Nightmares in Red, White and Blue - Andrew Monument (2009) [Doku]

Moderator: jogiwan

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purgatorio
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Nightmares in Red, White and Blue - Andrew Monument (2009) [Doku]

Beitrag von purgatorio »

NIGHTMARES IN RED, WHITE AND BLUE
Die Evolution des amerikanischen Horror-Films
Dokumentarfilm

Bild

Deutscher Titel: Nightmares in Red, White and Blue - Die Evolution des amerikanischen Horror-Films
Originaltitel: Nightmares in Red, White and Blue: The Evolution of the American Horror Film

Regie: Andrew Monument
Produktionsland: USA (2009)

Darsteller: Darren Lynn Bousman, John Carpenter, Larry Cohen, Roger Corman, Joe Dante, Dennis Fischer, Mick Garris, Lance Henriksen, Tom McLoughlin, John Kenneth Muir, George A. Romero, Anthony Timpone...

Story:
In diesem abendfüllenden Dokumentarfilm, wird auf die mittlerweile schon hundertjährige Geschichte des amerikanischen Horrorfilms, näher eingegangen. In chronologischer Reihenfolge werden die Meilensteine des Genres präsentiert. Zwischen den Beiträgen gibt es immer kurze und informative Interviews mit den Regie-Ikonen des Horrorfilmes, wie John Carpenter, Larry Cohen, George A. Romero und vielen weiteren.
via ofdb)
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purgatorio
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Re: DOKU: Nightmares in Red, White and Blue - Andrew Monument

Beitrag von purgatorio »

NIGHTMARES IN RED, WHITE AND BLUE – Die Evolution des amerikanischen Horror-Films (NIGHTMARES IN RED, WHITE AND BLUE: The Evolution oft he American Horror Film, USA 2009, Regie: Andrew Monument)

Netter Längsschnitt durch den amerikanischen Horrorfilm - Jedoch teilweise stroboskopartig geschnitten, heftig hektisch und dann weder les- noch wirklich sichtbar. Einen sehr hohen Informationsnährwert besitzt diese Doku für viellesende Filminteressierte ebenso wenig, wenn sie auch nicht uninteressant ist! Speziell die Passagen zu den sehr frühen Filmen dienen gut als Einkaufsliste für den Filmhungrigen, ab den 50ern gibt es aber kaum Neues - es sei denn, im Blitzlichtgewitter der unglaublich verwirrenden Schnitttechnik ging noch einiges an Informationen verloren. Punktuell ist der Film jedoch auch sehr ansprechend aufbereitet: 6/10
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horror1966
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Re: DOKU: Nightmares in Red, White and Blue - Andrew Monument

Beitrag von horror1966 »

War "Going to Pieces" schon eine erstklassige Dokumentation über den Slasherfilm, so dreht sich "Nightmares in Red, White & Blue" ganz allgemein um den amerikanischen Horrorfilm und geht dabei bis zur allerersten Verfilmung der Frankenstein-Thematik in das Jahr 1910 zurück. Regie-Legenden wie beispielsweise John Carpenter, George A. Romero, Roger Corman und viele andere geben sich hier die Klinke in die Hand und besprechen-und analysieren Horrorfilme aus allen Dekaden, die für das Genre absolut prägend waren. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich um die klassischen Monsterfilme, Slasher oder Splatterfilme handelt, hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

Selbst der europäische Horrorfilm und dessen Einfluss auf das Genre bleibt nicht unerwähnt, so werden zum Beispiel auch deutsche Beiträge aus der Frühzeit des Horrorfilms lobend erwähnt. Doch was mich persönlich am meisten beeindruckt hat ist die Tatsache, das die Filme hier nicht einfach als gut oder schlecht beurteilt werden, sondern das auch auf deren Zeitgeist und die Wirkung auf den Zuschauer eingegangen wird. Zudem äussern die Regisseure auch die verschiedensten Sichtweisen und bringen die Filme mit den jeweiligen politischen Situationen in Zusammenhang, die zur dementsprechenden Dekade in Amerika vorgeherrscht haben. Dadurch ergeben sich auch für den Betrachter diverse Sichtweisen, die man eventuell bei der Sichtung gewisser Filme in dieser Art noch nie gehabt hat. Es kann also durchaus vorkommen, das man bei der nächsten Sichtung eines Horrorfilmes die erzählte Geschichte einmal mit ganz anderen Augen sieht, was als äusserst interessanter Aspekt angesehen werden kann.

Die 90-minütige Reise, auf die man hier entführt wird, bietet einen äusserst interessanten und spannenden Querschnitt durch die Welt des Grauens, beginnt die Geschichte mit der ersten Frankenstein-Verfilmung im Jahre 1910, so endet sie beim 2008 erschienenen "Der Nebel" von Stephen King und bearbeitet mittendrin jedes Sub-Genre, was das Szenario noch faszinierender erscheinen lässt. Die Einblicke, Informationen und Hintergründe, die sich einem dabei offenbaren, sind absolut faszinierend und extrem informativ und sorgen dafür, das man so manchen Horrorfilm auf einmal mit ganz anderen Augen sieht. Letztendlich ist "Nightmares in Red, White & Blue" eine aussergewöhnlich gute und auch spannende Dokumentation, an der man als echter Fan des Horror-Genres einfach nicht vorbeikommt.


Fazit:


Auch wenn ich persönlich im Normalfall nicht unbedingt ein bekennender Fan von Dokumentationen bin, so kann ich diese nur jedem wärmsten empfehlen. Informativ, spannend und absolut faszinierend offenbart sich dem Zuschauer hier ein Streifzug durch die Evolution des amerikanischen Horrorfilms, in der aber auch der europäische Einfluss keineswegs vernachlässigt wird. Interessante Unterhaltung, die man vollkommen bedenkenlos weiterempfehlen kann.


8/10
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buxtebrawler
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Re: Nightmares in Red, White and Blue - Andrew Monument (2009) [Doku]

Beitrag von buxtebrawler »

„Heutzutage ist es schwer, die Leute noch zu schocken!“

Der im Jahre 2009 veröffentlichte Dokumentarfilm „Nightmares in Red, White and Blue – Die Evolution des amerikanischen Horror-Films“ des Regisseurs Andrew Monument basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch des Autors Joseph Maddrey. 96 Minuten lang wird die Geschichte des US-Horrorfilms als Repräsentant der dunklen Seite der USA, des amerikanischen Alptraums, von seinen Anfängen bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Zahlreiche Filmausschnitte bieten eine Menge fürs Auge und eine illustre Schar Genre-Regisseure wie Larry Cohen, Joe Dante, John Carpenter, Mick Garris, George A. Romero, Brian Yuzna und Roger Corman sowie ein der eine oder andere Filmhistoriker versuchen, das Phänomen Horrorfilm im Kontext seiner jeweiligen Zeit zu erklären. Als Off-Sprecher führt Schauspieler Lance Henriksen durch den Film.

Die Zeitreise nimmt ihren Anfang bei der ersten Stummverfilmung des klassischen Frankenstein-Stoffs aus dem Jahre 1910, skizziert kurz grob die klassischen Universal-Monster und zitiert nach der Titeleinblendung die Unabhängigkeitserklärung, um anschließend Parallelen zu Kriegsversehrten zu ziehen. Damit festigt „Nightmares in Red, White and Blue” seinen Anspruch, die Filme bzw. die Genrestile und -strömungen der jeweiligen Epochen in Bezug zur Realität, zu politischen Verhältnissen, gesellschaftlichen Ängsten, zum vorherrschen Zeitgeist zu setzen und für deren Einflüsse auf die Filmproduktionen zu sensibilisieren.

Lon Chaney wird als erster Horrorfilmstar ausgemacht, der deutsche Expressionismus findet Berücksichtigung und die mit Lugosis Dracula- und Karloffs Frankensteins-Monster-Verkörperung beginnende Dekade der 1930er-Jahre wird abgehandelt: „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“, „Der Unsichtbare“, „Freaks“, „King Kong“, „Frankensteins Braut“, „The Black Cat“ … Sogar Walt Disney’s „Pinocchio“-Verfilmung habe Horrorelemente aufgewiesen. Diese Filme stellten Außenseiter in den Mittelpunkt und spielten mit der Furcht vor Andersartigkeit. In den 1940ern sei man etwas softer zu Werke gegangen und der Kriegseinfluss habe sich bemerkbar gemacht. Neben „Katzenmenschen“ und anderen minimalistischen Produktionen wird Hitchcocks „Im Schatten des Zweifels“ exemplarisch herangezogen. Der Nachkriegshorror brachte Angst vor Atomschlägen und Endzeitvisionen sowie den Kalten Krieg, was sich in Filmen wie „Die letzten Sieben“, „Godzilla“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ sowie zahlreichen neuen Monsterfilmen widerspiegelte. Der Science-Fiction-Einfluss stieg, „Invasion of the Body Snatchers“ und seine Epigonen fesselten ihr Publikum und lassen sich auch heute noch unterschiedlich auslegen, „Der Blob“ rollte im wahrsten Sinne des Wortes durchs Kino.

An William Castle und seinen rührigen Gimmicks kommt man ebenso wenig vorbei wie an „Psycho“, den man als den Beginn des modernen Horrorfilms einordnet und der schon früh Nachahmer fand. Es folgen Tierhorror mit „Die Vögel“ und H.G. Lewis, der mit „Blood Feast“ den Gore ins Genre einbrachte. Sogar das italienische sensationsheischende Mondo-Kino findet mit „Mondo Cane“ Erwähnung und Roger Cormans Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen erweist man die Ehre, bevor der Vietnamkrieg als verantwortlich für die Entwicklung einer breiten Gegenkultur genannt wird. „Rosemary’s Baby“ jedoch wird entschieden zu kurz abgehandelt, stellte er doch den eigentlichen Paradigmenwechsel im Horrorgenre, die Geburt des modernen psychologischen Horrorfilms, dar, bei dem Produzent William Castle gewissermaßen den Staffelstab einer neuen Generation übergab. Romeros „Night of the Living Dead“ wird auch als antirassistisches Statement verstanden, „Dead of Night” nimmt überdeutlich Bezug auf den Vietnamkrieg.

Ferner greift der Film die zunehmende Härte im Genre auf, die in den 1970ern verstärkt Einzug hielt: Filme wie „The Last House on the Left“, „The Texas Chainsaw Massace“ „The Hills Have Eyes“, „Der Exorzist“ und „Die Wiege des Bösen“ setzten verstärkt auf deftige Schockeffekte, während parallel „Der weiße Hai“ den Mainstream eroberte. Titel wie „Die Frauen von Stepford“, „Parasitenmörder“, „Carrie“, „Halloween“, „Alien“, „Eraserhead“, „Das Böse“, „Dawn of the Dead“ oder „The Amityville Horror“ fächerten das Genre ebenfalls weiter auf. Das Kapitel der 1980er schlägt man mit „Creepshow“ und mehreren Stephen-King-Verfilmungen auf, erwähnt darüber hinaus zunächst „Sie leben!“, „Shocker“ und die „Freitag, der 13.“-Reihe, deren Erstling man als Beginn der Slasher-Welle bezeichnet, obwohl diese Ehre eigentlich „Halloween“ gebührt. Dafür überrascht man mit einem wahnwitzigen Zusammenschnitt aus Teenager-Verfilmungen und anschließenden Ermordungen durch Jason, der es so richtig krachen lässt. Man attestiert jener Dekade des Weiteren die Regeneration klassischer Monster durch Filme wie „The Howling – Das Tier“, „Near Dark“, „The Lost Boys“, „Fright Night“ oder „Sie greifen nach den Lebenden“, während „The Fog“ und „Poltergeist“ als Ausdruck verdrängter Schuld und Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ sowie Romeros „Day of the Dead“ als Allegorien auf gesellschaftliches Misstrauens betrachtet werden.

Als mitunter gesellschaftskritische Horrorkomödien zieht man „The Return of the Living Dead“, „The Stuff“, „Gremlins“ und „Ghostbusters“ heran. „Videodrome“ sei Ausdruck des Heimvideo-Booms gewesen und stehe zusammen mit „Tanz der Teufel“ für den Exzessfilm, „Re-Animator“ bleibt ebenso wenig unerwähnt wie die „Nightmare on Elm Street“-Reihe, die Parallelen zum damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan aufweise. Für den Serienkillerfilm zieht man bizarrerweise ausgerechnet „Psycho IV“ heran – eben weil er aus den 1990ern stammt, für die dieser Topos charakteristisch gewesen sei: „Das Schweigen der Lämmer“, „Henry“, „Candyman’s Fluch“, „Sieben“, „Misery“, „Scream“, „American Psycho“… Spätestens hier wird nun eine Menge durcheinandergeworfen und auf einen arg konstruierten gemeinsamen Nenner zu bringen versucht, was nicht wirklich zusammenpasst.

Mit „Blade“, „The Sixth Sense“ und „Blair Witch Project“ langt man am Ende des Jahrzehnts an. Es folgen die terroristischen Anschläge des 11. September 2001 und ihre Folgen sowie Romeros „Land of the Dead“, man bringt Statements zur um sich greifenden Angst, greift Terrorismus sowie den Irakkrieg auf und zieht Parallelen zur damals aktuellen Genre-Entwicklung. Die Remake-Welle nimmt man ebenso mit wie die „Saw“-Reihe und „Hostel“, vermeidet jedoch den Ausdruck Torture Porn – konstatiert aber unterdessen, dass sich zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer als Reaktion auf den US-Gewalthorror ausländischen Produktionen zugewandt hätten, für die exemplarisch Guillermo del Toro herangezogen wird. Man schließt mit Bildern aus Frank Darabonts „Der Nebel“-Verfilmung.

Wie das alles in rund eineinhalb Stunden passen soll? Leidlich! Es ist gelungen, zahlreiche bedeutende, genreprägende Filme zumindest namentlich zu erwähnen oder in kurzen Ausschnitten anzuschneiden und ihre jeweiligen Subtexte auf den Punkt gebracht auszuformulieren, wenn auch recht thetisch und absolutistisch, obwohl sicherlich das eine oder andere zu diskutieren wäre. Wenn es gerade passt, wagt man vorsichtige Blicke über den Tellerrand – gen Europa oder in Hinblick auf genrefremde Klassiker wie z.B. „Easy Rider“, dies bleibt jedoch die Ausnahme. „Nightmares in Red, White and Blue” könnte ein unbedarfteres Publikum durchaus dazu anregen, ihm bisher verborgen gebliebene Facetten des Unterhaltungskinos zu entdecken und für die metaphorische Rolle des Horrorfilms in Bezug auf gesellschaftliche oder politische Phänomene empfänglich zu machen. Für jeglichen Tiefgang handelt es sich um einen viel zu hastigen Schnelldurchlauf, als grober Überblick übers Genre gerade für Einsteiger(innen) kann sich dieser Dokumentarfilm aber sehen lassen – und als unterhaltsame Revue für Genrekenner(innen) ebenso.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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