Psycho Cop - Wallace Potts (1989)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Psycho Cop - Wallace Potts (1989)

Beitrag von Blap »

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Psycho Cop (USA 1989, Originaltitel: Psycho Cop)

Darkest Blue

Drei junge Burschen und ihre Freundinnen sind mit dem Auto unterwegs. Es geht raus aufs Land, die Herren haben dort eine großzügiges Anwesen gemietet, alle wollen einen schönen und eindringlichen Urlaub erleben. Leider treibt sich der durchgeknallte Officer Joe Vickers (Robert R. Shafer) in der Gegend rum, der bereits wegen diverser Greueltaten von seinen Kollegen gesucht wird. Zunächst schliesst der Kopf des Hausmeisters und Aufpassers innige Freundschaft mit einer Axt. Vickers berichtet den Feriengästen von einem angeblichen Unfall, der Vermißte wäre bald wieder auf den Beinen. Zunächst sind die Jungspunde beruhigt, doch nach mutet die Bedrohung immer spürbarer an, bis Vickers schliesslich sein blutiges Handwerk in Angriff nimmt...

"Psycho Cop" wurde zu VHS-Zeiten in Deutschland unter dem Titel "Mad Cop" vermarktet, die DVD trägt nun den amerikanischen Originaltitel. Gern wird William Lustigs "Maniac Cop" (1988) als vergleichbares Werk genannt. Doch im Gegensatz zum urbanen "Maniac Cop", bekommt es der Zuschauer bei "Psycho Cop" mit einem typischen (Backwood) Slasher zu tun ( Bei dem der Killer zur Abwechslung in einer Polizeiuniform durch den Wald stiefelt, besagte Uniform stellt dann aber auch schon die grösste Gemeisamkeit der Filme dar). Regie führte ein Typ namens Wallace Potts, der auch für die Story verantwortlich zeichnet.

Die kurze Vorstellung der Schauspieler kann ich mir an dieser Stelle sparen, denn die Gestalten bleiben beliebig austauschbar. Immerhin sorgt ein Name wie Jeff Qualle für leichte Belustigung, wirklich erinnerungswürdig ist allerdings nur der Auftritt von Robert R. Shafer als "Psycho Cop". Shafer kann inzwischen auf eine stattliche Anzahl von Auftritten in B-Movies und TV-Serien verweisen. Als Officer Joe Vickers darf er ordentlich vom Leder ziehen, irre Grimassen schneiden, wirre Sprüche absondern (...und natürlich seine Kunden zu Mettgut verarbeiten). Wer Slasher sowieso skeptisch betrachtet, wird "Psycho Cop" mit ziemlicher Sicherheit in der Luft zerreissen. Klar, der Flick suhlt sich in abgedroschenen Klischees, kommt zu keiner Zeit über übliche Genrekost hinaus. Wie bereits erwähnt, bleiben die "Zehn kleinen Negerlein" allesamt unscheinbar, beten typische Dialoge herunter, fungieren in erster Linie als Lückenfüller und Metzelmasse. In der Disziplin Spannung vollbringt man keine Wunder, selbst vereinzelte Schockmomente sind Mangelware. Die Effekte bieten guten Standard an, ausufernde Härten sollte man nicht erwarten. Nebenbei wird auf satanische Umtriebe des Herrn Vickers hingewiesen, die zunächst aber wenig Sinn ergeben. Zumindest zum Ende der Sause machen sich die Andeutungen bezahlt, tatsächlich erschien 1993 eine Fortsetzung (Psycho Cop Returns).

Es gibt unzählige Gründe diesen Streifen abzulehnen, langweilig zu finden, ihm keine weitere Beachtung zu schenken. Diese Verfahrensweise möchte ich jedem "Slasher-Nörgler" ausdrücklich ans Herz legen! Mir sind die vermeintlichen Schwächen und Klischeefallen jedoch völlig gleichgültig. Nein, das trifft es nicht, denn ich liebe es sehr auf den ausgetretenen Pfaden zu wandeln, die bereits zahlreiche andere Slasher beschritten haben. "Psycho Cop" bietet dem gierigen Fan knappe 84 Minuten Spass, sofern man die Ansprüche nicht allzu hoch schraubt. Zu den Höhepunkten seiner Gattung zählt der Film ganz sicher nicht, ungeachtet dessen hat der Streifen bei mir die richtigen Knöpfe gedrückt, ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall.

Im Rahmen der sogenannten "Horror Editon" (#3), wurde "Pyscho Cop" von Voulez Vous von wenigen Monaten ungekürzt auf den Markt geworfen. Die Bildqualität ist zweckmäßig, Boni sind eine Rarität, Flatschen-Paranoiker werden sich über das Wendecover freuen, welches IMHO sehr schick geraten ist (siehe oben). Neben der deutschen Snychronisation ist der englische Originalton an Bord, die niveauarme deutsche Fassung passt ausgezeichnet ins Bild. Da die Scheibe zum moderaten Kurs gehandelt wird (rund 7€), kann man gut mit der gebotenen Qualität und Ausstattung leben. Ich freue mich sehr über die DVD-Auswertung dieses kleinen Slashers, vielen Dank dafür!

7/10 (gut) = Sehr, sehr subjektive Fanpunkte!

Lieblingszitat:

"Brauchen Sie einen Polizeibeamten?"
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buxtebrawler
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Re: Psycho Cop - Wallace Potts

Beitrag von buxtebrawler »

„Ein Typ, der vor ein paar Monaten aus der Klapsmühle entsprungen ist...“ – „Und der bei der Polizei unterschlüpfte?“ – „Ja.“

Maniac Cop meets Halloween

So oder so ähnlich lautete wohl die Idee, die US-Regisseur Wallace Potts’ anscheinend einzigem Film zugrunde lag, der 1989 auf das Videothekenpublikum losgelassen wurde. Man nahm also einen sadistischen Cop (eigentlich einen satanistischen entflohenen Irren in Polizeiuniform, aber egal), den man als Mörder im x-ten Schema-F-Slasher ein paar College-Studenten, die irgendwo im Nirgendwo Urlaub in einer Waldvilla machen wollen, seine ganz persönliche Rechtsauffassung aufdrücken lässt...

Um diesen wird kein großes Geheimnis gemacht, schon im Prolog darf Robert R. Shafer („Das Büro“) als Officer Joe Vickers ein argloses Pärchen mit breitem Overacting-Grinsen um die Ecke bringen. Fortan bekommt man das Studentengrüppchen vorgestellt, das sich in Vickers’ Jagdrevier wagt. Mitten im Wald steht eine Villa mit Pool, die unsere „Freunde“, drei Mädels (mind. eine davon dann doch recht attraktiv) und drei Kerle (mind. einer davon Bodybuilder und augenscheinlich etwas zu alt für seine Rolle oder Dauerstudent) beziehen und das fortführen, was sie bereits auf der Hinfahrt taten: Sich zu betrinken. Die Palette der Freizeitaktivitäten wird aber, das muss fairerweise erwähnt werden, erweitert um scheiternde Grill- und Kochversuche sowie das ständige Suchen und Finden von Gegenständen wie einer Zahnbürste, die im Müll (!) wieder auftaucht oder einer Handtasche. Als die Haarbürste temporär verschwindet, mit der sich das neurotische Blondchen permanent (!) durch die Haare fährt, bis die Zinken glühen, droht die Stimmung bedenklich zu kippen, doch als irgendwann sogar das Bier weg ist, ist der Spaß vorbei: Ob der Psycho-Cop dahinter steckt?

Das klingt alles unsagbar doof? Das ist es auch, aber es ist verdammt witzig! Die debilen Dilettanten sind also, wie bereits erwähnt, fast unterbrechungsfrei damit beschäftigt, Alkohol zu konsumieren (man könnte ein nettes Spiel daraus machen: Jedes Mal, wenn das Wort „Bier“ im Film fällt, sich selbst eines öffnen...), was durchaus eine Erklärung für ihr eigenartiges Verhalten wäre, wie z.B. das Hören eines Schreis des ersten Psycho-Cop-Opfers, den es aber für den Zuschauer ohrenscheinlich gar nicht gab. Jedoch erscheinen sie vom Tonfall her (wohlgemerkt nicht inhaltlich!) eigentlich immer recht nüchtern. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit diese Versuche, die über weite Strecken vorherrschende Ereignislosigkeit der Handlung zu kaschieren, augenzwinkernd humoristisch sein und keinen unfreiwillig komischen Unfall darstellen sollten, in jedem Falle geht diesem Spaß aber leider irgendwann die Puste aus und es machen sich Längen im Mittelteil deutlich bemerkbar, bis Vickers mit der Kraft des Gesetzes endlich dazwischenschlägt. Dabei hat er stets, ähnlich wie im drei Jahre später erschienenen und ungleich besseren „Dr. Giggles“, einen zynisch-sarkastischen Einzeiler auf den Lippen, mit dem er seine Opfer bedenkt. Das nutzt sich zwar auch bald ab, hat aber durchaus seine Höhen, wenn ein satirischer Umgang mit tatsächlicher Polizeigewalt mitschwimmt.

Die Morde indes fielen mal mehr, mal weniger originell und blutig aus, zu oft leider eher weniger – manches findet gar nur im Off statt. Ebenfalls wenig originell, aber durchaus gut goutierbare Slasher-Standardware sind diverse „Point of View Shots“, Schreckmomente, die sich schnell als harmlos entpuppen und die sich dann doch immer mal wieder durch Einfältigkeit und Albernheiten durchkämpfende Backwood-Atmosphäre inkl. einiger kameratechnisch schön eingefangener Aufnahmen des hünenhaften Psychopathen. Der Soundtrack hat neben schlimmem 80er-Poprock eine entfernt an „Freitag, der 13.“ erinnernde Klangkulisse zu bieten, die nicht weiter auffällt. Als Tatmotiv und notdürftige Erklärung für des zum Wahnsinns fette Beute gewordenen Cops übermenschliche Kräfte muss irgendein satanisches Ritual herhalten, eine weitere Charakterisierung findet nicht statt.

„Psycho Cop“ ist ein eindimensionaler, billiger, zusammengeklaubter, unsleaziger B-Slasher mit vom titelgebenden Hauptdarsteller abgesehen No-Name-Darstellern, der in seiner humorvollen Ausrichtung – ob nun zu einem großen Teil freiwillig oder unfreiwillig, sei dahingestellt – aber bisweilen reichlich schräg wirkt und dadurch sowohl Trash-Freunden als auch Slasher-Allesguckern zu einem zumindest nicht enttäuschenden Filmspaß verhelfen könnte. Zu mehr als einer Durchschnittsnote kann ich mich zwar nicht durchringen, aber das soll nicht viel heißen. 1993 kam es gar zu einer Fortsetzung, deren Sichtung noch vor mir liegt, auf die ich mich aber schon mehr freue, als die (Geschmacks-)Polizei erlaubt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Psycho Cop - Wallace Potts

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:Flatschen-Paranoiker werden sich über das Wendecover freuen, welches IMHO sehr schick geraten ist (siehe oben).
Das Wendecover verzichtet angenehmerweise sogar auf den "Horror Editon"-Rahmen. Finde die Coverzeichnung auch sehr gelungen!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Blap
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Re: Psycho Cop - Wallace Potts

Beitrag von Blap »

buxtebrawler hat geschrieben:Finde die Coverzeichnung auch sehr gelungen!
Ein echter Augenschmeichler, vor allem im Vergleich zu den leider immer zahlreicher auftauchenden DVD-Covern zu älteren Titeln, die sich krampfhaft (und sinnloserweise) um ein modernes Erscheinungsbild bemühen.

:palm:
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Salvatore Baccaro
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Re: Psycho Cop - Wallace Potts

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Deliria-Schrottwichtel-Rezeptions-Kampagne, Teil 1:

Normalerweise kann ich so ziemlich jedem Film irgendein ästhetisches Vergnügen abringen, oder ihn zumindest so in einen intellektuellen Diskurs einbetten, dass die ungewöhnliche Warte, von der aus ich ihn dadurch zu betrachten imstande bin, ihn aufwertet wie eine scheußliche Vase, die wenigstens ein bisschen interessanter wird, sobald man sie auf den Kopf gestellt hat. Leicht kann ich diese These bei den objektiv „schlechtesten“ Filmen nachprüfen und bestätigen, die ich mir in den letzten Monaten angeschaut habe: Peepshow-Exzesse wie Gianni Proias Schmuddel-Mondos à la MONDO DI NOTTE OGGI (1978) strahlen dann über ihre spekulativen Bilder hinaus, wenn man aus ihnen kulturelle, gesellschaftliche Implikationen extrahiert, und ganz genau die Politik(en) unter die Lupe nimmt, die diese kinematographischen Kuriositätenkabinetten in ihrem disparaten Szenen-Gulasch verfolgen. Ein oftmals als Bodensatz der Kinogeschichte gescholtenes Werk wie Chano Uruetas Gehirnfresser-Drama EL BARON DEL TERROR (1962) kann einem, selbst wenn man den Film nicht mag – nur: wieso sollte man dieses Meisterwerk nicht mögen?! -, viel beibringen über die Schönheit surrealistischer Collagen jenseits von Moral und gutem Geschmack. Darüber, dass man anhand Bruno Matteis Recycling-Hai-Horror CRUEL JAWS (1995) quasi die gesamte Semiotik von Ferdinand de Saussure bis hin zum poststrukturalistischen Denken eines Jacques Derrida nachvollziehen und im zweiten Schritt dann ironisch unterwandern kann, darüber könnte ich wahrscheinlich stundenlang sprechen oder stundenlang viele Seiten Text produzieren. Bei alldem geht es mir aber letztlich um die entscheidende Frage: Was kann ich von diesen Ausgestoßenen lernen, die unterhalb des Mainstream-Radars ein Dasein von Nachtschattengewächsen fristen, weil angeblich zu hässlich, als dass sie viele Augen verdienten, sie zu bewundern? In Wien hat mir ein Schriftsteller von seinen Nackenschmerzen erzählt. Das sei schon chronisch mittlerweile. Aber er komme damit klar, denn immer, wenn der Schmerz komme, dann stelle er sich vor, dass da zahllose kleine, flauschige Tierchen wären, die ihm über den Nacken kullerten, und das lindere ihn sofort. Genau solche Taktiken, um dem vorzubeugen, was Menschen morgens in der U-Bahn lange Gesichter ziehen lässt, was dazu führt, dass sie den Nachbarn anzeigen, weil er einmal vergessen hat, dass der Parkplatz direkt vor der Haustür ein privater ist, oder dazu, dass sie einen von hinten anschnauzen, wenn man einmal versehentlich mit den Füßen zu weit vom Fußgängersteig auf den Radweg geraten ist, präsentieren mir all diese vermeintlich missratenen Kinder vom Bahnhofskino. Eine neue Art, zu denken. Eine Schule des Sehens. Das angenehme Gefühl, einen Umweg gegangen zu sein, seinen Schlüssel verloren zu haben, oder zwei verschiedene Paar Socken zu tragen.

Wie aber soll ich mich PSYCHO COP nähern – einem Film, von dem ich – und das wiederum ist ebenfalls eine Leistung! – eigentlich nur gelernt habe, dass es aus ihm keine weiteren Lehren zu ziehen gibt, kein Diskurs, wo er richtig reingehört, keine Botschaft, die ich ihm von außen anhefte wie eine Krawatte, die ihm gar nicht steht. Vielleicht sollte ich positivistisch vorgehen. Womit haben wir es hier zu tun? Ein US-amerikanischer Slasher, Jahrgang 1989, Regie und Drehbuch von einem Mann stammend, der danach offenbar keinen Fußbreit mehr ins Filmgeschäft bekommen hat. Der Cast? Ein Haufen austauschbarer College-Studenten, die die ganze Zeit Bier trinken, und trotzdem kein bisschen betrunken werden. Der Schauplatz? Eine Villa irgendwo im Wald, ausgestattet mit einem Yakuza-Pool, und viel Becks und Heineken. Der Plot? Eigentlich nicht existent, wenn man von einer Exposition absieht, die unsere Helden – drei Damen, drei Herren, allesamt paarweise miteinander liiert – an den Ort des Dramas versetzt: Zwei der Buben haben an der Börse richtig abgeräumt, und wollen am Wochenende in besagter Waldvilla ein metaphorisches Schwein schlachten. Noch eine zweite Exposition gibt es, die wir aber erst am Ende erfahren: Aus der Psychiatrie ist ein gefährlicher Satanist entlaufen, hat „Unterschlupf“ bei der Polizei gefunden, und terrorisiert die Gegend nun mit bestialischen Morden im Namen Luzifers und mehr oder minder markigen Einzeilern, die jedem seiner Opfer mit auf den Weg ins Jenseits gibt. Halbseiden erklärt der Film das zwar mit seinen mephistophelischen Neigungen, trotzdem ist es schon erstaunlich, dass unser Psycho Cop allmächtig über das nicht mal allzu kleine Areal gebietet, in dem die sechs Knallchargen alsbald um ihr Leben bangen müssen. Als Freund alberner Mätzchen versteckt der falsche Polizist mit Vorliebe Habseligkeiten der Studenten – eine Zahnbürste taucht beispielweise im Müll wieder auf! -, pirscht lange um sie herum, ohne sie zu attackieren, mantscht im Abendessen herum, dass die Küche aussieht wie ein Schlachtfeld, oder flüstert ihnen ihre Namen aus dem Dunkel zu. Da das nicht laufzeitfüllend – und wirklich verdammt albern ist -, hat Wallace Potts, auf dessen Jauchegrube das Machwerk gewachsen ist, seinen Film mit mehr false scares vollgepfropft als mir guttun: Ständig huscht jemand in den Bildkader oder taucht plötzlich hinter einer Tür oder Wand auf, und ständig meint der belanglose elektronische Score, solche fadenscheinigen Schreckstunden noch mit einem debilen Soundeffekt begleiten zu müssen. Graphisch lehnt sich PSYCHO COP nicht so weit aus dem Fenster: Wenn es zur Sache geht, sprich: Mord und Totschlag zum bestimmenden Strukturelement der nicht vorhandenen Handlung werden, wirkt der Film relativ zimperlich. Immerhin verhilft das sukzessive Annihilieren unserer Helden aber dazu, dass die Gag-Dichte abnimmt. Länger hätte ich die Kalauer auch nicht ertragen, wie: Was hat achtzehn Beine und zwei Titten? Ein Gangbang natürlich!

Nun habe ich mich PSYCHO COP genähert, schlauer bin ich trotzdem nicht aus diesem schematischen Schauerfilm geworden. Noch weniger verstehe ich mich selbst, denn: Mir hat der Film gefallen. Trotz allem. Trotz des Fehlens eines erkennbaren Mehrwerts. Trotz der schäbigen Ausleuchtung, dem schludrigen Schnitt, des gnadenlosen Overactings von Antagonist Robert R. Shafer. Oder gerade deswegen? Eigentlich erinnert mich PSYCHO COP nämlich an diese zeitgleich billig in den USA heruntergekurbelten italienischen Geisterhaus-Streifen wie KILLING BIRDS oder GHOSTHOUSE: Ein zusammengewürfeltes Potpourri aus sauren Dialogzeilen sowie sinnlosem Fliehen und Sterben, dessen Primärmovens es ist, Zeit totzuschlagen, Zelluloid zu füllen, Geld zu generieren. Wie diese Filme trägt PSYCHO COP sein Visier offen: Er will mir nichts Böses, mich nicht unterhalten, mich gar nicht behelligen, nur mein Hartgeld, das will er – und in seiner vollkommenen Transparenz macht ihn das wiederum so sympathisch wie einen Straßeneckengauner, der die Robin-Hood-Pose gar nicht nötig hat. Ist das nicht ein Punkt, wo ich ansetzen könnte, um unser Verhältnis zueinander – mein eigenes zum Film und das des Films zu mir – zu klären? PSYCHO COP hat alles Recht der Welt, ein schlechter Film zu sein. Seine Figuren haben alles Recht der Welt, obwohl dauernd eine Person aus der Freundesclique nach der andern spurlos verschwindet, noch immer nach rationalen Erklärungen zu tasten. Seine Hauptfigur hat alles Recht der Welt, sich innerhalb von Sekundenbruchteilen an mehreren Orten gleichzeitig zu materialisieren. Sein Verständnis von Satanismus hat alles Recht der Welt, sich auf in Bäumen hängende ausgeweidete Kätzchen und mit Blut geschmierte Pentagramme zu beschränken. Es ist eine Form der Anarchie, die mir da entgegenschnaubt, und zu der ich eine kaum verborgene Affinität hege. Ich ziehe PSYCHO COP deshalb all den Herrn der Ringe vor, und den Piraten der Karibik, und den neuen und alten Sternenkriegen, und den Hobbits und den Michael Bays – aufgrund seines fehlenden Taktgefühls, seines Herumstreunens neben der Spur, seinem freimütigen Angebot, mir für achtzig Minuten exakt nichts zu bieten, was mir in irgendeiner Weise nützlich werden könnte. Es ist wie mit PORNO HOLOCAUST: Wenn wir lange genug ins Nichts schauen, schaut das Nichts irgendwann in uns zurück.

Seinen Platz in einer Schrottwichtel-Kiste hat sich diese Essiggurke genauso verdient wie einen Platz in mei-nem Herzen. Wenn das Sequel – PSYCHO COP II – nur halb so schlecht ist, wie der Trailer es suggeriert, muss ich mich mit diesem wohl in näherer Zukunft auch noch zuschütten.
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Re: Psycho Cop - Wallace Potts

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro - im Würgegriff der Durchschnitts-Slasher :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Psycho Cop - Wallace Potts (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 09.12.2021 bei WMM noch einmal auf DVD im Mediabook, zusammen mit Teil 2 auf Blu-ray:

Bild

Extras:
- 20-seitiges Booklet zu beiden Filmen mit einem Text von Manuel Magno & Carsten Weissenberg

PSYCHO COP 1
- Trailer

PSYCHO COP 2
- Interviews
- Making Of
- Trailer

Bemerkungen:
Super Spooky Stories #164
Wattiertes Mediabook (Blu-ray + 2 DVDs)
Limitiert auf 500 Stück.

- Psycho Cop 1 (DVD)
- Psycho Cop 2 (Blu-ray)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=114388
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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