Deliria-Italiano

Der Junge und der Reiher

Japan 2023
Originaltitel: Kimi-tachi wa dô ikiru ka
Buch und Regie: Hayao Miyazaki
Sprecher:
Souma Santoki (Mahito)
Masaki Suda (Graureiher)
Aimyon (Himi)
Yoshino Kimura (Natsuko)
Kou Shibasaki (Kiriko)
u.a.

Der Junge Mahito wächst im Japan des Zweiten Weltkriegs auf und macht eine traumatische Erfahrung, als seine Mutter Hisako beim Brand eines Krankenhauses infolge eines Luftangriffs ums Leben kommt. Wenig später heiratet sein Vater Natsuko, die Schwester seiner verstorbenen Frau, die bald schwanger wird, und zieht mit ihr und Mahito auf deren Landgut. Dort fällt Mahito ein Graureiher auf, der den Kontakt mit ihm zu suchen scheint. Mahito ist sehr verschlossen gegenüber anderen Menschen und fügt sich selbst eine Kopfverletzung zu, um nicht zur Schule gehen zu müssen. Während er im Bett liegt und seine Wunde auskuriert, kommt der Reiher an sein Fenster und fängt an mit ihm zu sprechen. Es handelt sich um ein magisches Wesen, das lediglich die äußere Gestalt des Vogels benutzt und sich Mahito gegenüber spöttisch und aggressiv zeigt. Natsuko geht es mit fortschreitender Schwangerschaft schlecht und sie muss das Bett hüten. Wenig später meint Mahito seine verstorbene Mutter in der Nähe des Hauses zu sehen, und bald ist Natsuko verschwunden. Mit der Haushälterin Kiriko betritt er einen verlassenen, geheimnisvollen Turm auf dem Landgut, um Natsuko zu suchen, wo es zu einer erneuten Konfrontation mit dem Reiher kommt und schließlich alle drei in eine magische Welt versetzt werden, wo sie sich gegen verschiedene Gefahren behaupten müssen. Unter anderem lernt Mahito dort eine jüngere Version von Kiriko sowie die Feuermagierin Himi kennen. Mit der Zeit muss er sich entscheiden, ob er wieder in sein altes Leben zurückkehren oder in der anderen Welt bei Himi bleiben will.

Ist dieser Film der letzte des mittlerweile 83-jährigen Hayao Miyazaki? Das könnte durchaus sein, aber es wäre sehr schade. Ernste Schicksale, entscheidende Lebenssituationen, die in phantastischen Szenarien als große Abenteuer ihren Ausdruck finden - unter anderem dafür steht der Anime-Magier, dessen Name mit der großen Kunst des Zeichentrickfilms untrennbar verbunden ist, ebenso wie sein Filmstudio Ghibli, dessen Ehrenvorsitzender er inzwischen ist. Wie schon in "Chihiros Reise ins Zauberland" (oder auch "Alice im Wunderland" als Pionierwerk, das sicher vielen dieser Geschichten zugrunde liegt) betritt ein Kind eine magische Welt, die staunen lässt, aber kaum Rührseligkeit verbreitet. Der junge Mahito ist aufgrund seines Traumas kein typisches fröhlich lachendes Filmkind, sondern stets von Ernst und einer Abwehrhaltung erfüllt, die er überwinden muss, um seine neue Lebensphase annehmen zu können. Ganz anders kommen da die koboldhaften alten Frauen auf dem Landgut daher, die das komische, aber nicht alberne Gegengewicht bilden und sich stets an den einfachen Dingen des Lebens erfreuen. Der Graureiher, nach dem der Film international mitbenannt ist (der japanische Titel lässt sich mit "Wie lebt ihr?" übersetzen), erweist sich als hinterlistiges, weder als sonderlich freundliches noch als wirklich bösartiges Wesen, mit dem der junge Protagonist fast eine Art "Buddy-Movie"-Geschichte durchlebt. Viel mehr möchte ich hier gar nicht verraten, es ist aber wieder ein wunderschöner Film aus dem Hause Ghibli für Kinder und Erwachsene geworden - eine Art Film, von der es hoffentlich noch viele geben wird.

einen Oscar gabs auch:



Ich freu mich, auch wenn ich den Streifen leider noch immer nicht gesehen hab...