Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Beitrag von jogiwan »

Winchester - Das Haus der Verdammten

Bild

Originaltitel: Winchester

Herstellungsland: Australien, USA / 2018

Regie: Michael & Peter Spierig

Darsteller: Helen Mirren, Jason Clarke, Sarah Snook, Angus Sampson, Eamon Farren

Story:

Der vom Schicksal gebeutelte Dr. Price bekommt im Jahr 1906 von der Winchester Corporation den Auftrag den Geisteszustand von Sarah Winchester zu untersuchen und diese gegebenenfalls für geschäftsuntauglich zu erklären. Diese ist auch eine recht exzentrische alte Dame, die in der Nähe von San Francisco ein Haus errichtet, das auf sieben Stockwerken über hundert Zimmer verfügt. Schon am ersten Tag seiner Ankunft wird Price jedoch Zeuge von seltsamer Ereignissen und Geistererscheinungen, die sich nicht mit rationalen Dingen erklären lassen. Sarah Winchester macht in Gesprächen auch keinen Hehl daraus, dass sie sich von Geistern verfolgt fühlt, die durch die Waffen ihrer Firma ums Leben kamen und diese mit ihr kommunizieren. Zuerst zweifelt Price noch an der Geschichte und seiner eigenen Wahrnehmung, doch dann geschehen weitere Dinge, die auch das Haus von Lady Winchester in einem neuen Licht erscheinen lassen.
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jogiwan
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Re: Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Beitrag von jogiwan »

Gediegener „Haunted-House“- und Geister-Grusel der Spiering Brothers, der sich auf das real existierendes Haus der Winchester-Witwe bezieht, die sich Zeit ihres Lebens tatsächlich von Geistern verfolgt fühlte. Leider kommt der Streifen aber nie so richtig in die Puschen und trotz der guten Schauspieler will die gemächlich erzählte Geschichte nicht so wirklich zünden. Zwar ist „Winchester“ vom Look und Ausstattung her sehr hübsch – wenn auch etwas künstlich - anzusehen, aber mehr als durchschnittlich ist das Ergebnis hier bei aller Liebe zum Genre leider nicht ausgefallen. Das fängt schon damit an, dass das Winchester-Spukhaus auch im Original leider mehr nach Disneyland, als nach klassischen Spukhaus aussieht. Auch die Geschichte fand ich eher mau und streng nach den üblichen Strickmustern des Genres erstellt. Die teils recht plump konstruierten Jump-Scares fand ich mit zunehmender Laufzeit auch eher nervig und selbst das hübsche Geisterbahn-Finale konnte mich nicht mehr so recht versöhnlich stimmen. Spannung und Atmosphäre sind eher verhalten und mehr als einen systemerhaltenden Streifen mit guten Darstellern sollte man sich hier wohl besser auch nicht erwarten.
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sergio petroni
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Re: Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Beitrag von sergio petroni »

Nach-unten-im-Stapel-wander........
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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jogiwan
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Re: Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Beitrag von jogiwan »

sergio petroni hat geschrieben:Nach-unten-im-Stapel-wander........
Nur nicht von der Sichtung abhalten lassen... der Streifen ist wirklich nicht schlecht, aber auch nicht so packend, wie er vielleicht mit einer besseren Geschichte sein könnte. Das Problem von "Winchester" ist wohl, dass der Streifen irgendwie zu viel möchte und die Originalität irgendwie auf der Strecke bleibt. Er entwickelt sich halt leider immer irgendwie wie erwartet. Aber das ist zum Teil ja auch mein Problem, dass ich mir ständig während dem Schauen im Vornherein ausmale, wie ein Film weiterzugehen hat... ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Maulwurf
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Re: Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Beitrag von Maulwurf »

WINCHESTER illustriert den Grund, warum ich mir keine a) modernen und b) Horrorfilme anschauen mag. Jump Cuts in Kombination mit überlauten Soundeffekten mögen für den Augenblick vielleicht erschrecken (aber sischer dat!), sie ersetzen aber keine vollwertige Geschichte. Die Bilder sind schön und haben vor allem zum Schluss hin einen starken gotischen Touch, aber dafür wurden lange nicht alle Möglichkeiten ausgereizt, sondern die Geschichte konzentriert sich lieber auf blutarme Schockmomente in Verbindung mit einer längeren Werbung für die NRA. Schade, denn in die tolle Ausstattung wurde so viel Liebe gelegt, doch in die Geschichte so wenig Inhalt …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Maulwurf
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Re: Winchester - Das Haus der Verdammten - Spierig (2018)

Beitrag von Maulwurf »

(... und noch mal etwas ausführlicher:)

Winchester – Das Haus der Verdammten
Winchester
USA/Australien 2018
Regie: Michael Spierig & Peter Spierig
Helen Mirren, Sarah Snook, Finn Scicluna-O'Prey, Jason Clarke, Emm Wiseman, Alana Fagan, Rebecca Makar, Tyler Coppin, Michael Carman, Angus Sampson, Alice Chaston, Eamon Farren


Winchester - Das Haus der Verdammten.jpg
Winchester - Das Haus der Verdammten.jpg (99.42 KiB) 312 mal betrachtet
OFDB

Der drogen- und alkoholabhängige Psychiater Eric Price soll im Jahr 1906 den Geisteszustand der Winchestererbin untersuchen. Diese lebt im fortgeschrittenen Alter in einem großen Haus, außerhalb von San Francisco. Großes Haus bedeutet, dass das Anwesen bis zu sieben Stockwerke hat, mehrere hundert Zimmer, und permanent erweitert wird. Sarah Winchester ist der Überzeugung, dass, wer durch eine ihrer Waffen stirbt, in dieses Haus kommt, bis er seinen Frieden gefunden hat. Das betrifft die Täter genauso wie die Opfer, und jeder Geist bekommt ein Zimmer das so eingerichtet wird, wie der Geist es vorgibt. Was im Normalfall die Umgebung des Todes des jeweiligen Geistes wiederspiegelt.
Klar, dass Dr. Price denkt, dass die Alte am Rad dreht, aber auch er hat Erscheinungen die er sich nicht erklären kann, und die Nichte der alten Winchester und deren Sohn sind zunehmend Opfer von Übergriffen, für die es keine rationalen Erklärungen gibt. Irgendwann muss auch Dr. Price einsehen, dass da etwas ist. Und dieses etwas ist sehr sehr böse, und will die Seelen von Sarah Winchester und ihrer Familie.

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Und was sich auf dem (geduldigen) Papier so ansprechend liest, dass entpuppt sich in der Realität dann doch mal wieder nur als Gruselstunde der eher herkömmlichen Art. Wird ein Geist für eine Sekunde oder so gezeigt, dann nur als Jump Cut und mit entsprechend lautem Soundeffekt, und irgendwann weiß man wann man aufzupassen hat und wann man auf das Handy schauen kann, weil die sehr schön gemachten Bilder und die vor allem gegen Ende hin recht gotische Atmosphäre einfach nicht ausreichend genutzt werden. Das Setting ist so schön und liebevoll gemacht, mit viel Sinn fürs Detail eingerichtet und in ein relativ unüberschaubares Labyrinth von Räumen eingebettet, und die Brüder auf dem Regiestuhl schaffen es nicht, aus dieser plüschig-verdorbenen Stimmung mehr als das Minimum herauszuholen. Stattdessen regiert der 08/15-Standard-Horror der letzten soundsoviel Jahre, und wegen des angestrebten Kinoerfolges ist das ganze dann a) sehr unblutig und b) werden auch die narrativen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, damit das ganze schön weichgewaschen und familientauglich bleibt. Die Drogensucht des Arztes ist von einer Sekunde auf die andere fortgewischt, und seine eigenen Dämonen sind jung und hübsch und haben nicht einmal ein Einschussloch, im Gegensatz zu anderen Dämonen. Wie wäre es gewesen, zu den verschiedenen Geistern Flashbacks aus der grausamen Geschichte Amerikas einzublenden? Gerade ein Gewehr wie die Winchester, das immerhin 1860 auf den Markt kam und damit den Bürgerkrieg, das Ende der Sklaverei, die großen Indianerkriege und die gesamte „klassische“ Eroberung des Westens begleitet hat, gerade so ein Gewehr hat eine Geschichte, die ohne weiteres für Schockmomente und damit einhergehend Nachdenklichkeit hätte sorgen können.

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Aber die Chance wird verpasst. Stattdessen regieren kurzlebige Gruselmomente, wackelnde Möbel und ein sehr unauffällig daherkommendes großes Erdbeben, von dem wir jetzt aber endlich wissen, dass wir es den Opfern der Firma Winchester zu verdanken haben, und nicht dem San Andreas-Graben. Übrig bleiben dann am Ende eine wie immer überzeugende Helen Mirren, ein ansprechender Jason Clarke sowie die Erkenntnis, dass Gewehre der Marke Winchester sogar Geister töten können! Und spätestens die Diskussion darüber, dass Waffen ja nicht per se Böse sind, sondern immer von der Absicht ihrer Besitzer gelenkt werden, spätestens diese Diskussion enthält eine Tendenz, die ich in meinem Fernseher nicht wirklich brauche. Da schaue ich mir lieber WETTERLEUCHTEN UM BARBARA an, da weiß ich wenigstens, wie ich das einzuordnen habe …

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