Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Moderator: jogiwan

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fritzcarraldo
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Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

Godzilla Minus One
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Japan 2023
125 Min.
Regie, Drehbuch und Visual Effects: Takashi Yamazaki
Mit
Ryunosuke Kamiki
Minami Hamabe
Yuki Yamada
Munetaka Aoki
Hidetaka Yoshioka
Sakura Ando
Kuranosuke Sasaki
Der japanische Monsterfilm Godzilla Minus One spielt im Japan der Nachkriegszeit und entfesselt das atomare Ungeheuer auf ein Land, das ohnehin schon am Boden liegt.
(https://www.moviepilot.de/movies/godzilla-minus-one)
Cinestar Kino Bremen. OmU.
Der neue Toho Godzilla ist ein waschechtes Nachkriegs- und Familiendrama inkl. Traumaverarbeitung. Diese Ernsthaftigkeit wird von Anfang bis Ende durchgezogen und ist dabei ungemein fesselnd. Erst zum Schluss hin gibt es für meinen Geschmack dann dann doch ein bis zwei Wendungen zuviel. Aber auch die hatte ich, wenn ich ehrlich bin, nicht kommen sehen und somit kann man darüber eigentlich auch nicht meckern. Die Godzilla-Angriffe sind trotz der längeren Handlungsstränge immer präsent und auch mit in die Story eingebaut. Dazu sind sie ungemein effektiv. Die Zerstörungen sind unfassbar und dies geschieht dann auch noch in den Nachkriegswirren des zweiten Weltkriegs. Dabei wird immer nur vom Ende des Krieges gesprochen, und z.B. nicht von den Atombombenangriffen der USA. Daher ist Minus One auch schon erneut als Traumaverarbeitung zu sehen. Dabei hat mir die ständig präsente Antikriegsthematik gefallen. Der Film huldigt dabei in manchen Szenen auch dem Original von 1954 inkl. des Ifukube-Themas. Die Godzilla-Animation ist wirklich gelungen, geht dabei aber schon in Richtung "Retro", wenn Godzilla gerade zum Ende hin wieder etwas starrer wirkt. Und auch die etwas ungewöhnliche Idee, wie Big G denn nun kaltgestellt werden soll, wirkt eher antiquiert im positiven Sinne.
Bei mir hat das alles auf jeden Fall große Begeisterung ausgelöst.
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karlAbundzu
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von karlAbundzu »

Im Kino
OmU
R: Takashi Yamazaki, D: Ryunosuke Kamiki, Minami Hamabe, Yuki Yamada, Munetaka Aoki, Hidetaka Yoshioka, Sakura Ando, Kuranosuke Sasaki; M: Naoki Satō
Ende des zweiten Weltkrieges, ein Kamikaze Flieger täuscht eine technische Panne vor, um auf einer Insel notzulanden. Des Nachts kommt Godzilla, und er schafft es nicht zu schießen, alle bis auf ihn und ein Techniker sterben.
Krieg vorbei, er lebt in einer Baracke, eine Frau mit fremden Kind ziehen bei ihm ein. Er arbeitet auf einen Minensuchboot, und Godzilla sagt sich an...
Erwartet habe ich nach Ankündigung, Trailer und Biographie des Regisseurs einen reinen Effekte Action Kracher. Bekommen habe ich ein Drama mit großem Kaijuanteil.
Und das ist brilliant gemacht: sehr gut und nachvollziehbar ist die persönliche Geschichte erzählt, auch sehr facettenreich in den moralischen Fragestellungen. Ryunosuke Kamiki in der Hauptrolle trägt das gut.
Dazu verschlungen die Monsterszenen, herrlich, Godzilla als Urmacht, reine Zerstörung.
Dazu versucht den Geist von 54 mitzunehmen und auch ausreichend zitiert. Die Musik nimmt den original Marsch auf und zaubert was neues.
Auf dem Rückweg noch viel darüber gesprochen.
Alles richtig gemacht, ich bin begeistert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Blap
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von Blap »

Ich schließe mich den positiven Bewertungen an. Wer noch die Gelegenheit hat, unbedingt im Kino anschauen! :knutsch: :opa:
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Blap
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von Blap »

Glücklicherweise noch im Kino erwischt ...

Die Handlung beginnt in den letzen Tagen des Zweiten Weltkriegs. Godzilla taucht auf, zunächst noch recht "klein", dreht eine japanische Militäreinheit durch den Wolf. Wir begleiten den Protagonisten Kōichi Shikishima (Ryūnosuke Kamiki) durch die nächsten Jahre, der bald auf Noriko Ōishi (Minami Hamabe) trifft. Die junge Frau nistet sich bei Kōichi ein, hat überdies ein ihr anvertrautes Baby im Gepäck. Während man sich durch den schwierigen Alltag schlägt, sich erste Anzeichen neuer Lebensqualität einstellen, führen die Amerikaner Atombombentests im Raum des Bikini-Atolls durch. Der Zorn des Königs kennt nun kaum noch Grenzen, ein riesiger Godzilla bewegt sich auf Japan zu ...

Durchaus beeindruckend, was Toho hier mit einem -für heutige Verhältnisse- überschaubaren Budget auf die Beine gestellt hat. Godzilla sieht großartig aus, die übrigen Effekte sind überwiegend gut gelungen. Tokio, durch den Krieg schwer beschädigt, wurde überzeugend eingefangen. Die Riege der Menschlein erfreut mit soliden Leistungen, wir bekommen Tragik, Trauer, Verzweiflung, Mut & Hoffung serviert, ein Kaleidoskop der Gefühle. Vor allem Hauptcharakter Kōichi ist -zunächst- kein strahlender Held, sondern ein junger Mann, der sich irren Befehlen widersetzt, sein Leben nicht sinnlos opfern möchte. Eine Prise Kitsch darf nicht fehlen, wobei ich die eingebaute Liebesgesichte wirklich niedlich finde.

Natürlich gibt es deutliche Seitenhiebe in Richtung der Kriegsgewinner. Erst durch die Atombombenversuche der Ameriker gerät Godzilla nachhaltig in Rage, nebenbei verweigert man Japan weitgehend militärische Hilfe, damit die Sowjetunion nicht provoziert wird. Es reicht lediglich für ein paar nahezu abgewrackte Schiffe, Überbleibsel aus dem vorherigen Krieg. Mit dem Mut der Verzweiflung stellt man sich Godzilla, mehr möchte ich wegen akuter Spoilergefahr nicht verraten.

Godzilla lebt! Der König ist und bleibt der König! Wenn ihr noch die Gelegenheit dazu habt, schaut euch dieses Werk im Kino an!

Vielen Dank! Gerne mehr davon, Toho!
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purgatorio
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von purgatorio »

Nach euren Worten habe ich echt richtig Bock auf den Film :nick:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Dick Cockboner
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von Dick Cockboner »

purgatorio hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 18:03 Nach euren Worten habe ich echt richtig Bock auf den Film :nick:
Das geht mir ganz genau so! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sitze ich morgen um 22.40 Uhr im Kino... :D
(Oder am Samstag um 12.30 Uhr, falls meine Tochter Bock hat... :pfeif: ...für mich persönlich würde ein Traum wahr werden, Godzilla im Kino mit Kind. :thup: )
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Arkadin
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von Arkadin »

Gestern im Kino gesehen. Da wo er hingehört. Das war sehr gut besucht. Über den dicken Daumen vielleicht so 40-50 Leute. War mit einem Bekannten und dessen 13-jährigen Sohn da. Meiner hätte den auch gerne gesehen, aber der ist ja erst 10 - also kein Godzilla nach 20:00 Uhr. ;)

Den Lobeshymnen kann ich mich mit einem kleinen "aber" anschließen. Zunächst: WOW. Alle, wirklich alle Szenen mit Godzilla hauen ein komplett vom Hocker und sind auch sauspannend. Wenn da die Zacken aus dem Rücken schießen und hellblau zu glühen anfangen, da hatte ich echt echt Gänsehaut. Denn Big G ist hier eine unbändige Macht- Die totale Vernichtungsmaschine. Begeistert hat mich vor allem das Design, welches zwar (sehr gutes) CGI ist, aber von der Machart tatsächlich auch an die alten "Männer-in-Gummianzügen"-Filme erinnert. Sogar die riesigen Füße sahen etwas nach Kostüm aus, aber eben nicht ganz. So habe ich Godzilla noch nie gesehen und es war großartig. Dann die Musik, die altes und neues perfekt vermischt. Wenn in der finalen Schlacht das Godzilla-Thema erschallt, dann ist man hin und weg. Tolltolltoll!

Die Haupthandlung fand ich mit einer Einschränkung gut. Wobei ich sagen muss, dass ich die deutsche Fassung sah, welche zwar eine solide Synchro hatte - aber japanische Filme sollte man im Original gucken. Denn die Bild-Ton-Schere geht immer dann gewaltig auf, wenn große Emotionen im Spiel sind. Diese lassen sich zwar deutlich auf den Gesichtern der Darsteller, aber eben nicht in deren deutschen Stimmen ausmachen. Klar, die bemühen sich schon und als Videothekenkind ist man deutlich schlimmeres gewohnt - aber es wirkt dann schon leicht trashig. Ich fand die Idee das ganze nach Kriegsende und in den Baracken-Vierteln (ich erinnerte mich sofort an die Yakuza-Filme des von mir hochverehrten Kenji Fukasaku, die auch häufig zu der Zeit und an den Orten spielen erinnert) spielen zu lassen sehr gut. Auch gefiel mir generell, dass die japanische Traumabewältigung hier durch eine Identifikations-Figur verkörpert wird - man aber durchaus auch sieht, was der Krieg bei anderen und der Gesellschaft für seelische Narben hinterlassen hat. Sehr spannend.

Kommen wir jetzt zu meinem "Aber". Es gibt eine Sache, die mir massiv aufgestoßen ist. Vielleicht interpretiere ich die aber auch anders. Unser Held war Kamikaze-Pilot, hat sich dem Tod für das Vaterland aber durch Flucht entzogen. Bei der Gelegenheit hätte er dann einen noch jungen Godzilla erledigen können, tat es aber aus Angst nicht - weshalb einige Leute starben. Das verfolgt ihn und hindert ihn daran normale Beziehungen einzugehen. Irgendwann erwächst daraus auch ein Todeswunsch. Nun finde ich allerdings, dass sein "Versagen" bei Godzilla sehr stark mit seinem "Versagen" als Kamikaze-Pilot gleichgesetzt wird. Dass seine seelischen Schmerzen auch daraus resultieren, dass er sich eigentlich für Kaiser und Vaterland hätte opfern/seine vaterländische Pflicht erfüllen sollen - dies aber nicht tat. Das ist mir irgendwie zu eng beieinander. Und es wird ja durchaus auch thematisiert, dass sein Verhalten als Kamikaze-Pilot von der Nachkriegsgesellschaft durchaus kritisiert und ihm dadurch fast so etwas wie eine Teilschuld an der Niederlage/die Bombardierung Tokios gegeben wird. Es macht auch Sinn, da Parallelen zu ziehen und Godzilla quasi wieder - wie ja ursprünglich auch - zur Metapher für die Zerstörung, welche die Amerikaner über Japan brachten zu machen. Das passt - aber ich bin der Meinung, dass dadurch die unselige Kamikaze-Politik des Militärs glorifiziert wird. So als ob der Held Schuld auf sich geladen hätte, nicht in den Tod geflogen zu sein. Zwar gibt es auch kritische Worte, aber setzt man eben sein Verhalten im Krieg mit seinem Verhalten bei Godzillas erstem Auftauchen gleich - dann wird es meiner Meinung nach schwierig. Getriggert wird das natürlich noch durch großen Hurra-Patriotismus (den Japanern werden von allen allein und bewusst wehrlos zurück gelassen - aber sind sind so stark, dass sie auch ohne Hilfe, mit Gemeinschaftsgefühl und klugen Ideen die größten Gefahren abwehren können). Das (alte) Militär und die Regierung wird kritisiert, aber Japans Rolle als Aggressor in WK2 überhaupt nicht thematisiert. Hier ist man "nur" Opfer. Das erinnert er mich an die deutschen Kriegsfilme der 50er, wo ja auch alles schlimm war mit den Nazis/Vorgesetzten und so - aber der einfache Soldat halt ehrenhaft und unbescholten. Das letzte Bild wirkt dann auch wie eine Erlösung/Belohnung, dass der Held nun endlich bereit war sich (wie ein guter Kamikaze) für sein Land zu opfern. Ich weiß nicht. Möglicherweise überinterpretiere ich auch und ähnliches ist ja in alten Godzilla-Filmen auch immer dabei. Hier fand ich es etwas zu dick aufgetragen - und wenn am Ende alle salutieren fand ich das regelrecht schlimm. Ich habe im nachhinein auch gelesen, dass der Regisseur zuvor einen ultra-patriotischen Kriegsfilm nach dem Roman eines weit rechtsaußen positionierten Autoren verfilmt hat. Darum denke ich mal, da war auch viel beabsichtigt. Möglicherweise sehe ich das auch zu sehr aus einer "westlichen Brille". Aber das ist jetzt lediglich ein Aspekt eines ansonsten tollen KINO-Films. Wenn auch einer, der zur Folge hat, das ich nicht die Höchstnote ziehen würde.
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fritzcarraldo
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

Ich interpretiere das anders.

Da sind zum Einen gewisse Auslassungen. Z.B. werden die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im Film gar nicht erwähnt, wenn ich mich nicht irre. Für mich ist dann Godzilla, zwar im Nachkriegsjapan, wieder einmal Sinnbild für das Atomkriegstrauma Japans. Und dass die Abwürfe nicht erwähnt wurden, könnte auch ein Hinweis auf eine Parallelwelt sein. Aber das ist ggf weit hergeholt.


Ich habe auch nur wenig Patriotismus gesehen. Eigentlich sogar viel mehr Kritik an der eigenen Regierung und Antikriegstendenzen. Denn nicht das Militär organisiert sich gegen Godzilla, sondern die Zivilisten.

Dass die Sowjetunion und die USA nicht helfen, wurde meines Erachtens so erklärt, dass sie sich jetzt selbst im Kalten Krieg befinden. Dies und die daraus resultierenden Atomversuche sind dann auch vielleicht zugegebenermaßen Hinweise auf USA Kritik.

Das Thema "gescheiterter Kamikaze-Flieger" war für mich bis zum Schluss präsent. Wurde aber dadurch ausgehebelt, weil....
und jetzt lieber in Spoiler-Tags gesetzt....
....
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karlAbundzu
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von karlAbundzu »

Sehe ich ähnlich wie Fritz.
Meines Erachtens stellt der Film eher Fragen, als das er Antworten liefert, und stellt eigentlich das Handeln aller Mächte infrage.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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fritzcarraldo
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Re: Godzilla Minus One - Takashi Yamazaki (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

Godzilla Minus One die S/W Version bzw. die Monochrome Version. Klingt interessant.

https://www.fangoria.com/original/godzi ... 8c6_6ahcek
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