Columbo: Des Teufels Corporal - Harvey Hart (1974)

Eine Frage hätten wir da noch...

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38686
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Columbo: Des Teufels Corporal - Harvey Hart (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

dawn-opening-titles.jpg
dawn-opening-titles.jpg (26.1 KiB) 419 mal betrachtet

Originaltitel: Columbo: By Dawn's Early Light

Herstellungsland: USA / 1974

Regie: Harvey Hart

Darsteller(innen): Peter Falk, Patrick McGoohan, Burr DeBenning, Madeleine Sherwood, Tom Simcox, Mark Wheeler, Bruce Kirby, Sidney Armus, Robert Clotworthy, Karen Lamm, Bruno Kirby u. A.
Weil seine geliebte Militärakademie schon lange nicht mehr ausgelastet ist, muss sich Colonel Rumford (Patrick MacGoohan) damit auseinandersetzen, dass sie in eine normale Schule umgewandelt werden soll, auf Geheiß des Vorstandsvorsitzenden Haynes (Tom Simcox). Um das zu verhindern, präpariert er mit Sprengstoff eine zeremonielle Kanone, von der er weiß, dass Haynes sie bei seinem nächsten Besuch abfeuern wird. Tatsächlich gelingt das Attentat mittels einer großen Explosion. Doch Columbo (Peter Falk) findet in der Umgebung Überreste und Indizien, die nicht zu einem normalen Unfall passen, bei dem etwas die Mündung verstopft hat. Und als Rumford einem Kadetten praktisch die Mitschuld zuschiebt, ermittelt er noch tiefer in der Akademie - er zieht dort sogar ein...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38686
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Columbo: Des Teufels Corporal - Harvey Hart (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

„Logik ist das Schlachtfeld der Erwachsenen!“

Staffel 4, Episode 3 (die insgesamt 28.) der langlebigen US-TV-Krimireihe „Columbo“, die konsequent auf Whodunit? und i.d.R. auch auf Motivsuche verzichtete: „Des Teufels Corporal“ bedeutete den Beginn der Zusammenarbeit mit Patrick McGoohan („Geheimauftrag für John Drake“), der hier erstmals als Antagonist auftritt. Dies sollte er im weiteren Verlauf weitere drei Male tun, ferner bei insgesamt fünf Episoden die Regie übernehmen. Für diese am 27. Oktober 1974 erstausgestrahlte Episode nahm jedoch der Kanadier Harvey Hart auf dem Regiestuhl Platz, um das Drehbuch Howard Berks zu verfilmen. Es war Harts erste von insgesamt vier Regiearbeiten für „Columbo“.

„Niemand möchte mehr bei uns Soldat spielen – der Krieg ist vorbei!“ – „Er ist nie vorbei…“

William Haynes (Tom Simcox, „Der Mann vom großen Fluss“) will die unter seiner Leitung stehende Militärakademie in ein gemischtes College umwandeln, was der konservative Colonel Lyle C. Rumford (Patrick McGoohan) um jeden Preis verhindern will. Die Feierlichkeit zum Gründungstag der Akademie nutzt Rumford, um die Kanone, die Haynes zu diesem Anlass zeremoniell abfeuern soll, derart zu sabotieren, dass sie explodiert und Haynes in den Tod reißt. Dabei lässt er es aussehen, als handele es sich um einen bedauerlichen Unfall aufgrund eines vom zum Putzen verdonnerten Kadetten vergessenen Putzlappens im Kanonenrohr. Inspektor Columbo stößt jedoch auf Ungereimtheiten und quartiert sich kurzerhand selbst in der Akademie ein…

„Das bin nicht ich, das ist mein Verstand. Er ist langsam und alles muss an seinen Platz.“

Etwas eigenartig ist die Eröffnungssequenz, in der sich jemand per Point-of-view-Perspektive an den mit Sprengstoff hantierenden Colonel heranzuschleichen scheint, obwohl dort niemand ist und es sich tatsächlich lediglich um die Kamera (bzw. den Kameramann) handelt. Im weiteren Verlauf bleibt „Des Teufels Corporal“ jedoch frei von roten Heringen, wenngleich es sich um einen relativ verzwickten Fall handelt, an dem Columbo reichlich zu knabbern hat. Ein scharfzüngiges Streitgespräch klärt die Fronten zwischen Haynes und Rumford, beim daraus resultierenden Mord verzieht der eiskalte Colonel keine Miene. Den Verdacht lenkt er bewusst auf den jungen, relativ undisziplinierten Kadetten Springer (Mark Wheeler, „Der Dialog“), der die Kanone gereinigt hat – bzw. haben sollte.

„Aufstehen, du Sumpfhuhn!“

Einer im Kofferraum des Toten gefundene Blaupause kann Columbo geplante Umbauarbeiten auf dem Campus entnehmen, was zu einem wichtigen Hinweis in Bezug auf ein mögliches Motiv wird. Zu Columbos Ermittlungen zählen Befragungen Springers, dessen Vertrauen er gewinnen muss, sowie des örtlichen Polizeichefs, den er nachts um 3:00 Uhr aus dem Bett klingelt, weil er nicht schlafen kann; in erster Linie haftet er sich aber natürlich an Rumfords Fersen. Wie wenige Episoden zuvor in „Schwanengesang“ versucht Columbo auch hier zwischenzeitlich den Eindruck zu erwecken, er glaube an einen Mordanschlag auf den Täter, den er als das eigentlich auserkorene Opfer wähnt. Rumford gibt sich in einem persönlichen, „formlosen“ Gespräch mit dem Inspektor kriegsmüde, wirkt beim nächsten Aufeinandertreffen aber wieder fast manisch in Bezug auf die Akademie. Nachdem er Columbo anfänglich eher belächelte, entwickelt sich mit der Zeit ein Respekt, der durchaus auf Gegenseitigkeit beruht, zumal sich Rumford zwar als harter Hund, aber eben nicht als Unmensch präsentiert.

„Ich habe keine Meinung, Sir!“

Der Inspektor im knittrigen Trenchcoat ist ein absoluter Fremdkörper in der Militärakademie mit all ihrem Drill und ihrer Disziplin. Eine Schülerin bezweifelt gar, dass er ein echter Inspektor ist. Daraus schöpft die Episode ihren sympathischen, leisen Humor, der von Rumfords Gefühlskälte und an Tyrannei grenzen Aktionen wie seiner nächtlichen Inspektion sämtlicher Zimmer wegen einer Flasche Cidre kontrastiert wird. Dass ausgerechnet diese ihm in Kombination mit der Disziplinlosigkeit eines Kadetten und der Lärmempfindlichkeit der Nachbarschaft zum Verhängnis wird, ist eine feine Ironie des Schicksals (bzw. der Strafverfolgung), bei näherer Betrachtung aber auch ein bisschen von hinten durch die Brust ins Auge. Faszinierender als die Überführung des bis zuletzt in seiner Rolle als überdiszipliniertem Überzeugungstäter verharrenden Rumford sind die Einblicke in den bizarr anmutenden Mikrokosmos einer Militärakademie, dem Rumford vorsteht. Innerhalb diesem scheint der vorsichtige Fortschritt verzweifelt gegen die sich als konservativ ausgebende, aber über Leichen gehende Reaktion zu kämpfen – personifiziert von einem Colonel, dessen Charakterisierung als zumindest ein Stück weit auch ambivalente Figur trotz nie abgelegtem Pokerface gelingt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten