New York, New York - Martin Scorsese (1977)

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jogiwan
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New York, New York - Martin Scorsese (1977)

Beitrag von jogiwan »

New York, New York

Bild

Originaltitel: New York, New York

Herstellungsland: USA / 1977

Regie: Martin Scorsese

Darsteller: Liza Minnelli, Robert De Niro, Lionel Stander, Barry Primus

Story:

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs laufen sich im überschwänglichen Jubel einer Party in New York der Saxophonist Jimmy und die aufstrebende Sängerin Francine über den Weg. Obwohl Francine von dem sehr aufdringlichen Jimmy genervt ist, lässt dieser nicht locker und aus den beiden wird ein Paar. Als die beiden gemeinsam mit einer Band auf Tour geht und sich der erste Erfolg einstellt, wird Francince von Jimmy abermals zur Ehe überrumpelt. Doch später häufen sich die Streits und als Francine schwanger wird und das anstrengende Tour-Leben beenden möchte, häufen sich die Spannungen weiter, die wenig später auch das fragliche Glück der Beiden auf die große Probe stellt.
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jogiwan
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Re: New York, New York - Martin Scorsese (1977)

Beitrag von jogiwan »

Inhaltlich vollkommen schrecklicher Musikfilm von Martin Scorsese, der hier das Leben und die Beziehung zweier Menschen beschreibt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite gibt es Francine, die talentierte Sängerin mit einer Engelsgeduld, die später auch Karriere machen wird und auf der anderen Seite Jimmy, den egozentrischen Saxophonisten, der charakterlich unter aller Kanone ist und den man schon in den ersten Filmminuten alles Schlechte an den Hals wünscht. Bei Musicals muss nicht immer alles Gute-Laune sein und gegen ein gutes Drama hab ich auch nichts einzuwenden, aber was sich hier vor den Augen des Zuschauers abspielt ist eine unerträgliche Geschichte eines chauvinistischen Arschlochs, der alle anderen Menschen ausnutzt und selbst dann wenn er seine Ziele erreicht noch absolut unerträglich erscheint. Da hilft es auch wenig, dass die Schauspieler gut agieren und der Film teils bunt und bewusst künstlich daherkommt und der Streifen technisch vor mir aus durchaus gelungen erscheint. Ich will ja selten Filme abbrechen, aber hier hätte ich nach der viel zu lang ausgedehnten Anfangsszene, in der Jimmy Francine auf einer Party auf unerträgliche Weise bedrängt schon große Lust gehabt, die Scheibe aus dem Player zu nehmen und mir den Rest zu ersparen, der ja dann noch viel schlimmer wird. Dass „New York, New York“ als Film gefloppt ist, ist angesichts des unerträglichen Charakters von Saxophonisten Jimmy ja kein Wunder und ich fand "New York, New York" über weite Strecken bedrückender als Lars von Triers "Dancer in the Dark". Geblieben ist ja wenigstens noch der gleichnamige Song, der im Finale von der über weite Strecken bemitleidenswerten Liza Minelli ja beeindruckend gesungen wird.

PS: Nach "Taxi Driver" der nächste Total-Flop. Martin Scorseses fragwürdiges Bestreben vollkommen kaputte Männerbilder zu glorifizieren und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr...
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Re: New York, New York - Martin Scorsese (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 24.02.2022 bei Koch Films noch einmal als Doppel-Blu-ray/DVD-Kombination:

Bild

Extras:
Kinofassung erstmalig in HD, Kommentare, Alternative und entfallene Szenen incl. alternativem Ende, Trailer, Bildergalerie, Booklet u.v.m.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=114456
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: New York, New York - Martin Scorsese (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben: Fr 20. Jul 2018, 09:18 Nach "Taxi Driver" der nächste Total-Flop. Martin Scorseses fragwürdiges Bestreben vollkommen kaputte Männerbilder zu glorifizieren und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr...
So wenig, wie Scorsese Travis Bickle in "Taxi Driver" glorifiziert, glorifiziert er Jimmy in "New York, New York". Hauptrollen, nicht einmal Identifikationsfiguren müssen immer Sympathieträger(innen) sein.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: New York, New York - Martin Scorsese (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

„New York ist glücklich, die Vereinigten Staaten sind glücklich und die Welt hat endlich Frieden!“

Nach seinem Erfolg mit „Taxi Driver“ schlug sich US-Ausnahmeregisseur Martin Scorseses gewonnene künstlerische Freiheit in seinem 1977 veröffentlichten Film-noir-Musical „New York, New York“ nieder, für das eine Hommage ans klassische, heitere Musical-Kino der 1940er und -50er Jahre mit neo-noireskem New-Hollywood-Film eine Symbiose einging. Sie wurde Scorseses nach „Boxcar Bertha“ zweiter Film ohne seinen ursprünglichen Stammmimen Harvey Keitel, jedoch ein weiterer mit seinem neuen Lieblingsschauspieler Robert De Niro („Taxi Driver“) in der männlichen Hauptrolle. Die weibliche bekleidete niemand Geringeres als Liza Minnelli („Cabaret“), womit der Film perfekt besetzt wurde.

„Ich bin kein Gentleman!“

Trubel auf dem Times Square: Der Zweite Weltkrieg ist vorüber, ein euphorischer Reporter kommentiert das bunte Treiben auf den Straßen. Ein Auszug aus einem Radio-Interview ruft in Erinnerung, dass auch Musiker seinerzeit die US-Truppen unterstützt hatten. Scorsese zeigt daraufhin eine ausgelassene Siegesfeier der Soldaten mit einem Jazzorchester und führt Saxophonist Jimmy (Robert De Niro) in die Handlung ein. Er blitzt bei den Frauen ab und wird bei Francine (Liza Minnelli) von der Truppenbetreuung sehr aufdringlich, woraus schöne Screwball-Dialoge entstehen. Francine begleitet Jimmy zu einem Vorspiel, obwohl er ein rotzfrecher Hallodri und Aufschneider ist. Als er eigentlich schon abgelehnt wurde, beginnt Francine zu singen, worauf er mit seinem Saxophon einsteigt – und engagiert wird! Zum Feiern geht’s gemeinsam auf Kneipentour, in deren Anschluss heiße Küsse ausgetauscht werden. Jimmy checkt dreist im selben Hotel wie Francine ein, macht dann aber doch einen Rückzieher. Die beiden machen es sich ein bisschen kompliziert.

„So süß, wie sie singt, so ist sie auch.“

Francine tritt schließlich allein auf, Jimmy macht sie ausfindig. Gemeinsam geht man zusammen mit einem ganzen Orchester auf Tour. Er drängt sie zur Blitzhochzeit. Als Orchesterleiter Frankie (Georgie Auld) hinschmeißt, tritt Jimmy in dessen Fußstapfen. Eigentlich hätte der Film an diesem Punkt mit einem Happy End abschließen können und es wäre in Ordnung gewesen. Es machte Spaß, sich diese Entwicklung anzusehen, die Atmosphäre war anheimelnd und die Stimmung gut. Scorsese jedoch geht weiter, verlässt die heile Musical-Traumwelt und schafft Konflikte:

Seine Verpflichtung als Bandleiter kehrt Jimmys negative Eigenschaften hervor, er wird anstrengend und bestimmend, herrschsüchtig und autoritär. Francine hingegen wird von ihm schwanger. Ungeachtet dessen möchte er weitertouren, Francine jedoch zurück nach New York. Mit einer Ersatzsängerin läuft’s dann bei Weitem nicht so gut wie mit Francine hinterm Mikro. Jimmy steigt in eine sich ausschließlich aus schwarzen Musikerinnen und Musikern zusammensetzende Band ein, womit Francine aufgrund ihrer Schwangerschaft hadert. Dafür wird sie von der Plattenfirma Decca Records unter Vertrag genommen, wovon Jimmy wiederum wenig begeistert ist. Ein erbitterter Streit aufgrund von Zukunftsängsten und gekränkter Eitelkeit entbrennt. Schließlich gebiert sie das gemeinsame Kind und nennt es sogar Jimmy – doch der erwachsene (?) Jimmy verlässt sie, noch während sie im Krankenhaus liegt, ohne seinen Lendenspross auch nur eines Blickes zu würdigen. Er lässt sie tatsächlich mir nichts, dir nichts mit dem Nachwuchs sitzen.

„Happy ending in a Broadway show...“

Gleichwohl ist Francine ohne Jimmy gar nicht so schlecht dran: Sie macht Karriere als Sängerin, Scorsese lässt sie mehrere Stücke nacheinander in ausgedehnter Musicalform aufführen. Sie avanciert gar zum Superstar, über den die Kino-Wochenshow berichtet. Jimmys Komposition „New York, New York“ schießt aber ebenfalls auf Platz 1 der Charts.

Nun sind Musikfilme sicherlich nicht das Erste, das man für gewöhnlich mit Martin Scorsese in Verbindung bringt – obwohl er mehrere schuf. Dieser war der erste. Der überlange Film groovt sich auf ein angenehmes Erzähltempo ein und kehrt – neben aller ehrlichen Begeisterung für die Musik, die mit viel Jazzgequietsche einhergeht – in der zweiten Hälfte heraus, was er in der ersten bereits mit der Figureneinführung angedeutet hatte: welch verantwortungsloser, eitler und letztlich egoistischer Typ Mann Jimmy ist. Darüber hinaus ist „New York, New York“ ein antirassistisches Statement über die verbindende, hautfarbenübergreifende Kraft der Musik. In seinem letzten Drittel ist der Film fast ausschließlich ein Musical und endet nach seinen intimen Einblicken ins damalige Musikerinnen- und Musikerleben mit einer urban-melancholischen Schlusseinstellung. „New York, New York“ ist opulent ausgestattet, was bis zu an Kubrick erinnernde, artifizielle Bildsymmetrien reicht.

Es wirkt, als habe Scorsese bewusst zwei Menschen mit ganz irdischen Problemen in eine Kunstwelt hineingeworfen, um sie darin zu beobachten. Dazu passt, dass er Minnelli und De Niro viel improvisieren ließ. Letzterer lernte eigens für diesen Film das Saxophonspiel. Mit dem von Francine gesungenen, titelgebenden „New York, New York“, das weit über diesen Film hinaus (insbesondere in Frank Sinatras Interpretation) Popularität erlangte, erhielt die Stadt ihre Hymne – wofür Scorsese also mitverantwortlich zeichnet. In seiner gewagten Synthese aus fröhlichem Musical und New-Hollywood-Realismus wirkt der Film jedoch etwas überambitioniert, was vielleicht zum kommerziellen Misserfolg an der Kinokasse führte. In künstlerischer Hinsicht aber ist „New York, New York“ mehr als nur einen Blick wert – und sei es nur, um zu sehen, wie der in Little Italy aufgewachsene Scorsese einmal mehr eindrucksvoll illustriert, wie sehr ein ausgeprägter Machismo dem privaten Glück im Wege steht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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