Grotesque - Koji Shiraishi (2009)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Grotesque - Koji Shiraishi (2009)

Beitrag von horror1966 »

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Grotesque
(Gurotesuku)
mit Tsugumi Nagasawa, Hiroaki Kawatsure, Shigeo Osako
Regie: Koji Shiraishi
Drehbuch: Koji Shiraishi
Kamera: Yohei Fukuda
Musik: Kazuo Sato
Ungeprüft
Japan / 2009

Als Gefangene eines psychisch gestörten Fremden erwacht ein junges Liebespaar gefesselt in einem ihnen unbekannten Raum. Schnell wird ihnen von ihrem Entführer deutlich gemacht, dass er die Zeit, die auf die wartet, voll von Schmerzen sein wird. Es gibt nur ein Entrinnen, ein Funken Hoffnung: sie sollen den Fremden erregen... durch ihren Überlebenswillen.


Nachdem ich schon so viele verschiedene Meinungen über diesen mittlerweile schon berüchtigten Film gelesen hatte, war es nun an der Zeit, sich einmal selbst ein Bild über das Folter-Szenario zu machen, das sich hier dem Zuschauer offenbart. Und was soll ich sagen, wer der Meinung ist, das Filme wie beispielsweise "Saw" oder "Hostel" schon heftig daherkommen, der sollte sich diesen Film wirklich ersparen, da es sich letztendlich um nichts Anderes als eine Ansammlung brutalster Härte handelt, die wohl selbst manch hartgesottenem fan äusserst schwer im Magen liegen dürfte. Da sich das ganze Geschen fast ausschließlich in einem Raum abspielt und lediglich 3 Darsteller mitwirken, entfaltet sich recht schnell eine kammerspielartige Grundstimmung, die durch die gegebene Situation ein starkes Gefühl der Beklemmung und Machtlosigkeit beim Betrachter auslöst, da man zum untätigen Zuschauen verdammt ist und nicht hilfreich in das Geschehen eingreifen kann.

Wenn Regisseur Koji Shiraishi mit seinem Werk schockieren wollte, dann ist ihm das vortrefflich gelungen, denn insbesondere die vorhandenen SFX sind von der derben Sorte und zudem auch noch reichlich vorhanden. Doch am schlimmsten habe ich persönlich die Eiseskälte des Täters empfunden, der sich an der Qual seiner Opfer aufgeilt und sichtliche Freude an seinem perversen Treiben empfindet. Seine Beweggründe für die von ihm begangenen Taten gestatten dabei einen recht intensiven Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und lösen beim Zuschauer echte Fassungslosigkeit und totales Unverständnis aus, phasenweise fühlt man sich einer Ohnmacht nahe, da man es einfach nicht fassen kann, das ein menschliches Wesen zu solchen Abartigkeiten fähig ist, wie sie hier dargestellt werden.

Nun stellt sich einem fast zwangsläufig die Frage, ob Filme dieser Art unbedingt notwendig sind, in denen extreme Härte und Brutalität so explizit dargestellt werden, nur um durch einen immer stärker anwachsenden Härtegrad den sogenannten Gorehounds Befriedigung zu verschaffen. Ich finde, das dies nicht notwendig ist, denn wenn es sich so wie in vorliegendem Fall ausschließlich um eine Aneinanderreihung blutiger und perverser Passagen handelt, das Gesamtwerk aber ansonsten nichts zu bieten hat, ist ein solcher Film schon durchaus als grenzwertig anzusehen. Es wäre ja schon fast vermessen, den sogenannten Inhalt der Geschichte als Rahmenhandlung zu bezeichnen, die eigentlich gar nicht vorhanden ist. Vielmehr wirkt "Grotesque" schon teilweise verstörend und man fragt sich ganz unweigerlich, ob der Regisseur hier seine eigenen Neigungen zum Ausdruck bringt, da das Szenario, das sich hier offenbart, eigentlich nur einem kranken Hirn entsprungen sein kann.

Sicher, eingefleischte Gorehounds werden voll auf ihre Kosten kommen, werden aber auch ihre Schwierigkeiten bekommen, wenn es darum geht, diesem Werk eine Art Sinn oder Berechtigung zuzusprechen. Ich selbst bin nun wirklich kein Kostverächter und schaue mir auch sehr gern harte Filme an, aber was sich hier präsentiert, ist einfach nur krank und abartig. Mit Film an sich hat das Geschehen eigentlich herzlich wenig zu tun, so das es auch extrem schwer ist, eine richtige Bewertung abzugeben. Meiner Meinung nach handelt es sich lediglich um eine vollkommen sinnbefreite Gewalt-Orgie, die lediglich bei völlig abgestumpften Fans, die einfach nie genug Härte sehen können auf eine große Zustimmung treffen dürfte, wer allerdings einen Film und nicht nur aneinandergereihte Brutalitäten sehen möchte, der wird hier nicht auf seine Kosten kommen und eventuell schon lange vor dem Abspann die DVD aus dem Player nehmen, um nicht noch mehr Zeit sinnlos zu vergeuden.


Fazit:


"Grotesque" im eigentlichen Sinne als Film zu bezeichnen, fällt schon sichtlich schwer, denn die hier in Szene gesetzte Schlachteplatte ist lediglich für Gorehounds geeignet, denen es ausschließlich auf den Härtegrad ankommt. Storymäßig bekommt man im Prinzip rein gar nichts geboten und wird zudem noch mit einem völlig unpassenden Ende konfrontiert, das jeder Beschreibung spottet. Selbst für eingefleischte Horror-Fans, zu denen ich mich definitiv zähle, dürfte dieses Sammelsurium an Abartigkeiten nicht ausreichend sein, um ein positives Urteil abzugeben, denn ein etwas höherer Anspruch an einen Film sollte eigentlich in jedem Zuschauer vorhanden sein.


3/10
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Santini
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Re: Grotesque

Beitrag von Santini »

Sehr interessantes Statement. 8-)

Gesehen habe ich den bisher leider noch nicht.
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buxtebrawler
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Re: Grotesque

Beitrag von buxtebrawler »

Ein Freund von mir war sehr amüsiert von der Dreistigkeit dieses Films, quasi komplett auf eine Handlung zu verzichten. :D Ich selbst hege kein Interesse an solchen Filmen und habe auch keinen Bock auf "Guinea Pig" und sowas.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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jogiwan
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Re: Grotesque

Beitrag von jogiwan »

Nachdem mir "Grotesque" jetzt recht günstig in die Hände gefallen ist und ich "Skandalfilme" generell spannend finde, hab ich nun auch einen Blick riskiert. Warum der Streifen aber nur auf seine Gewalt reduziert wird, verstehe ich jetzt nicht ganz und wer sich eine "Over-The-Top-Goreplatte" ohne Handlungsbeilage erwartet, hat wohl einen anderen Film gesehen. Die bitterböse Geschichte über einen durchgeknallten Sadisten, der vermeintlich die Liebe eines Pärchens testet und allerlei schlimme Dinge mit ihnen aufführt, fand ich ja durchaus okay und auch die Gewalt, die teils jedoch auch in den sexuellen Bereich geht (diesbezüglich haben die Asiaten was Körperflüssigkeiten anbelangt teils ja sowieso einen an der Waffel) ist weniger explizit als erwartet, auch wenn der Streifen immer noch genug davon bietet. Das Vor-Finale ist halt typisch asiatisch, schlecht getrickst und wird ernsten Menschen, die dem Ganzen auch ohne der nötigen Distanz entgegentreten kaum gefallen. Sicherlich kein Film für die Masse und auch kein Partyfilm, sondern ein bitterböses Statement gegen Gorehound-Zuschauererwartungen und die "Schneller-Höher-und-noch-noch-Weiter"-Gesellschaft!
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Re: Grotesque - Koji Shiraishi

Beitrag von horror1966 »

Auch die zweite Sichtung des Filmes brachte keinerlei neue Erkenntnisse. Als Film an sich kann ich dieses Werk kaum ansehen, fehlt es doch eigentlich an einer wirklichen Geschichte. Lediglich die Freunde harter Genre-Kost werden auf ihre Kosten kommen, doch um als Film ernst genommen zu werden, bedarf es doch ein wenig mehr. :thdown:
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buxtebrawler
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Re: Grotesque - Koji Shiraishi (2009)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 17.02.2023 bei Redrum noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

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Cover A, limitiert auf 333 Exemplare

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Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

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Cover C, limitiert auf 333 Exemplare

Extras:
Booklet
Original Trailer

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Grotesque - Koji Shiraishi (2009)

Beitrag von sergio petroni »

Auf dem Nachhauseweg von ihrem ersten Date werden Aki und Kazuo von einem Mann überfallen
und entführt. Im Keller seines Anwesens erwachen die beiden. Gefesselt und den Launen ihres
Entführers und künftigen Folterknechts ausgeliefert. Was folgt ist eine psychische und
physische Gewaltorgie mit teilweise heftigen Details. Die ab und an menschlichen Anwandlungen
des Peinigers sind leicht zu durchschauen und tragen wenig zu einer sowieso kaum
bis gar nicht vorhandenen Spannung bei. Sollte es dem Regisseur um einen Kommentar
zu Beziehungen in einer schnelllebigen und auf Oberflächlichkeiten basierenden Welt
gegangen sein: Thema verfehlt!
Im Splatterfinale blinken noch ein paar Fünkchen von absurdem Humor durch, das
rettet die zähe Foltershow aber nicht mehr.
4/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Grotesque - Koji Shiraishi (2009)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 25.04.2024 bei Shock Entertainment noch einmal auf Blu-ray:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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