The Northman - Robert Eggers (2022)

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fritzcarraldo
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The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von fritzcarraldo »

"See you at the gates of hell!"
The Northman
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c641e5136486357.61fa8ce96b0a5.png (923.5 KiB) 266 mal betrachtet
Regie: Robert Eggers
Mit
Alexander Skarsgård
Nicole Kidman
Ethan Hawke
Anya Taylor-Joy
Claes Bang
Willem Dafoe
Björk

Inhalt:
Im Jahr 895 herrscht der Wikingerkönig Aurvandil (Ethan Hawke) über sein Reich, aber plant bereits die Zukunft. Er will sich in die Totenwelt verabschieden und die Macht seinem jungen Sohn Amleth (Oscar Novak) übertragen. Doch Aurvandils Halbbruder Fjölnir (Claes Bang) hat andere Pläne und tötet den König, um selbst den Thron an sich zu reißen. Der junge Prinz kann fliehen, muss noch mitansehen, wie sein Onkel Fjölnir Königin Gudrún (Nicole Kidman), Amleths Mutter, gefangen nimmt. Er schwört, eines Tages seinen Vater zu rächen, die Mutter zu befreien und Fjölnir zu töten. Viele Jahre später ist Amleth ein kräftiger Krieger (nun: Alexander Skarsgård), der seinen Schwur von einst vergessen hat. Als Teil einer marodierenden Bande plündert er das Land der Rus – bis er beim Überfall auf ein Dorf an seinen alten Schwur erinnert wird. Als er erfährt, dass einige der gerade gemachten Gefangenen an den mittlerweile aus seinem Königreich nach Island vertriebenen Fjölnir verkauft werden, sieht er seine Chance gekommen. Unterstützt von Sklavin Olga (Anya Taylor-Joy) beginnt er seine Rache...(Filmstarts.de)
Nein. Dies ist kein "Arthouse-Conan". Dachte man jedenfalls nach dem Trailer zu THE NORTHMAN. Nun gut. Rache als Grundthema. Muskelbepackte Wikinger anstatt Barbaren. Und es gibt einige Motive, die durchaus aus CONAN stammen könnten. Dies sind aber mitunter auch schon vorher verwendete Mythen. Regisseur Robert Eggers (DER LEUCHTTURM) hat hier eher ein Epos zwischen den genialen THE GREEN KNIGHT und WALHALLA RISING abgeliefert. Und dies kann durchaus mit den Filmen von David Lowery und Nicolas Winding Refn mithalten. Dabei steigert sich das Ganze auch noch. Anfangs fragte ich mich zwischendurch schon, ob Eggers das alles ernst meint. Wobei Eggers wahrscheinlich immer alles ernst meint. Dann wird man schon ein wenig ins Chaos geführt, ebenso wie der rachedürstende Held des Films. Dabei gelingt es Eggers durchaus, bekannte Motive wie Rache zu variieren. Zur Hälfte des Film dachte ich mir, dass selbst wenn es herkömmlich enden würde, ich den Film auf jeden Fall mag, saß dann aber noch beim Abspann gebannt vor dem Fernseher. Herausragend sind übrigens Claes Bang als Alexander Skarsgårds Gegenspieler und der Score von Robin Carolan und Sebastian Gainsborough.
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Blap
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von Blap »

Eggers hat mit "The VVitch" und "The Lighthouse" zwei wirklich interessante Filme unters Volk gebracht. Folglich war eine gewisse Neugier auf dieses Werk vorhanden, vor allem weil Anya Taylor-Joy am Start ist.

Rache ist Blutwurst, hier auf den Spielfeldern der Wikinger, garniert mit -teils etwas albern anmutenden- Ausflügen ins Übernatürliche. Unterhaltsam, aber "irgendwie" doch recht gewöhnlich.

Kann man schauen. Kann man unter Alkoholeinfluss vermutlich besser genießen.
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purgatorio
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von purgatorio »

Als dieser Film angekündigt wurde überschlugen sich die begeisterten "Experten" nordischer Geschichte und Mythologie in der deutschen Filmwissenschaftszene sofort im Netz mit Begeisterung und schäumenden Mündern (wohlgemerkt dürfen Themen und Kategorien rotierend gewechselt werden, die "Experten" sind immer die selben). Da wurden schon Specials angekündigt, Bücher vorbereitet, Artikel in den Äther geschossen... und wenn ich lange genug erzähle, ich sei Experte, und dann habe ich noch eine bedingungslos jubelnde und fressende Community, na dann kommen irgendwann auch noch die "Fach"Zeitschriften und fordern von Experten ihre Meinungen, Stories, Rezensionen... ein Teufelskreis, dessen wuchernder Beginn stets aufs neue im Internet zu besichtigen ist (und von mir seit nun schon einigen Jahren nur noch still und gleichsam fassungslos beobachtet wird). Und wenn sich dieser Trubel unerträglich aufgeschaukelt hat, der Expertenstatus der Wenigen längst nicht mehr hinterfragt wird und die unglaubliche Menge an Überschwang und Begeisterung seinen Zenit nur einen kleinen Schritt übertreten hat, dann kommt endich auch der Kern all der Aufregung: Der Film. Und mit ihm die Ernüchertung! In aller Kürze und gebotener Nüchternheit kann ich sagen: Ich hatte mich sehr drauf gefreut, ich bekam einen soliden Film mit Wikinger-Background - und das war es dann auch schon. Ich könnte mich jetzt nicht erinnern, dass mir etwas innovativ erschien. Im Gegenteil! Ich ärgerte mich gelegentlich über die innovationslose Wiederkäuung immer gleicher und altbekannter Versatzstücke der alten Heldengeschichte im Stile "Ein Mann gegen den Rest". Ständig hatte ich das Gefühl, dass mir alles schon bekannt vorkommt. Und trotz angenehmer Unterhaltung in hübschen Bildern blieb letztlich nur das Gefühl der Ernüchterung zurück. Hab ich alles schon gesehen... naja, Experten eben. Auf jeder Hochzeit tanzen, zu jeder Parade der Köche noch einen Beitrag leisten (dies soll eine Anspielung auf die Floskel "Viele Köche verderben den Brei" sein) und am Ende spricht keiner mehr über den eigentlichen Gegenstand: Den Film. Scheiß Selbstdarsteller. In Summe: Hübsch, nett, Durchschnitt, altbekannt, Versatzstücke - alles notwendige Worte zur Beschreibung des Films. Unterhaltsam auch, klar - aber das interessiert doch keinen. Ich muss dringend weite Teile der deutschsprachigen Community meiden, die Frustration lähmt mich und versaut mir die Freude am Film...


Anm.: Ich habe gerade den dritten Tag in Folge 40° Fieber. Eventuell würde ich mich unter anderen Umständen etwas diplomatischer ausdrücken.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
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Arkadin
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von Arkadin »

purgatorio hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 13:33 und wenn ich lange genug erzähle, ich sei Experte, und dann habe ich noch eine bedingungslos jubelnde und fressende Community, na dann kommen irgendwann auch noch die "Fach"Zeitschriften und fordern von Experten ihre Meinungen, Stories, Rezensionen... ein Teufelskreis, dessen wuchernder Beginn stets aufs neue im Internet zu besichtigen ist (und von mir seit nun schon einigen Jahren nur noch still und gleichsam fassungslos beobachtet wird).(...) Auf jeder Hochzeit tanzen, zu jeder Parade der Köche noch einen Beitrag leisten (dies soll eine Anspielung auf die Floskel "Viele Köche verderben den Brei" sein)
Irgendwie habe ich so das Gefühl, ich weiß vom wem Du da im Speziellen schreibst. ;)

PS: Auf den Film freue ich mich immer noch, da ich Eggers Filme bisher sehr mag, und das was DU schreibst doch durchaus wie eine Empfehlung klingt. Es muss nicht immer Kaviar sein... manchmal reicht auch ein Hot Dog. Bin gespannt.
Zuletzt geändert von Arkadin am Fr 31. Mär 2023, 14:06, insgesamt 1-mal geändert.
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buxtebrawler
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von buxtebrawler »

Arkadin hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 14:04 Irgendwie habe ich so das Gefühl, ich weiß vom wem Du da im Speziellen schreibst. ;)
Bitte lasst mich in Spoiler-Tags teilhaben ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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Arkadin
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 14:05
Arkadin hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 14:04 Irgendwie habe ich so das Gefühl, ich weiß vom wem Du da im Speziellen schreibst. ;)
Bitte lasst mich in Spoiler-Tags teilhaben ;)
Du hast eine PN. :)
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

purgatorio hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 13:33 Auf jeder Hochzeit tanzen, zu jeder Parade der Köche noch einen Beitrag leisten (dies soll eine Anspielung auf die Floskel "Viele Köche verderben den Brei" sein) und am Ende spricht keiner mehr über den eigentlichen Gegenstand: Den Film.
Hm, deswegen gibt es jetzt "Plaion Pictures"... :wink:

Und als jemand, der bei Haithabu um die Ecke aufgewachsen ist, möchte ich darauf hinweisen, dass Trier schon Jahrhunderte vorher die römischen Thermen hatte. Was haben die Wikinger je für uns getan? Wenn die was auf dem Kasten gehabt hätten, dann hätten sie die elektrische Energie entwickelt, oder ähnliches...

Sprich: Es gibt keinen fucking Grunz Grund, sich den Film anzuschauen. :mrgreen:
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von purgatorio »

Ich nehme an, dass Arkadin natürlich richtig tippt. Aber mich frustriert mittlerweile keine Einzelperson mehr, sondern die ganze Community. Damit meine ich nicht die Fans von Gore, natürlich nicht die Fans des 35mm-Films mit gleichnamigem Magazin (Grüße gehen raus!), nicht die Fans von Horrorfilmen, nicht die jedes-Mediabook-blind-Käufer - Nein! - ich meine die Community mit erklärt wissenschaftlichem Hintergrund. Bei diesem Film hier war es wieder (wohlgemerkt: Kein Einzelfall!) der Fall, dass der er längst zum von allen missverstandenen Kunstwerk erklärt war, bevor er überhaupt im Kino lief. Äußere mal, dass man vielleicht erstmal den Film gucken sollte :lol: :basi: Die Kommentarspalten in den einschlägigen Communitys haben lange nicht mehr viel mit Diskurs und Meinungsaustausch zu tun (zumindest ist das mein subjektiver Eindruck; ich sehe aber auch schon länger nicht mehr nach, der Austausch scheint ohnehin deutlich abgenommen zu haben). Aber das spiegelt letztlich auch nur die gesamtgesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre. Manchmal überlegte ich noch, ob ich nicht mal wieder einen Beitrag leisten wöllte, einen Austausch anstoßen etc. Aber ich fürchte die Kommentarspalten (gerade, wenn man über diffiziles Material nachdenkt, wie die enorm gut und vielfältig gearbeiteten ukrainischen Kurzfilme von Gefechtseinsätzen auf der dünnen roten Linie zwischen Actionästhetik und Kriegspropaganda - kein Wissenschaftler hätte noch vor 10 Jahren den Kopfsprung in ein Wespennest gescheut. Heute ist das nicht mehr so. Und ich habe im Fieberwahn den Eindruck, dass sich alle nun auf Positionen zurückziehen, argumentativ vermauern und sich in Zitadellen verbarrikadieren. Nach Otto Werckmeister ein Ausdruck der "Zitadellenkultur" und typisch für Krisenzeiten. Deshalb benutze ich auch nicht den geläufigeren Terminus "Elfenbeinturm", denn die Zitadelle beinhaltet absichtlich den wuchtig-wehrhaften Abschluss gegen alles Andere von außen). Diese Entwicklung frustriert mich so dermaßen, dass sie mir schon seit längerer Zeit wirklich fundamental die Freude am Film genommen hat (ihr dürftet das alle auch gemerkt haben, ich bin hier ja signifikant stiller geworden). Ich bin da zur Zeit etwas vom Pfad abgekommen...

EDIT: Da, wieder passiert, danke ugo! Der Film wird vergessen :lol: :palm: wie ich das hasse... Arkschi: Sieh dir den an! Ich werde es auch erneut tun! Du bekommst blutige Wikinger-Action. Sieht hübsch aus, ist bisweilen albern, aber immer unterhaltsam. Aber erwarte keine Inovation

Beim Namen "Robert Eggers" ist es für manch einen wohl schwerlich vorstellbar, dass der Mann vielleicht einfach mal Bock auf eine ordentliche Portion aufs Maul hatte. Kann sein, kommt aber keiner drauf. Gönnt dem Mann doch seine düstere Schlachtplatte, da war noch etwas Zeit 2022 über. Manchmal ist es eben nicht mehr als ein Hotdog :nick:
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buxtebrawler
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 17:55 Was haben die Wikinger je für uns getan?
Sie brachten uns Hägar und Torfrock :cool:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: The Northman - Robert Eggers (2022)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 17. Apr 2023, 17:30
ugo-piazza hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 17:55 Was haben die Wikinger je für uns getan?
Sie brachten uns Hägar und Torfrock :cool:
Fällt dir auch was positives ein? :wink:
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