Der Dschungel von Manhattan - Fred F. Sears (1956)

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Maulwurf
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Der Dschungel von Manhattan - Fred F. Sears (1956)

Beitrag von Maulwurf »

 
Der Dschungel von Manhattan
Rumble on the docks
USA 1956
Regie: Fred F. Sears
James Darren, Laurie Carroll, Michael Granger, Edgar Barrier, David Bond, Barry Froner, Timothy Carey, Celia Lovsky, Robert Blake, Jerry Janger, David Orrick McDearmon, Don Devlin, Robert C. Ross, Dan Terranova, Salvatore Anthony, Joel Ashley, Freddie Bell


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OFDB

Die versuchte Vergewaltigung von Della an der Waterfront von New York beschwört einen Bandenkrieg zwischen den Diggers und den Stompers hervor. Dellas Bruder ist bei den Diggers dabei, und deren Anführer, Jimmy Smigelski, prügelt die beiden Möchtegern-Vergewaltiger windelweich. Die revanchieren sich mit einem schlimmen Überfall auf den Sommerball der Gemeinde, wo die Diggers friedlich tanzen wollten.
Szenenwechsel: Jimmys Vater Pete wurde von Gangsterboss Joe Brindo schon vor 10 Jahren fast zum Krüppel gemacht. Gerade jetzt versucht Pete, zusammen mit seinem Freund Marchesi, einen Pier unter eigener Regie zu führen, ganz ordentlich und nach den Statuten der Gewerkschaft. Und vor allem ohne Geld abzudrücken an Joe Brindo. Brindo ist clever, und nimmt Jimmy wie einen Sohn in seine Organisation auf, um einen Keil in die Familie Smigelski zu treiben. Mit Erfolg: Der Vater wirft den Sohn hochkant raus, und spätestens nach der erwähnten schlimmen Schlägerei mit den Stompers, bei der sogar eine Pistole zum Einsatz kam, und der 10-jährige Pooch, Delias Bruder, fast zu Tode geprügelt wurde, bricht die Familie entzwei. Als Marchesi ermordet wird und einer der Clansleute Brindos dafür verantwortlich gemacht wird, schlägt Jimmys große Stunde: Durch eine Falschaussage kann er Brindos Ruf reinwaschen, sich selber einen Platz in der Hierarchie sichern – Und seinen Vater in den Untergang stürzen. Will er das wirklich?

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Was hier vielleicht ein wenig wirr klingen mag, ist im Film eigentlich sehr gut strukturiert. Wir kommen vom Juvenile Crime-Genre, driften ab in einen ernsthaften Gangsterfilm, streifen eine Zeitlang sogar das Genre des Gerichtsfilms, und landen am Schluss bei einer wilden Schießerei in einer Garage, die von der Szenerie und der Aufstellung der Figuren her auch ein Western sein könnte. Natürlich ist fast von Beginn an klar, wie DER DSCHUNGEL VON MANHATTAN ausgehen wird, das ist bei einem Actioner aus dem Jahr 1956 kaum anderes zu erwarten. Aber der Weg ist das Ziel, und der ist hier vollgestopft mit knüppelharten Kämpfen, mit Blut, mit jeder Menge guter Action, und mit Charakteren die das Wort Plakativ 10 Meilen breit über die Stirn gepinselt haben.

Stört das? Nein!! Es kommt keine einzige Sekunde Langeweile auf, nicht einmal in den kurzen Momenten der Zweisamkeit zwischen Jimmy und Della, weil der Zuschauer geradezu darauf lauert, dass gleich wieder etwas passiert. Außerdem ist die Halbstarken-Attitüde Jimmys perfekt getroffen, sein rotziger Rebel without a cause-Ton trifft ein Jahr nach …DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN und zwei Jahre nach DIE FAUST IM NACKEN das Milieu der orientierungslosen Jungschläger in einer heruntergekommenen Ecke eines abgewirtschafteten Hafens perfekt. Dafür müssen wir mit Krokodilstränen auf den Edelkitsch und die intellektuellen Einfälle der großen Hollywood-Formate verzichten, DER DSCHUNGEL VON MANHATTAN (der eigentlich viel richtiger Brooklyn ist) suhlt sich im Dreck und in der Stimmung eines schmuddeligen Viertels wie ein echter Noir aus der besten Zeit der Warner Brothers. Und so konnten weder das in Internetrezensionen gemeldete leblose Drehbuch noch eine angeblich schläfrige Kamera von meiner Seite aus entdeckt werden. Im Gegenteil schlägt die Geschichte wilde Kapriolen, die aber überzeugend mit Leben gefüllt und in eine sehr schöne Schwarzweiss-Fotografie eingebettet werden. DER DSCHUNGEL VON MANHATTAN hat mich fast ab der ersten Minuten mitgerissen durch seine packende Mischung aus bitterem Realismus und wilder Gangsterpistole, durch den starken Soundtrack und die erwähnten schönen Bilder.

Mag ja sein dass es daran liegt, dass ich nicht so der Juvenile Crime-Experte bin, aber der Film ist spannend, temporeich, schön anzuschauen, und hat starke Schauspieler. Ja was will man denn noch mehr? Für mich ist DER DSCHUNGEL VON MANHATTAN auf jeden Fall ein klarer Vorgänger britischer Hooligan-Filme mit der zusätzlichen Verbindung zum Gangsterfilm, womit er garantiert öfters mal im Player landen wird.

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