Celia - Eine Welt zerbricht - Ann Turner (1989)

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jogiwan
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Celia - Eine Welt zerbricht - Ann Turner (1989)

Beitrag von jogiwan »

Celia - Eine Welt zerbricht

Bild

Originaltitel: Celia

Alternativtitel: Celia - Child of Terror

Herstellungsland: Australien / 1989

Regie: Ann Turner

Darsteller: Rebecca Smart, Nicholas Eadie, Victoria Longley, Mary-Anne Fahey

Story:

Kurz vor ihrem neunten Geburtstag verstirbt die Oma von Celia und somit ein wichtiger Bezugspunkt im Leben des kleines Mädchens, dass mit seinen Eltern im Melbourne der Fünfzigerjahre lebt. Fortan hat Celia mit ihrer überbordenden Fantasie wiederkehrende Alpträume über Monster und verarbeitet so auch andere Enttäuschungen in ihrem Leben, wie die Tatsache, dass sie von ihrer Mitschülerin gehänselt wird und mit den neuen Nachbarskindern nicht mehr spielen darf, da es sich bei der netten Familie um „feindliche“ Kommunisten handeln soll. Als sie daraufhin von ihrem Vater endlich das ersehnte Kaninchen erhält, fällt dieses zusammen mit der australischen Kaninchenplage und die Regierung beschließt, dass alle Tiere abgegeben werden müssen. Neuerlich bricht für das junge Mädchen eine Welt zusammen und führt so gemeinsam mit dem Unverständnis für die Welt der Erwachsenen zu einem tragischen Ereignis…
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jogiwan
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Re: Celia - Eine Welt zerbricht - Ann Turner (1989)

Beitrag von jogiwan »

Mit „Celia“ hat die australische Regisseurin Ann Turner einen durchaus interessanten Streifen über ein junges Mädchen geschaffen, das im Australien der Fünfzigerjahre aufwächst und dabei allerlei Dinge erlebt, die es nicht verstehen kann. Die Mischung aus „Coming of Age“ und politischem Zeitdokument aus der Sicht eines Kindes bedient sich dabei auch Archivmaterial und Elementen des fantastischen Films und handelt von realen und irrealen Bedrohungen des Kindeswohls und liefert dabei auch einen Einblick in australische Befindlichkeiten wie die ständige Angst vor dem Kommunismus und Krieg bzw. den drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Kaninchenplage. Auch Celia kann die Ereignisse in ihrem noch jungen Leben nicht verstehen und findet mit ihrer ausgeprägten Fantasie einen Weg um einen Schuldigen für ihren Kummer auszumachen und sich so auch vor zukünftigen Enttäuschungen zu schützen. Die Richtung des Streifens ist trotz kindlicher Perspektive auch dramatisch und erinnert an ähnliche Streifen wie „Glaubt nicht, dass wir heulen“ in denen auch das Unverständnis über die Entscheidungen von Erwachsenen an erster Stelle stehen. Dabei ist der sicherlich auf sein Entstehungsland zugeschnittene Streifen durchaus passabel, hat aber auch ein paar Längen und für den durchschnittlichen Genre-Freund wird „Celia“ aber dann wohl doch etwas zu unspektakulär sein, sodass der Streifen auch eher Leutchen empfohlen sei, die sich für das Thema des Heranwachsens interessieren und auch nichts gegen eine ruhigere Erzählweise haben.
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Arkadin
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Re: Celia - Eine Welt zerbricht - Ann Turner (1989)

Beitrag von Arkadin »

"Celia" gehört zu den besten Filmen, die ich dieses Jahr sehen durfte. Als Teil der "All the Haunts Be Ours"-Box erwartete ich einen schönen Gruselfilm und der Beginn deutet auch stark darauf hin. Doch dann nimmt der Film eine ganz andere Abzweigung. Mit Grusel hat das nur bedingt zu tun. Zwar gibt es ein Monster namens Hobyah, aber dies ist von Anfang an als Fantasie eines Kindes gekennzeichnet, welches mit der Welt und den Verlusten die das Leben mit sich bringt, nicht zurecht kommt. Grusel und Horror ist eher die Welt der Erwachsenen, die teilweise traumatischen Entscheidungen "zum Wohle des Kindes" treffen. Und auch die teilweise grausamen Spiele und Dynamiken der Kinder untereinander. Kommunistenangst- und verfolgung, die brutale Eindämmung einer Kaninchenplage, Eifersucht, Neid aber auch Liebe und Zuneigung, echte Freundschaft und die große Trauer, wenn man jemanden Geliebten verliert, der nie wiederkommt. All dies wirft Ann Turner in diesen in den 50er Jahren in Australien spielenden Film. Wie Jogi oben schrieb " der Streifen auch eher Leutchen empfohlen sei, die sich für das Thema des Heranwachsens interessieren und auch nichts gegen eine ruhigere Erzählweise haben". Dem schließe ich mich an. Längen habe ich in der Tat keine empfunden, dafür passiert zu viel, wie ich finde. Wenn immer neue Schicksalsschläge auf Celia einprasseln - die sie nicht versteht oder völlig unschuldig provoziert. Tolle Kinderschauspieler und sehr komplexe Charaktere (Celias Vater ist extrem vielschichtig und schwankt zwischen Bösewicht und liebevollem Menschen, ihre Mutter macht eine echte Entwicklung durch) machen das Ganze für mich extrem spannend. Toll. Der US-Titel "Cecila - Child of Terror" ist natürlich Blödsinn, der deutsche Titel "Cecila - Eine Welt zerbricht" trifft es schon genauer.
Früher war mehr Lametta
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