts auf das Ende dieses „Tatorts“-Asts hindeutet. Der Helmut-Fischer-Fanclub Hamburg-Altona bedauert dies ausdrücklich, hat aber bereits die nächsten Serien mit dem guten Mann auf dem Zettel…
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort – Spielverderber (1987)
WDR Mediathek
Momentan wiederholt der WDR ja dank Sommerpause einige restaurierte Schimanski-Tatorte aus der zweiten Hälfte, leider nur in unzureichender chronologischer Abfolge. Für mich, die die TV-Erstausstrahlungen nur noch sporadisch wahrnahm, eine willkommene Gelegenheit zur Erinnerungsauffrischung.
Alle Ingredienzien, die von einer klassischen Schimmi-Folge erwartet werden können, sind selbstverständlich vorhanden. Gerenne, Gekloppe, Gebrülle, Kalauer und Rumgemache mit Frauen, alles wie immer. Obwohl Täter und Abläufe von Anfang an recht offensichtlich sind, ist die Umsetzung durchaus spannend.
Dieses „alles wie immer“ ist leider für mich das große Problem der späteren Schimanskis. Was anfangs innovativ und aufregend war, hat sich etabliert und ist mittlerweile hinlänglich bekannt, geradezu erwartbar. Einige kleine ironische Brechungen gibt es, z.B. als Hänschen auf der Mundharmonika den Hit der aktuellen Episode nachspielt oder als Thanner sein Notizbuch zückt, um zu notieren, wie oft Schimmi im Laufe dieses Falls bereits „scheiße“ gesagt hat. Leider ist das etwas wenig, sodass unterm Strich nicht mehr als solider Durchschnitt rauskommt. Immerhin weiß ich nun wieder, in welcher Folge unser Held auf einem Schrottplatz fast von einem VW Bulli erschlagen wird.
Können wir noch kurz über die eingesetzte Musik sprechen? Da verhält es sich dummerweise ähnlich wie beim Rest, gab es in der Frühzeit durchaus charmante Einfälle, eine gelungene Säufer-Ballade von Westernhagen oder Tangerine Dream etwa, wurde sich später auf Interpreten der „Güteklasse“ Dieter Bohlen verlegt. Jede Episode präsentierte einen bestimmten Ohrwurm, der dank fleißigem Radioeinsatz dann nach der Ausstrahlung der Folge auch prompt in den Charts landete. Diesmal „Tears of Ice“ von Bolland. Nö du!
06/10
WDR Mediathek
Momentan wiederholt der WDR ja dank Sommerpause einige restaurierte Schimanski-Tatorte aus der zweiten Hälfte, leider nur in unzureichender chronologischer Abfolge. Für mich, die die TV-Erstausstrahlungen nur noch sporadisch wahrnahm, eine willkommene Gelegenheit zur Erinnerungsauffrischung.
Alle Ingredienzien, die von einer klassischen Schimmi-Folge erwartet werden können, sind selbstverständlich vorhanden. Gerenne, Gekloppe, Gebrülle, Kalauer und Rumgemache mit Frauen, alles wie immer. Obwohl Täter und Abläufe von Anfang an recht offensichtlich sind, ist die Umsetzung durchaus spannend.
Dieses „alles wie immer“ ist leider für mich das große Problem der späteren Schimanskis. Was anfangs innovativ und aufregend war, hat sich etabliert und ist mittlerweile hinlänglich bekannt, geradezu erwartbar. Einige kleine ironische Brechungen gibt es, z.B. als Hänschen auf der Mundharmonika den Hit der aktuellen Episode nachspielt oder als Thanner sein Notizbuch zückt, um zu notieren, wie oft Schimmi im Laufe dieses Falls bereits „scheiße“ gesagt hat. Leider ist das etwas wenig, sodass unterm Strich nicht mehr als solider Durchschnitt rauskommt. Immerhin weiß ich nun wieder, in welcher Folge unser Held auf einem Schrottplatz fast von einem VW Bulli erschlagen wird.
Können wir noch kurz über die eingesetzte Musik sprechen? Da verhält es sich dummerweise ähnlich wie beim Rest, gab es in der Frühzeit durchaus charmante Einfälle, eine gelungene Säufer-Ballade von Westernhagen oder Tangerine Dream etwa, wurde sich später auf Interpreten der „Güteklasse“ Dieter Bohlen verlegt. Jede Episode präsentierte einen bestimmten Ohrwurm, der dank fleißigem Radioeinsatz dann nach der Ausstrahlung der Folge auch prompt in den Charts landete. Diesmal „Tears of Ice“ von Bolland. Nö du!
06/10
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Die ersten 12 "Tatort"-Episoden um den Wiesbadener Ermittler Murot erscheinen voraussichtlich am 01.08.2024 bei Fernsehjuwelen als 6-DVD-Box:
Extras:
Digitales Booklet mit Hintergrundinformationen und Episodenführer; Trailer; Weitere Highlights; Schuber; Wendecover
Enthält:
01. Wie einst Lilly (2010)
02. Das Dorf (2011)
03. Schwindelfrei (2013)
04. Im Schmerz geboren (2014)
05. Wer bin ich? (2015)
06. Es lebe der Tod (2016)
07. Murot und das Murmeltier (2019)
08. Angriff auf Wache 08 (2019)
09. Die Ferien des Monsieur Murot (2020)
10. Murot und das Prinzip Hoffnung (2021)
11. Murot und das Gesetz des Karma (2022)
12. Murot und das Paradies (2023)
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/202978 ... nst-Lilly/
Extras:
Digitales Booklet mit Hintergrundinformationen und Episodenführer; Trailer; Weitere Highlights; Schuber; Wendecover
Enthält:
01. Wie einst Lilly (2010)
02. Das Dorf (2011)
03. Schwindelfrei (2013)
04. Im Schmerz geboren (2014)
05. Wer bin ich? (2015)
06. Es lebe der Tod (2016)
07. Murot und das Murmeltier (2019)
08. Angriff auf Wache 08 (2019)
09. Die Ferien des Monsieur Murot (2020)
10. Murot und das Prinzip Hoffnung (2021)
11. Murot und das Gesetz des Karma (2022)
12. Murot und das Paradies (2023)
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/202978 ... nst-Lilly/
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Tatort: Spuk aus der Eiszeit
„Frau Nicolay ist tot.“ – „Na endlich…“
Die titelgebende „Eiszeit“ ist allegorisch zu verstehen, gemeint ist der Kalte Krieg. Im seinem achten „Tatort“ wird der Hamburger Kriminalkommissar Paul Stoever (Manfred Krug) trotz des Tauwetters zwischen den Blöcken mit dessen Auswirkungen konfrontiert, ihm zur Seite steht wie gewohnt Kollege Peter Brockmöller (Charles Brauer) in seinem fünften Fall. Das Drehbuch verfasste Erich Loest, der es autobiographisch prägte: Wie Filmfigur Hartmut Menkhaus saß auch Loest mehrere Jahre in einem DDR-Gefängnis ein. Der slowakische Regisseur Stanislav Barabáš inszenierte seinen zweiten von insgesamt vier Beiträgen zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe, der am 10. Juli 1988 erstausgestrahlt wurde.
„Wir haben Zeit!“
Hartmut Menkhaus (Leo Bardischewski, „Wodzeck“) war einst in die DDR verschleppt worden und saß wegen Spionage elf Jahre in Bautzen ein. An den Hamburger Landungsbrücken erkennt er urplötzlich einen seiner Entführer wieder: Es ist Martin Scholko (Wolf-Dietrich Berg, „Paule Pauländer“), der seinerzeit mit Astrid Nicolay (Krista Stadler, „Wallenstein“) zusammengearbeitet hatte. Den Namen kennt Menkhaus jedoch noch nicht, weshalb er Nicolay aufsucht und ihn herauszufinden versucht. Sie schweigt, erfährt dadurch aber, dass Scholko wieder aufgetaucht ist. Von ihrem ehemaligen gemeinsamen Chef, dem Spediteur Peter Kurbis (Siegfried Wischnewsk, „Die Nibelungen“), versucht sie anhand eines verräterischen Lieferscheins Schweigegeld zu erpressen – und wird einen Tag später tot aufgefunden, in ihrer Wohnung erwürgt. Die Kommissare Stoever und Brockmöller nehmen die Ermittlungen auf und sehen sich nicht nur mit mehreren Verdächtigen, sondern auch mit einem dunklen Kapitel deutsch-deutscher Beziehungen konfrontiert…
Der an den Landungsbrücken spielende, mit effektiver Spannungsmusik unterlegte Auftakt macht Lust auf diesen „Tatort“, zumal sich einem nicht sofort erschließt, was es mit Menkhaus und dem auf einem Motorrad vor ihm fliehenden Scholko auf sich hat. Dass es um eine Entführung geht, geht aus Menkhaus‘ Besuch bei Nicolay hervor, der etwas bizarr anmutet, da ein sexuelles Verhältnis angedeutet wird, Menkhaus sie aber der Mittäterschaft bezichtigt und beleidigt. Man erfährt nun von Menkhaus‘ elfjährigem Knastaufenthalt und lernt Nicolay anschließend als gewiefte Erpresserin kennen, die jedoch mit dem Feuer spielt. Die Handlung verlagert sich nach Neustadt in Holstein, wo Scholko angetroffen und damit von nun an größerer Teil der Handlung wird. Was genau damals los war, bleibt noch undurchsichtig. Vorläufiger dramaturgischer Höhepunkt ist Scholkos Besuch bei Nicolay, der sie schlägt und würgt, die am Ende der Szene aber noch lebt.
Schade, dass diese kriminologisch und auch psychologisch interessante Figur derart früh aus der Handlung herausgemordet wird; nach ihrem Tod stellt sich die Frage nach dem Täter, allen voran natürlich den Kommissaren, die nun in die Handlung eingreifen. Und die damit leider verflacht. Eine Nachbarin erzählt den Kommissaren von einer alten DDR-Spionagesache und im Verhör Menkhaus‘ wird dann auch alles aufgedröselt. Fortan bestimmen langatmige Dialoge noch und nöcher diesen Fall, der aber immerhin sein Whodunit? bis zum Schluss konsequent beibehält, ansonsten aber fast nur noch bei den Kostümen punktet: Ermittler „Meier 2“ (Lutz Reichert) im „Miami Vice“-T-Shirt und die Kripo-Assistentin in schönen ‘80er-Jahre-Kleidern. Bardischewski spielt Menkhaus zudem ziemlich gut und sympathisch. Tatsächlich steckt dieser „Tatort“ zumindest noch so tief im Kalten Krieg, dass er einen Spion recht einseitig als Sympathieträger präsentiert, da er schließlich für die richtige Seite tätig gewesen sei – wenngleich dies auch nie konkret ausgesprochen wird (vielleicht eben gerade, weil es schlicht vorausgesetzt wird). Der traurige, nachdenkliche Epilog rundet diese durchschnittliche Episode ab.
„Frau Nicolay ist tot.“ – „Na endlich…“
Die titelgebende „Eiszeit“ ist allegorisch zu verstehen, gemeint ist der Kalte Krieg. Im seinem achten „Tatort“ wird der Hamburger Kriminalkommissar Paul Stoever (Manfred Krug) trotz des Tauwetters zwischen den Blöcken mit dessen Auswirkungen konfrontiert, ihm zur Seite steht wie gewohnt Kollege Peter Brockmöller (Charles Brauer) in seinem fünften Fall. Das Drehbuch verfasste Erich Loest, der es autobiographisch prägte: Wie Filmfigur Hartmut Menkhaus saß auch Loest mehrere Jahre in einem DDR-Gefängnis ein. Der slowakische Regisseur Stanislav Barabáš inszenierte seinen zweiten von insgesamt vier Beiträgen zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe, der am 10. Juli 1988 erstausgestrahlt wurde.
„Wir haben Zeit!“
Hartmut Menkhaus (Leo Bardischewski, „Wodzeck“) war einst in die DDR verschleppt worden und saß wegen Spionage elf Jahre in Bautzen ein. An den Hamburger Landungsbrücken erkennt er urplötzlich einen seiner Entführer wieder: Es ist Martin Scholko (Wolf-Dietrich Berg, „Paule Pauländer“), der seinerzeit mit Astrid Nicolay (Krista Stadler, „Wallenstein“) zusammengearbeitet hatte. Den Namen kennt Menkhaus jedoch noch nicht, weshalb er Nicolay aufsucht und ihn herauszufinden versucht. Sie schweigt, erfährt dadurch aber, dass Scholko wieder aufgetaucht ist. Von ihrem ehemaligen gemeinsamen Chef, dem Spediteur Peter Kurbis (Siegfried Wischnewsk, „Die Nibelungen“), versucht sie anhand eines verräterischen Lieferscheins Schweigegeld zu erpressen – und wird einen Tag später tot aufgefunden, in ihrer Wohnung erwürgt. Die Kommissare Stoever und Brockmöller nehmen die Ermittlungen auf und sehen sich nicht nur mit mehreren Verdächtigen, sondern auch mit einem dunklen Kapitel deutsch-deutscher Beziehungen konfrontiert…
Der an den Landungsbrücken spielende, mit effektiver Spannungsmusik unterlegte Auftakt macht Lust auf diesen „Tatort“, zumal sich einem nicht sofort erschließt, was es mit Menkhaus und dem auf einem Motorrad vor ihm fliehenden Scholko auf sich hat. Dass es um eine Entführung geht, geht aus Menkhaus‘ Besuch bei Nicolay hervor, der etwas bizarr anmutet, da ein sexuelles Verhältnis angedeutet wird, Menkhaus sie aber der Mittäterschaft bezichtigt und beleidigt. Man erfährt nun von Menkhaus‘ elfjährigem Knastaufenthalt und lernt Nicolay anschließend als gewiefte Erpresserin kennen, die jedoch mit dem Feuer spielt. Die Handlung verlagert sich nach Neustadt in Holstein, wo Scholko angetroffen und damit von nun an größerer Teil der Handlung wird. Was genau damals los war, bleibt noch undurchsichtig. Vorläufiger dramaturgischer Höhepunkt ist Scholkos Besuch bei Nicolay, der sie schlägt und würgt, die am Ende der Szene aber noch lebt.
Schade, dass diese kriminologisch und auch psychologisch interessante Figur derart früh aus der Handlung herausgemordet wird; nach ihrem Tod stellt sich die Frage nach dem Täter, allen voran natürlich den Kommissaren, die nun in die Handlung eingreifen. Und die damit leider verflacht. Eine Nachbarin erzählt den Kommissaren von einer alten DDR-Spionagesache und im Verhör Menkhaus‘ wird dann auch alles aufgedröselt. Fortan bestimmen langatmige Dialoge noch und nöcher diesen Fall, der aber immerhin sein Whodunit? bis zum Schluss konsequent beibehält, ansonsten aber fast nur noch bei den Kostümen punktet: Ermittler „Meier 2“ (Lutz Reichert) im „Miami Vice“-T-Shirt und die Kripo-Assistentin in schönen ‘80er-Jahre-Kleidern. Bardischewski spielt Menkhaus zudem ziemlich gut und sympathisch. Tatsächlich steckt dieser „Tatort“ zumindest noch so tief im Kalten Krieg, dass er einen Spion recht einseitig als Sympathieträger präsentiert, da er schließlich für die richtige Seite tätig gewesen sei – wenngleich dies auch nie konkret ausgesprochen wird (vielleicht eben gerade, weil es schlicht vorausgesetzt wird). Der traurige, nachdenkliche Epilog rundet diese durchschnittliche Episode ab.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Kleiner Nachtrag von der Titanic:Reinifilm hat geschrieben: ↑Mo 5. Aug 2024, 23:23 RIP Horst Lettenmayer!
https://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort ... 14e32881ab
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