Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Re: Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Beitrag von Onkel Joe »

jogiwan hat geschrieben:
PS: ich hab ein paar Mal was von einer Tonzensur der deutschen Fassung gelesen. Weiß jemand auf die Schnelle, was es sich damit auf sich hat?

Für die DVD Auswertung wurden 2-3 Sätze mit neuer Synchro versehen weil die Macher(damals Kinowelt) der Meinung gewesen sind das diese in der 1. Synchro zu drastisch ausgefallen sind!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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jogiwan
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Re: Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Beitrag von jogiwan »

spiegel.de hat geschrieben:
"Wenn Notwehr zum Vergnügen wird“


Wie kein amerikanischer Law-and-Order-Film zuvor predigt der Bronson-Thriller „Ein Mann sieht rot“ Selbstjustiz und Privatrache. Dennoch kommt der „Appell an die niedrigsten Instinkte“ auch in Deutschland gut an: Eine halbe Million Besucher sahen den Film, der jetzt in 75 Kinos läuft, in den ersten zwölf Tagen -- neuer Rekord.
Denn zum einen spekuliert "Ein Mann sieht rot" wirksam mit latenter Bürgerfurcht, die er als bequeme Feigheit denunziert: Die einzigen Gründe, die er für das Verbrechen angibt, sind die der Toleranz der potentiellen Opfer.
Noch eine zweite Exkulpation liefert "Ein Mann sieht rot" den angesprochenen Mordinstinkten. Indem der Held kein Schläger, sondern ein ursprünglich besonders friedfertiger, ja linksliberaler Verächter von Krieg und Gewalt ist, wird dem Zuschauer eingehämmert, daß die Welt inzwischen total gewalttätig geworden ist -- und keinen Platz mehr für Friedfertigkeit hat
ein durchaus interessanter Artikel aus dem Jahr 1974 zum damaligen Kino-Erfolg:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41651362.html
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buxtebrawler
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Re: Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich am 27.03.2020 noch einmal bei NSM Records im Rahmen der "DEATH WISH COLLECTION"-Blu-ray-Box zusammen mit vier weiteren Teilen der Fimlreihe im Mediabook erschienen:

Bild

Extras:
* 24-seitiges Booklet mit Text von Nando Rohner
* Trailer

Enthält:
- DEATH WISH 1 - EIN MANN SIEHT ROT
- DEATH WISH 2 - DER MANN OHNE GNADE – Unrated Version
- DEATH WISH 3 - DER RÄCHER VON NEW YORK
- DEATH WISH 4 - DAS WEISSE IM AUGE
- DEATH WISH 5 - THE FACE OF DEATH

* Limitiert auf 666 Stück
* 60-seitiges Booklet

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=101041
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Beitrag von karlAbundzu »

Ein Mann sieht rot DVD

Eine Frau wird in ihrer Wohnung getötet. Ihre Tochter vergewaltigt. Der Mann, ein Liberaler, sogar Kriegsdienstverweigerer, findet nach und nach gefallen an Selbstjustiz.
Der Michael Winner Klassiker, der ja zusammen mit Dirty Harry so eine ganz eigenes Subgenre gründete.
Hier noch eher behutsam und langsam erzählt. Klar, der Überfall auf die beiden Frauen kommt früh und heftig (Überraschung hier: ein junger Jeff Goldblum in Begleitung eines Skinheads und eines hippiesken Künstlers, der Hakenkreuze sprüht, Hallo, Manson), wirklich unangenehm und gefühlt auch ziemlich lange. Doch die Wandlung von Paul Kersey von einem großbürgerlichen Liberalen zum kalten Killer geht schrittweise. Manche Schritte sind überraschend und auch schmierig: Das eine Wild West Show in Tucson eine Inspiration ist, strange.
Insgesamt hat mir der Film sehr gut gefallen, ist spannend, klug inszeniert, schön gedreht. Und der Soundtrack von Herbie Hancock superb!
Eine Hauptrolle spielt New York, gleich nach der Anfangsszene in Hawaii gibt es viele NY-Bilder, und wie New York roh, schmutzig und brutal ist. (Vielleicht finde ich so NY Filme immer gut, fällt mir gerade auf) Die Kriminalität ist wirklich überall und ständig anwesend und die Leute haben sich damit auch irgendwie abgefunden, keiner wundert sich darüber. Und so ist es auch ein leichtes, sich überfallen zu lassen, wie es Paul irgendwann gerne als Abendveranstaltung tut. In das richtige Diner gehen, mit der U-Bahn fahren oder in einen Park gehen, dann wird man sicher überfallen.
Verhandelt wird hier ja tatsächlich die Frage, ob Selbstjustiz aus irgendeinem Blickwinkel ok ist. Aber halt weder beantwortet noch besonders in der Tiefe. Denn ab einem gewissen Zeitpunkt geht es dann eher um die Frage, wann der Oberbulle Paul auf die Schliche kommt und was dann passiert. Apropos Oberbulle: Die Rolle des Frank Ochoa (Wunderbar gespielt von Vincent Gardenia) ist hier einerseits hard-boiled, andererseits auch komisch angelehnt, was dem genannten Thema die Ernsthaftigkeit und Tiefe nimmt. Ebenso ist die Besetzung mit Charles Bronson dann misslungen, wenn man vorhatte einen Softie-Liberalen und dessen schmerzhafte unvermeidbare Wandlung zum Rächer für die Stadt, zu zeigen. Der geplante Jack Lemmon hätte da besser gepasst. Bronson nimmt man den Liberalen nicht so recht ab, und die Wandlung zum Killer fällt ihm sehr leicht, ohne große Gewissensbisse und mit sichtbarem Spaß.
Die Nebenhandlung, ie immerhin Pauls Motivation sein sollte mit der Tochter und Schwiegersohn wird auch nicht zu Ende gedacht/erzählt und das Schlussbild sagt einiges. Insofern kann ich die Kritik an den Film schon nachvollziehen, auch wenn ich es dann doch ein wenig differenzierter sehe.
Noch was schönes: Die Kollegen Pauls im Architekturbüro zwischen Wohnzimmerfaschos (der eine fordert Konzentrationslager für Verbrecher, und sagt, man bräuchte mehr Polizisten statt Menschen) und kapitalistischer Wegseher (Was das alles kostet...) sind gut gezeichnet, auch ihr Bau-Projekt zeigt Zynismus. Der erzreaktionäre Texaner ist dann doch zu sehr Klischee.
Insgesamt guter spannender Film, irgendwie Krimi sogar. Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Beitrag von karlAbundzu »

jogiwan hat geschrieben:
PS: ich hab ein paar Mal was von einer Tonzensur der deutschen Fassung gelesen. Weiß jemand auf die Schnelle, was es sich damit auf sich hat?
Ich habe mir den Film jetzt beinahe ganz zweimal angesehen, deutsch und original. Die Originalen Dialog sin dheftiger in ihrer Aussage: Ein Architektur-Kollge spricht zum Beispiel davon, die ganzen Kriminellen in ein Konzentrationslager stecken zu wollen. So was gibt es nicht beim deutschen Ton, da hiess es, glaube ich: Alle wegsperren. Die deutschen UT sind zum Glück am original.
Ich würde sowas aber nicht Tonzensur nennen. Bei der Synchro geht es ja immer auch um Interprtation.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Ein Mann sieht rot - Michael Winner (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 31.03.2023 noch einmal bei NSM Records als Blu-ray/DVD-Kombination im auf 333 Exemplare limitierten Mediabook ("Cover E"):

Bild
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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