Calamity of Snakes - Chi Chang (1983)

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Salvatore Baccaro
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Calamity of Snakes - Chi Chang (1983)

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Originaltitel: Ren she da zhan

Produktionsland: Taiwan / Hong Kong 1983

Regie: Chi Chang

Darsteller: Yun-Peng Hsiang, Yuen Kao, Ping-Ou Wei
Kürzlich habe ich einige kritische Worte über die Hongkong-Produktion GONG GUI ZAI verloren, einen Horrorfilm, der, was Quantität und Qualität der in ihm illustrierten Tierquälereien und -tötungen betrifft, spielerisch jedem italienischen Kannibalenfilm das Feuerwasser reichen kann. Kurze Zeit später steht mir nunmehr mit REN SHE DA ZHAN, einer Co-Produktion zwischen Hongkong und Taiwan, der nächste asiatische Genre-Film ins Haus, dem ich angesichts seiner inflationären Szenen, in denen diesmal Schlangen zu Leibe gerückt wird, nicht mal mit äußerster Mühe irgendwelche positiven Aspekte abzutrotzen imstande bin…

Das Drehbuch hätte auf einen Bierdeckel passen können: Ein luxuriöser Wohnkomplex soll errichtet werden; eine Schlangengrube wird auf dem Baugelände ausgehoben; trotz Warnungen einer hellsichtigen Dame, die Reptilien nicht auszumerzen, denn dies würde die Geistwelt verägern, tut der böse Kapitalist, der sich mit seinem Luxushotel eine goldene Nase zu verdienen beabsichtigt, genau das; schließlich häufen sich während der weiteren Bauzeit Attacken von Schlangen; ein Magier muss her, um die angriffslustigen Biester mittels Martial-Arts zu beseitigen, und vor allem die Anführerin der Brut, eine Boa, unschädlich zu machen; der böse Kapitalist reibt sich die Hände, als alles nach Plan läuft; der Wohnblock wird eröffnet; rauschende Party; Großangriff der Killerschlangen; Ende. Und nein, ich habe tatsächlich nicht den einen oder anderen Subplot unterschlagen oder die eine oder andere Feinheit der Geschichte geglättet. REN SHE DA ZHAN hangelt sich reichlich stumpf von einer Tierhorror-Standardszene, von einem Reißbrett-Charakter, von einem uninspirierten Spannungsmoment zum nächsten. Am innovativsten sind tatsächlich noch die (schrecklich präpubertären) Comic-Relief-Einlagen, wenn ein Assistent des Hotelchefs als wahrer Zappelphilipp agiert, den jede einfältige Slapstick-Komödie mit Kusshand nehmen würde, oder wenn eine adipöse Dame zur Zielscheibe von Spott und Häme wird, die regelmäßig in Türrahmen steckenbleibt oder im Zeitraffer dabei gezeigt wird, wie sie das Buffet der Eröffnungsparty plündert.

Comedy, Fantasy, Action nennt die IMDB als Genres, denen REN SHE DA ZHAN zugeordnet werden solle. Meiner Meinung nach ist vorliegendes Machwerk aber vor allem ein Kompendium all der möglichen und unmöglichen Arten und Weisen, wie man Schlangen den Garaus zu machen vermag. Ich kann gar nicht zählen, wie viele hunderte arglose Reptilien während der neunzigminütigen Laufzeit vergast, verbrannt, zerhackt, zerbissen, von Baggerschaufeln zerquetscht werden oder im Zweikampf mit Mangusten ihr Leben lassen müssen – letzteres eine Szene, die nun wirklich überdeutlich das Schandmal der Italo-Kannibalen auf der Stirn trägt, wenn die Kontrahenten sichtlich von dem außerhalb des Bildfelds auf sie einwirkenden Filmteam zum Duell gehetzt werden. Rein, was die schiere Anzahl der in REN SHE DA ZHAN zu Tode gebrachten Tiere angeht, dürfte das dann wohl tatsächlich einsamer Spitzenreiter im Feld des mir bekannten Animal Snuff sein. Kaum fünf Minuten, in denen kein Bündel Schlangen durch die Luft wirbelt, Feuer fängt, zwischen den Zähnen des erwähnten Magiers landet, (dessen Darsteller sich tatsächlich nicht davor scheut, die lebenden Tiere mit dem eigenen Kiefer zu bearbeiten), oder noch zuckend ausgeweidet werden, um aus ihren Innereien angeblich ein besonders wirkmächtiges Aphrodisiakum zu gewinnen. Das gesamte letzte Drittel besteht dann tatsächlich einzig und allein aus purem Gemetzel. Zu diesem Zeitpunkt aber ist jedweder narrative Ansatz sowieso längst über Bord geschmissen worden. Der Film endet quasi mitten im apokalyptischsten Szenario mit einem Schauspieler, der in Flammen aufgeht und gefühlte Minuten schreiend in Zeitlupe durch das kollabierende Hotel stolpert. Nein, auch da habe ich nun keine Schlusspointe unter den Tisch fallenlassen.

Mir fällt wirklich nichts ein, was ich lobend an diesem Machwerk herausstreichen könnte, dessen armselige Handlung offenbar nichts weiter darstellt als ein fadenscheiniges Alibi, die Zuschauerschaft mit so viel graphischem Schlangensterben zu konfrontieren, wie man in normaler Spielfilmlänge unterbringen kann.
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