Der fremde Sohn - Clint Eastwood (2008)

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Maulwurf
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Der fremde Sohn - Clint Eastwood (2008)

Beitrag von Maulwurf »

 
Der fremde Sohn
Changeling
USA 2008
Regie: Clint Eastwood
Angelina Jolie, John Malkovich, Jeffrey Donovan, Michael Kelly, Colm Feore, Jason Butler Harner, Amy Ryan,Geoff Pierson, Denis O'Hare,
Frank Wood, Peter Gerety, Reed Birney, Gattlin Griffith, Michelle Gunn, Jan Devereaux, Erica Grant, Antonia Bennett


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OFDB

Los Angeles, 1928. Die alleinerziehende Mutter Christine Collins (Angelina Jolie) verabschiedet sich morgens von ihrem Sohn Walter und geht zur Arbeit. Am Abend ist der Neunjährige spurlos verschwunden. Fünf verzweifelte Monate später bringt ihr die Polizei einen Jungen, doch Christine ist überzeugt: das ist nicht ihr geliebter Walter! Die Behörden tun alles, um Christine zum Schweigen zu bringen, aber die kämpft unbeirrt weiter. Ihre Suche nach der Wahrheit bringt einen Sumpf aus Korruption und Lügen ans Licht, erschüttert die Öffentlichkeit und verändert L.A. für immer... (Quelle: https://www.videobuster.de/dvd-bluray- ... remde-sohn)

Ein wahrlich erschütterndes Drama ist es, das Clint Eastwood hier auf Zelluloid gebannt hat, und was sich hinter diesen doch relativ nüchternen Worten zeigt hat das Zeug, beim Zuschauer tatsächlich schieres Entsetzen zu erzeugen. Vor allem die erste Stunde ist ein bitterböses und tieftrauriges Drama um eine alleinerziehende Mutter in einer Zeit, in der alleinerziehende Mütter Freiwild für jeden dahergelaufenen Deppen waren, und der von einer komplett inkompetenten und dabei extrem selbstbewussten Polizei immer wieder erklärt wird, dass sie als Mutter überhaupt nichts taugt. Einer Polizei, die, mit den Worten des Presbyterianer-Predigers Briegleb, korrupt und kriminell auftritt, und die die Stadt Los Angeles tatsächlich fest in einem Würgegriff aus Angst, Terror und Einschüchterung hält.

So weit, so gut und traurig. Nach einer Stunde schafft Eastwood dann aber das Kunststück, dieses reine Drama zu einer sehr düsteren und bitteren Mordgeschichte werden zu lassen, um dann abschließend zwei Gerichtsverhandlungen parallel zu zeigen, ohne sich dabei aber von seiner ursprünglichen Geschichte zu entfernen. Die Verknüpfung dieser drei Genres zu einem stimmigen Ganzen, die gleichzeitig erzählten Verhandlungen sowie die Verbindung der beiden grundlegenden Geschichten, einmal um den verschwundenen und wieder aufgetauchten Jungen, und dann um die Wineville-Chicken-Morde (Wineville Chicken Coop Morde – Wikipedia), gelingt dank einer sensiblen Regie und der erstklassigen Darsteller scheinbar wie von selbst. Kein Bruch in der Spannung, keine abgehackte Erzählung, keine Details die plötzlich fragwürdig erscheinen. Na gut, davon hat es dann abschließend doch das ein oder andere, was aber der erstklassigen Erzählung keinen Abbruch tut. DER FREMDE SOHN ist empfindsames Kino wie aus den goldenen Zeiten Hollywoods, und hat problemlos das Zeug, Eltern die Tränen in die Augen zu treiben. Und Filmfans mit Hang zu älteren Filmen und/oder guten Geschichten Tränen der Rührung.

Der Fall der Christine Collins ist wahr, und auch wenn viele Einzelheiten des Films der Dramaturgie geschuldet sind, so ist der Ablauf doch grundlegend so passiert wie dargestellt. Was das Grauen noch steigert, und für alle die denken, dass die heutigen Zeiten besser wären, möchte ich die Gelegenheit nutzen, auf den Fall des Gustl Mollath hinzuweisen, dessen Schicksal mir bei der Sichtung immer wieder in den Sinn kam, und auf dessen schreckliche Erlebnisse man gar nicht oft genug verweisen kann …

7/10
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